Gaswerk-Gelände: Zweiter Bauabschnitt zum Rückbau alter Teergruben beginnt

Auf dem Gelände des ehemaligen Eisenacher Gaswerkes bereiten sich die beauftragten Firmen BAUER Resources GmbH und Lobbe Industrieservice GmbH & Co KG, welche als Arbeitsgemeinschaft den Auftrag erhalten haben, auf den Beginn des zweiten Bauabschnitts zur Sanierung des Areals vor. Dort müssen mehrere Teergruben und Ablagerungen mit verbrauchter Gasreinigermasse beseitigt werden. Nach dem Einrichten der Baustelle beginnen die Bauarbeiten dann voraussichtlich Anfang Februar.

Vor fast genau einem Jahr – im Januar 2018 – waren im ersten Bauabschnitt alte Werksgebäude abgerissen worden, unter denen eine Teergrube bekannt war. Nach dem Abriss von zwei flachen Gebäuden und einer Schornsteinruine wurden 1.300 Tonnen kontaminierter Bauschutt und 70 Tonnen weitere Abfälle entsorgt. Anschließend sollte die mit Teerrückständen kontaminierte Betongrube (acht Meter im Durchmesser, vier Meter tief) fachgerecht geleert werden. Doch während der Abrissarbeiten fanden die Bauleute eine weitere acht Meter breite, 22 Meter lange und 2,2 Meter tiefe Teergrube sowie eine etwa 200 Quadratmeter große Fläche, auf der rund 600 Tonnen Gasreinigermasse zwei Meter hoch abgelagert war.

Um diese umfangreichen Rückstände der ehemaligen Gasfabrik fachgerecht entsorgen zu können, musste der vorhandene Sanierungsplan für die eine Teergrube erweitert und ergänzt werden.

Der Freistaat Thüringen hat dankenswerter Weise die projektbezogene Zuwendung nochmals um 855.000 Euro aufgestockt und unterstützt die Stadt beim Beseitigen dieser Altlasten nun mit insgesamt 1,355 Millionen Euro, betonte Baubürgermeister Dr. Uwe Möller. Die Gesamtkosten sind mit rund 1,84 Millionen Euro veranschlagt.

Der nun beginnende zweite Bauabschnitt umfasst das Leeren und den Rückbau der beiden Teergruben, die mit flüssigen bis pastösen Teerstoffen gefüllt sind. Ebenso muss die Gasreinigermasse ausgehoben werden. Alle teerhaltigen Stoffe – insgesamt voraussichtlich rund 5.700 Tonnen kontaminierte Abfälle – sind unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen zu behandeln und zu entsorgen. Dazu gehören neben den Vorschriften des Arbeits- und Emissionsschutzes auch ein ständiges Überwachen der Luftbelastung im Arbeitsbereich sowie eine lückenlose Dokumentation aller Arbeitsschritte. So müssen beispielsweise eine Schwarz-Weiß-Anlage und eine Reifenwaschanlage für Baufahrzeuge eingerichtet werden, die Fahrerkabinen der Baumaschinen mit Filter- bzw. Druckluftanlagen ausgestattet sein, die Baugrube kontinuierlich belüftet (Baugrubenbewetterung) sowie Schutzkleidung gegen flüssige Chemikalien und Atemschutz-Vollmasken benutzt werden.

Außerdem ist strikt darauf zu achten, dass das Grundwasser nicht weiter belastet und wenn nötig, gereinigt wird. Deshalb wird das Grundwasser vor Baubeginn auf sieben Meter unter dem Gelände abgesenkt. Dazu werden fünf Absenkbrunnen und eine Aufbereitungsanlage für das geförderte Grundwasser installiert.

Im letzten Schritt des zweiten Bauabschnitts werden die Baugruben mit 3130 Kubikmetern Erdreich wieder aufgefüllt. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis Mitte Juni 2019 dauern und wurden von der Abteilung Umwelt des Bau- und Umweltamt der Stadt Eisenach beauftragt.

Die Bauüberwachung übernimmt die Pöyry Deutschland GmbH. Ausführende Unternehmen ist die BAUER Resources GmbH und Lobbe Industrieservice GmbH & Co KG. Die beiden Firmen haben die erforderliche Fachkunde und Leistungsfähigkeit für Arbeiten in kontaminierten Bereichen. Sichergestellt ist auch, dass die kontaminierten Abfälle in speziell dafür zugelassenen Anlagen entsorgt werden.

Eisenacher Gaswerk
Seit Dezember 1898 war das zweite Eisenacher Gaswerk in der Gaswerkstraße 9 in Betrieb. Hergestellt wurde zunächst Leuchtgas für Straßenlaternen. Die Einführung des „Kochgases“ führte um 1910 zur Erweiterung des Werkes auf die doppelte Leistung. Gegen Ende der 20er Jahre wurde die bestehende Ofenanlage durch eine moderne Kammerofenanlage ersetzt. Sie ließ eine erhebliche Steigerung der Gasproduktion zu. Das Kochgas wurde aus Steinkohlegas gewonnen. Für den Kohletransport verfügte das Gaswerk über einen eigenen Gleisanschluss. Die Gasproduktion wurde bis zum Mai 1945 eingestellt. In den Betriebsjahren 1950 bis 1969 gab es viele Um- und Neubauten sowie Erweiterungsmaßnahmen. Das Eisenacher Gaswerk stellte 1982 seinen Betrieb ein, die technischen Anlagen waren verschlissen. Die Lage am Stadtrand, mit Gleisanschluss, war für eine Verlagerung des Kohlenhandels günstig. Dieser nutzte das Gelände bis 1992 als Ent- und Umladestation der Kohlezüge. Mit dem Ausbau des Ferngasnetzes und anderer Energieträger war der Bedarf für den Brennstoff Kohle in Eisenach stark rückläufig, der Kohlehandel wurde eingestellt. Als Industrieruine stellt das Werksgelände eine Sanierungsfläche dar. Wegen des fast 100-jährigen Betriebs des Gaswerkes und seiner teilweise immer noch bestehenden Betriebsanlagen ist es auf der Fläche zu massiven Schadstoffeinträgen in Boden und Grundwasser gekommen. Über das Grundwasser haben sich die Schadstoffe ausgebreitet. Die Schadstofffahne reicht inzwischen über das Gaswerkgelände hinaus.

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