Erschütterung über rechtsmotivierte Morde darf nicht aufhören

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Oberbürgermeistern Katja Wolf zum NSU: „Erschütterung über rechtsmotivierte Morde darf nicht aufhören“

Zehn Jahre ist es her, dass die rechtsnationalistische Terrorgruppe Nationalistischer Untergrund (NSU) in Eisenach ihr Ende fand. Am 4. November 2011 entdeckte die Polizei die Leichen von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in einem Wohnmobil im Eisenacher Ortsteil Stregda. Erst dadurch wurden die Ermittler auf die Existenz der Terrorgruppe überhaupt aufmerksam.

Bis heute sitzt der Schock über das beispiellose Versagen der Behörden, über das Ausmaß der Taten und das dahinter stehende Netzwerk des Terrors tief in unserer Gesellschaft. Die Erschütterung über rechtsmotivierte Morde darf nicht aufhören, sagt Oberbürgermeisterin Katja Wolf.

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Neun Menschen mit Migrationshintergrund gehören zu den Opfern, dazu kommt eine aus Thüringen stammende Polizistin. Weitere 43 Mordversuche, drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle werden dem NSU zugerechnet. Dabei griffen die Täter auf ein weit verzweigtes Unterstützernetzwerk zurück, in dem sich neben Funktionären rechtsextremer Parteien auch V-Personen des Verfassungsschutzes befanden.

Wir sind uns unserer großen Verantwortung bewusst. So etwas darf nie wieder in Deutschland passieren. Das darf überhaupt nicht passieren, nirgends. Die Menschenwürde muss immer und überall geachtet werden – egal welche Menschen mit was für einer Herkunft in welchem Land auch immer das betrifft. Lasst uns alle gemeinsam an dieser Zukunft arbeiten, so die Oberbürgermeisterin weiter.

Ausstellung, Demonstration und Theaterprojekt

Heute wird deutschlandweit an die Opfer erinnert. Die Auseinandersetzung in Eisenach begann aber schon viel früher: Mit dem Kooperationsprojekt „Das Trauma eines Landes: der NSU. Jahresprojekt für Courage und Demokratie in Eisenach“ schloss sich die Stadt einer mahnenden Erinnerungskultur an, die an vielen Orten Deutschlands wichtige Fragen zum NSU-Komplex stellt, den Opfern ihre Würde zurückgibt und rechtsextremistische Erscheinungsformen kritisch aufgreift. Kooperationspartner sind dabei neben der Stadt Eisenach das Landestheater Eisenach, das Theater am Markt TAM, der Kunstpavillon Eisenach, die lokale „Partnerschaft für Demokratie“ Eisenach und Wutha-Farnroda, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Antifaschistische Linke Eisenach, das Bündnis gegen Rechtsextremismus Eisenach, das Jugendbüro RosaLuxx sowie die Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen e.V..

Aktuell ist die Satellitenausstellung „Offener Prozess“ im Stadtschloss zu sehen. Die gesamte Ausstellung ist in der Neuen Sächsischen Galerie in Chemnitz zu finden. Am heutigen Donnerstag ruft der DGB Wartburgkreis zudem zu einer Demonstration unter dem Motto „NSU. Das Trauma eines Landes“ auf. Beginn ist um 17.30 Uhr Am Schafrain in Stregda. Um 19 Uhr folgt einer Gesprächsrunde der Fraktion Die Linke des Thüringer Landtags im Bürgerhaus in der Ernst-Thälmann-Straße 94. Die Tochter des Blumengroßhändlers Enver Simsek, der im September 2000 in Nürnberg das erste Opfer des NSU wurde spricht über ihre Erlebnisse und ihr Buch „Schmerzliche Heimat. Deutschland und der Mord an meinem Vater“.

Die Theaterinszenierung „Manifest(o)“ unter freiem Himmel stellt am Sonntag, 7. November, die Frage, wie eine Gesellschaft mit der großen Schuld solcher Verbrechen umgehen kann. In einem Ritual der Reinigung, das performativ von Marc Sinan und seinem Team auf dem Theaterplatz in Eisenach aufgeführt wird, sollen die Unterdrückten, die Angegriffenen, die Missachteten, die Getöteten, die Nicht-Freien eine Stimme erhalten. Beginn ist um 19 Uhr. Zuvor präsentiert die Schauspielerin Linda Ghandour den Monolog „Wo kommst du her?“, in dem sie – geboren in Weimar – die Konfrontation mit ihren syrischen Wurzeln thematisiert. Mehr Informationen

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