Freunde und Förderer des Landesthaters Eisenach zur Theaterreform

Bildquelle: Werbeagentur Frank Bode | www.werbe-bo.de

Die am 20.08.2015 durch die Presse bekannt gewordenen Überlegungen des Ministers für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff zum Abbau der Landeskapelle Eisenach werden von den „Freunden und Förderern des Landestheaters Eisenach e.V.“ entschieden abgelehnt. Viele Argumente sprechen gegen diese Pläne: Sie beziehen sich auf die Bedeutung der Landeskapelle im Spielplan des Theaters, die Tradition der Musikkultur in Eisenach oder auf die Bedeutung der Musiker im städtischen Kulturleben. An dieser Stelle soll aber ein Argument in die Diskussion eingebracht werden, das auf die Folgen von Einspar- und Abwicklungsszenarien in der Kultur verweist:

Es liegt nun schon einige Monate zurück, da stellte im Rahmen der Diskussionen um das Haushaltssicherungskonzept die NPD am 21.11.2014 im Eisenacher Stadtrat einen Antrag zur Schließung des Eisenacher Landestheaters. In diesem Antrag wurden Aussagen getroffen, die darauf abzielten Theatermitarbeiter und -besucher als elitäre, dekadente Egoisten zu diffamieren, denen die soziale Not der Stadt vollkommen egal ist, solang sich nur die Hautevolee der wenigen, meist aus dem Südviertel ins Theater gehenden Eisenacher, champagnergeschwängert auf die Schulter klopfen kann.“ Weiterhin ist die Rede von der „Schickeria dieser Stadt“,[die] kostspielig mit Partnerstädten Sekt schlürft und sich an entarteten Inszenierungen ergötzt.“ Der Antrag wurde damals glücklicherweise noch abgewiesen. Man könnte diese Äußerungen damit einfach vergessen. Für uns sind sie ein Warnsignal. Denn es zeigt sich, wie sich demokratiefeindliche und menschenverachtende Stimmen erheben, wenn Kunst und Kultur durch kontinuierliche Einspar- und Abwicklungsdebatten unter Legitimationsdruck geraten. Theaterkultur wird damit angreifbar und ihre Daseinsberechtigung wird in Frage gestellt. Künstler und ihr Publikum verlieren an gesellschaftlicher Autorität und werden damit zur Zielscheibe von Diskriminierung. Letztlich wird das gesellschaftliche Klima in der Stadt rauer und ihr Ruf schlechter. Will Eisenach aber auch künftig als lebenswerte und lebendige Stadt wahrgenommen werden und damit Schrumpfungsprozessen, wie sie so viele ostdeutsche Klein- und Mittelstädten belasten, entgegenwirken, muss es seine vorhandene Kultur pflegen und ausbauen.

Die „Freunde und Förderer des Landestheaters Eisenach e.V.“ sperren sich nicht gegen strukturelle Veränderungen, wenn sie der Landeskapelle Eisenach vor Ort dienen und dem Landestheater Eisenach insgesamt eine Zukunftsperspektive bieten. Aus eigenen Gesprächen mit Fachleuten wissen wir, dass bereits sinnvollere Lösungen zum Erhalt der Thüringer Orchester- und Theaterlandschaft diskutiert wurden. Damit appellieren wir an die Landesregierung, die politischen Vertreter der Landkreise und Städte sowie die Intendanten, ihre Verantwortung für die Lebensqualität in Thüringen sehr ernst zu nehmen.

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