Gedenken an die Märzgefallenen

Am Denkmal für die Märzgefallenen in der Frankfurter Straße in Eisenach erinnerten am Montagabend, den 18. März 2019, Vertreter*innen der LINKEN, der SPD sowie des DGB an die tragischen Ereignisse vom 18. März 1920, bei dem fünf Arbeiter gewaltsam ermordet wurden.

Im März 1920 führte der Kapp-Putsch auch in der Region Gotha und Eisenach zu Streiks und Unruhen. Nachdem eine Militärpatrouille der Eisenacher Garnison bereits in der Nacht zum 17. März fünf Eisenacher Bürger in einem Waldstück nahe der Hohen Sonne mit Schusswaffen festgenommen hatte, wurde am Folgetag ein patrouillierender Soldat von streikenden Arbeitern in der Stadt überrumpelt und entwaffnet.

Dieses Ereignis führte seitens der Eisenacher Militärkommandantur zu einer Überreaktion, einer sofortigen Machtprobe mit der aufständischen Bevölkerung. Mit dem Auftrag, die entwendete Waffe und den Täter aufzuspüren, wurde eine etwa 20 Mann starke Truppe von Infanteristen und Polizisten in die Frankfurter Straße geschickt. Nachdem die betreffende Person verhaftet worden war und die Waffe aufgefunden wurde, kam es beim Abmarsch zu einer tumultartigen Situation, in der die Soldaten mit Handgranaten und Gewehrfeuer auf die Passanten und herbeieilende Arbeiter zum Angriff übergingen. Hierbei blieben neben einigen Schwerverletzten fünf Eisenacher Bürger mit tödlichen Verletzungen auf der Straße zurück, die restlichen Beobachter der Aktion flohen in Panik in umliegende Häuser und Straßen.

Die Ermordeten:
August Gustav Schmidt, verheiratet, 2 Kinder, 26 Jahre jung
Emil August Volkert, verheiratet, 3 Kinder, 31 Jahre jung
Friedrich August Voigt, verheiratet, 4 Kinder, 32 Jahre jung
Heinrich Adolf Niemeier, verheiratet, 1 Kind, 29 Jahre jung
Karl Emil Mengel, verheiratet, 3 Kinder, 36 Jahre jung

Angesichts dieser Bluttat drängt sich die Frage nach den Motiven auf. Was mag die uniformierten Mörder dazu veranlasst haben? Rechtfertigt die beabsichtigte Verhaftung eines Mannes eine solche Demonstration von Gewalt? War es möglicherweise Rache für die Entwaffnung des Reichswehrsoldaten am Vortage? Oder sollte bewiesen werden, dass sich trotz der Niederlage der Putschisten an den Machtverhältnissen nichts geändert hat?

Bis heute sind die genauen Motive zu dieser Bluttat im Verborgenen geblieben. Die Tat selber wurde auch nie gesühnt. Die Eisenacher Staatsanwaltschaft sah die Schuld „einwandfrei“ bei den Opfern, welche die Patrouille angegriffen und  bedrängt habe. Wer die Beteiligten Infanteristen und Polizisten waren, wurde in diesem Zusammenhang erst gar nicht ermittelt.

Die Toten mahnen uns noch heute: Krieg, Terror und Rüstung haben noch nie in der Geschichte der Menschheit Probleme gelöst, sondern immer nur neue geschaffen.