Eisenacher Wandelhalle nach Fußbodensanierung wieder eröffnet

Bildquelle: Werbeagentur Frank Bode | www.werbe-bo.de

Sanierung nach 14 Jahren abgeschlossen

Die Eisenacher Wandelhalle an der Wartburgallee ist seit 2004 schrittweise in fünf Bauabschnitten saniert und restauriert worden. Der letzte Teil – die Sanierung und Restaurierung des Fußbodens in der Halle – ist fertig und Oberbürgermeisterin Katja Wolf konnte die Wandelhalle heute offiziell gemeinsam mit dem Stiftungsratsvorsitzenden der „Stiftung Wandelhalle Eisenach“, Peter Bock wieder eröffnen.

Wegen der Arbeiten am Fußboden konnte die Wandelhalle fast zwei Jahre gar nicht genutzt werden. Zuvor hatte sie sich trotz der Sanierungsarbeiten bereits wieder als ein beliebter Veranstaltungsort in den Sommermonaten etabliert. Nachdem der Fußboden nun wieder hergestellt wurde, ist nach 14 Jahren die Wandelhalle jetzt rundum erneuert und kann in der Freiluftsaison für Veranstaltungen genutzt werden.

Die Wandelhalle ist ein besonderes Beispiel dafür, was gemeinschaftliches Engagement vollbringen kann. Von der Idee und der Stiftungsgründung über die finanzielle Unterstützung von Land und Denkmalstiftung bis zu jeder einzelnen Spende von Veranstaltern und Bürgern – es ist eine grandiose Erfolgsgeschichte, freute sich Oberbürgermeisterin Katja Wolf.

Zur endgültigen Wiedereröffnung der Wandelhalle informierte der Restaurator Stephan Scheidemann bei einer Führung über die Arbeiten des letzten Bauabschnittes „Fußbodensanierung“.

Die Sanierung der Wandelhalle
Die Wandelhalle ist Eigentum der Stadt Eisenach, die mit der Sanierung im Frühjahr 2004 begann. Im ersten Bauabschnitt stand der Südflügel im Vordergrund. Hier wurden der alte Kiosk entfernt, Toiletten neu gebaut, Naturstein- und Putzarbeiten vorgenommen, die historische Fassade rekonstruiert und die Beleuchtung erneuert. Zuvor waren auch der Baugrund zu stabilisieren sowie die Anschlüsse für Strom, Wasser und Abwasser neu zu verlegen.

Der zweite Bauabschnitt startete im Frühjahr 2006 mit dem Sanieren der historischen Wandelhallen-Fassade in Richtung Wartburgallee und Waisenstraße. Außerdem wurden die Bühne, der Bühnenbelag, die Säulen und das Dach der Bühne wieder hergerichtet.

Die gesamte Fassade zum Kartausgarten und der gesamte Innenbereich gehörten zum dritten Bauabschnitt der Wandelhalle. Dabei entstanden auch Abstell- und Umkleidebereiche entlang der Wartburgallee.

Die neue Gestaltung des Freigeländes an der Wandelhalle hin zum Kartausgarten war der vierte Teil der denkmalpflegerischen Sanierung des einstigen Kurhauses. Dafür waren umfangreiche Tiefbau-, Landschafts- und Gartenbauarbeiten notwendig. Es wurde ausgeschachtet, Erde abgetragen, neue Betonfundamente für die Stützmauern gegossen und die Abwasserleitungen neu verlegt. Auch das Bodenniveau vor der Wandelhalle ist wieder hergestellt worden.

Als krönende Abschlussmaßnahme folgte in diesem Jahr die Restaurierung des historischen Fußbodens im Innern der Wandelhalle. Der originale Fußboden bestand aus Terrazzo-Platten, die jedoch weitestgehend erneuert werden mussten. Erhaltene Fragmente auf kleineren Teilflächen wurden erhalten. In Abstimmung mit der Denkmalbehörde wurden die Platten nach historischem Vorbild nachgefertigt.

Kosten und Finanzierung der Sanierungsarbeiten
Die Gesamtkosten für die Sanierung der Wandelhalle belaufen sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Die Sanierung wurde mit Städtebaufördermitteln aus den Bund-Länder-Programmen „Städtebauliche Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen“ sowie „Stadtumbau Aufwertung“ und mit Mitteln aus dem Thüringer Landesprogramm für strukturwirksame städtebauliche Maßnahmen gefördert. Bei der Wiederherstellung dieses historischen Kleinods der Thüringer Baukultur handelt es sich um ein Leitprojekt der Innenstadtinitiative des Freistaats.

Die Wandelhalle in Eisenach gehört zu den mehr als 420 Projekten, die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dank Spenden, Erträge ihrer Treuhandstiftungen und Mitteln der GlücksSpirale allein in Thüringen fördern konnte. Seit 2004 unterstützte die Denkmalstiftung mit insgesamt mehreren Tausend Euro die abschnittsweise Sanierung der Wandelhalle.

Darüber hinaus engagierte sich neben der Wartburg-Sparkasse auch die Eisenacher Bürgerschaft seit der Stiftungsgründung mit zahlreichen kleinen und größeren Spenden für „ihre“ Wandelhalle.

Ohne diese vielfältige Unterstützung hätten wir die Wandelhalle nicht wieder zum Leben erwecken können, betonte die Oberbürgermeisterin und dankte herzlich allen Stiftern, Sponsoren und Spenden.

Die „Wandelhalle Eisenach-Stiftung“
Die Wandelhalle Eisenach-Stiftung wurde im September 2001 als treuhänderische Stiftung in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gegründet. Die Stiftung wurde mit dem Ziel ins Leben gerufen, insbesondere die Pflege und Erhaltung des anerkannten Kulturdenkmals „Wandelhalle“ zu fördern und nach Abschluss der Sanierung die Nutzung des Gebäudes zu organisieren. Zudem strebt die Stiftung eine weitere Erhöhung des Stiftungskapitals an. Die Erträge dieses Kapitals dienen der dauerhaften Unterhaltung der Wandelhalle. Die Stifter sind Firmen und Privatpersonen.

Seit Ende 2011 können für die Wandelhalle Eisenach-Stiftung ideelle Wandelhallen-Aktien zu 100, 200 oder 500 Euro gekauft werden. Die Aktien-Erlöse fließen in das Stiftungskapital. Die Aktien-Briefe sind bei der Wartburg-Sparkasse erhältlich. Die Wandelhalle Eisenach-Stiftung ist auch weiterhin auf ein Wachsen ihres Stiftungskapitals angewiesen, damit die Stiftung die Wandelhalle künftig selbst unterhalten kann.

Zur Geschichte der Wandelhalle
Das anerkannte Kulturdenkmal blickt auf eine über 100-jährige Geschichte zurück. 1906 wurde das Bauwerk am Rande des englischen Kartausgartens errichtet, um die Stadt für den Fremdenverkehr und den Kurbetrieb attraktiver zu gestalten. Konzerte im Musikpavillon, Pflanzenpracht und mineralhaltiges Quellwasser boten sowohl den Eisenachern als auch Gästen der Stadt Erholung und Abwechslung. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bemühte man sich nur mäßig um den Erhalt der Wandelhalle. Bauliche Mängel wurden zum Teil beseitigt, wobei man das Gebäude an einigen Stellen deutlich veränderte.

Anfang der 90-er Jahre gab es rege Diskussionen um ein neues Nutzungskonzept für die Wandelhalle. Schließlich einigten sich die Stadt, Bürger, Verbände und Vereine darauf, die Wandelhalle als Ort für vielfältige kulturelle Aktionen und Veranstaltungen wieder aufleben zu lassen. Seit 2001 wird dieses Ansinnen von besonderem privaten Engagement – der „Stiftung Wandelhalle Eisenach“ – getragen.

Spenden für die Stiftung und den einstigen Trinkbrunnen gefragt
In der Mitte der Wandelhalle gab es seit 1928 auch einen Trinkbrunnen für die damaligen Kurgäste. Bei der Sanierung des Innenraumes der Wandelhalle erinnerte man sich wieder an den historischen Trinkbrunnen für die Kurgäste. Vorsorglich wurde deshalb ein Wasseranschluss am einstigen Standort eingebaut. Rosemarie Schneider vom Ortskuratorium Eisenach der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und viele andere würden sich freuen, wenn wieder ein Brunnen eingebaut werden könnte, da eine richtige Quelle für einen Trinkbrunnen ja nicht mehr vorhanden ist.

In der „Eisenacher Tagespost“ vom 14. Mai 1928 wurde die neue Brunnenanlage beschrieben: „Der übermannshohe Brunnen ist in brauner Keramik ausgeführt; in eine breite Schale führen Fließöffnungen das natürliche Quellwasser in gewärmten oder rohen Zustand. Der Brunnen ist eine Schöpfung des Eisenachers Hermann Blechschmidt, trägt oben die symbolische Figur einer Genesenden, die das kraftspendende Wasser schöpft. Der Brunnen ist aufgestellt von Töpfermeister Habbicht.“

Im Rahmen der Planungen um eine Instandsetzung der Wandelhalle im Jahr 1955 wurde jedoch der Trinkbrunnen abgebaut. In einer Niederschrift von 26. Januar 1955 dazu heißt es: „Durch den Wegfall der Kurwasserleitung hat der im Gebäude stehende Brunnen keine Berechtigung mehr und müßte dort entfernt werden.“

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