Fürstenhof: Aufstellungsbeschluss wird Stadtrat vorgelegt

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Historische Fassade unbedingt erhalten

Schon lange schwelt der Streit um den Erhalt der historischen Fassade des stadtbildprägenden Fürstenhofs in der Eisenacher Südstadt. Das Verwaltungsgericht Meiningen hatte die Stadtverwaltung Eisenach im vergangenen Jahr dazu verurteilt, dem Eigentümer eine Genehmigung auf Abriss der ehemaligen Hotel-Anlage zu erteilen. Dies gilt sowohl für das Gebäude mit der Aufschrift „Fürstenhof“ als auch die so genannte „Bornemannsche Villa“, die zwischenzeitlich weiter eingestürzt ist. Das Verwaltungsgericht ließ in seinem Urteil eine Berufung nicht zu, woraufhin die Stadt Eisenach beim Oberverwaltungsgericht Weimar Rechtsmittel einlegte.

Konkret wurde eine „Nichtzulassungsbeschwerde“, also ein Antrag auf Zulassung der Berufung, eingereicht. Eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts in Weimar steht noch aus. Dennoch möchte Oberbürgermeisterin Katja Wolf nicht länger wertvolle Zeit verstreichen lassen.

Ich lasse nicht zu, dass der Fürstenhof weiter verfällt. Viele Eisenacherinnen und Eisenacher verbinden ganz wesentliche Erinnerungen mit dem Fürstenhof. Er gehört zur Identität der Stadt, betonte Oberbürgermeisterin Katja Wolf bei einem Pressegespräch.

Daher leitet die Stadtverwaltung weitere notwendige Schritte ein, um das Denkmalensemble „Karthäuser Höhe“, zu dem der Fürstenhof zählt, zumindest teilweise zu erhalten beziehungsweise die Voraussetzungen dafür zu schaffen, die Kulisse bei einem vollständigen Verfall oder Abriss nachbauen zu können.

Bereits zum wiederholten Male wurden aus dem Eisenacher Stadtrat (Mitglieder der Fraktion „B90/ Die Grünen“) Stimmen laut, die die Aufstellung eines Bebauungsplanes forderten, um eine geordnete städtebauliche Entwicklung des 11.500 Quadratmeter großen Areals sicherzustellen. Ein entsprechender Beschluss über die Aufstellung des Bebauungsplans wurde eingebracht, ist aber von den Räten zunächst noch zurückgestellt worden. Dem greift die Verwaltung nun vor.

Aufstellungsbeschluss wird dem Stadtrat vorgelegt

Die Stadtverwaltung sieht sich nunmehr veranlasst, aufgrund der aktuellen Entwicklungen proaktiv einen Aufstellungsbeschluss mit entsprechenden städtebaulichen Zielen zu erarbeiten und dem Stadtrat nach der Sommerpause zur Entscheidung vorzulegen. Ziel ist es, das exponierte Gebiet städtebaulich zu entwickeln und die zur Verfügung stehenden Mittel für den Erhalt des Gebäudeteils mit dem Schriftaufzug „Fürstenhof“ so weit wie möglich auszuschöpfen oder den Eigentümer zur Nachbildung der Kulisse zu verpflichten, sollte das Gebäude vollständig verfallen oder schlussendlich doch abgerissen werden.

Wir kämpfen um jeden Stein. Nichtsdestotrotz sind wir auch weiterhin gegenüber dem Eigentümer des Areals Fürstenhofs gesprächsbereit, so Oberbürgermeisterin Katja Wolf.

Neben den beschriebenen städtebaulichen und rechtlichen Mittel bemühe sich das Stadt Eisenach weiterhin um eine gütliche Einigung. Eine einvernehmliche Lösung in diesem bereits seit mehreren Jahren andauernden Streit über die Entwicklung des Areals rund um den Fürstenhof wäre sicherlich für beide Seiten ein bedeutender Gewinn, sagte die Rathaus-Chefin abschließend.

Hintergrund Der Eisenacher Fürstenhof entstand im Jahr 1902, als mehrere Gebäude, zu denen unter anderem die „Villa Bornemann“ gehörte, zu einem Hotelkomplex umgebaut wurden. Er war ursprünglich als Kurhotel gedacht. Allerdings wurde bereits im Jahr 1938 der Kurbetrieb aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Ein prunkvoller Festsaal – das Original wurde 1928 bei einem Brand zerstört – wurde in einfacher Form 1930 wiederaufgebaut. Ab dieser Zeit standen politische Veranstaltungen, zunächst unter den Nationalsozialisten, später in der DDR, im Fokus. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude zudem für Verwundete zur Versorgung und Erholung genutzt.

Ab den 1950er Jahren kristallisierte sich der Fürstenhof als prägend für das kulturelle Leben in Eisenach heraus. Bälle und andere Tanzveranstaltungen, Faschingsfeiern, Konzerte bis hin zu Ausstellungen regionaler Produkte in Form kleinerer Messen zogen die Menschen an. Erst 1996 wurde der Fürstenhof geschlossen. Die Bausubstanz war zunehmend marode geworden. In der Folge verfiel das Gebäude weiter.

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