Gedenkfeier zum internationalen Jugendworkcamp in Eisenach

Zum ersten Internationalen Jugendworkcamp des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Zusammenarbeit mit der Stadt Eisenach trafen sich 22 Teilnehmer*innen aus Deutschland, Italien, Polen, Rumänien, Ungarn und der Türkei in der Wartburgstadt, um über vergangene Zerwürfnisse zu reden, Vorurteile abzubauen, die Kriegsgräberstätten aller Nationen in Eisenach zu pflegen, ihre Fremdsprachenkenntnisse zu festigen und so über die Gräber hinweg neue Freundschaften zu schließen. Ferien einmal anders.

Zum Abschluss des Workcamps fand am heutigen Donnerstag, 17. August, im Beisein der Oberbürgermeisterin eine Gedenkfeier auf dem Eisenacher Hauptfriedhof statt. Die jungen Leute im Alter von 16 bis 25 Jahren haben das Programm eigenständig während des Camps erarbeitet und vorbereitet. Auch die Gestaltung übernahmen sie selbst mit Beiträgen der einzelnen Nationen, darunter ein Gedicht, ein selbstgeschriebenes Lied und eine Fürbitte. Selbst den Ort für die Gedenkveranstaltung wählten sie gemeinsam während des Projektes. Im Anschluss daran luden die Jugendlichen die Gäste ein, eine Rose an einem Grab ihrer Wahl abzulegen. Diese wurden durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gestellt.

„Ihr habt in den letzten zwei Wochen gemeinsam für den Frieden gearbeitet, ganz im Sinne des neuen Mottos des Volksbundes: Gemeinsam für den Frieden“, so die Oberbürgermeisterin. „Junge Leute wie Ihr, deren Großeltern sich noch feindlich gegenüberstanden, haben hier in Eisenach an den Gräbern der Kriegsopfer ein sichtbares Zeichen zur Versöhnung über die Gräber hinweg gelebt. Ihr habt Euch kennengelernt, gemeinsame Freizeitaktivitäten erlebt und ganz nebenbei Eure Sprachkenntnisse gefestigt. Und das Wichtigste: Ihr habt neue Freundschaften geschlossen. Gibt es ein schöneres Zeichen, den Europäischen Gedanken zu leben? Euer Einsatz war großartig, ich danke Euch für Eure Unterstützung – und das in Eurer Ferienzeit – auch im Namen unserer Friedhofsverwaltung.“

Die Jugendlichen unterstützten während des Workcamps die Friedhofsverwaltung in bis zu fünf Arbeitseinsätzen bei der Pflege der rund 2.200 Kriegsgräber mit rund 600 ehrenamtlichen Arbeitsstunden. Fachlich wurden sie dabei von den Kolleg*innen der Fachgebiete Friedhof und Grünflächen angeleitet. So hat ein Teil der Jugendlichen die Gräber auf den Friedhöfen der Ortsteile Wartha, Neuenhof und Stedtfeld gepflegt. Es folgten die Ortsteilfriedhöfe in Neukirchen, Stockhausen und Hötzelsroda. „Es war mir ganz wichtig, die Kriegsgräber auf den Ortsteilen mitzupflegen, auch wenn es ein erhöhter logistischer Aufwand ist“, sagte Rainer König, Sachbearbeiter Grünflächen und Friedhof, ehrenamtliches Landesvorstandsmitglied Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Landesverband Thüringen. Zum Abschluss reinigten die Jugendlichen den Gedenkstein auf der Kriegsgräberanlage Dürrer Hof. Hier wurden die Grabkreuze bereits im Vorfeld durch Schülerprojekte gereinigt. 

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Somit wurde auf allen Kriegsgräberstätten der Stadt Eisenach gearbeitet. Sämtliche Gräber sind gesäubert und in wieder in einem gutem Zustand. „Die regelmäßige, sanfte Entfernung des Mooses und der Flechten ist enorm wichtig, besonders bei Weichgestein, da es sonst zu Frostschäden kommt. Das sind notwendige Arbeiten, zu denen die Friedhofsgärtner in der Regel nicht kommen – also eine sehr große Hilfe“, freut sich Rainer König.

Die Gräber der „Märzgefallenen“ sind nicht in den Opfergruppen des Gesetzes zur Erhaltung von Gräbern von Krieg und Gewaltherrschaft (GräbG) gelistet. Damit müssen die Kommunen voll umfänglich ihre Erhaltung finanzieren. Dennoch nimmt sich bei solchen Camps der Volksbund auch dieser Gräber an. Alle Namen der Märzgefallenen sind wieder deutlich lesbar, die Gräberanlage für die Gedenkveranstaltung würdig hergerichtet.

Die jungen Menschen haben Arbeiten unterstützt, für welche den Kommunen oft die Kapazitäten fehlen, wie das Reinigen der Grabmale und das Auslegen verwitterter Inschriften. Bei den Pflegearbeiten konnten die Jugendlichen feststellen, wie jung die Opfer von Krieg und Gewalt waren und einen eigenen Zugang zur Geschichte bekommen – real und intensiver als im Geschichtsunterricht. 

Das Beschäftigen mit Einzelschicksalen und mit der jüngeren Geschichte durch den Besuch der ehemaligen innerdeutschen Grenze und der Gedenkstätte Buchenwald, sind ebenso Teil des friedenspädagogischen Konzeptes des Workcamps. Darüber hinaus kam auch der Spaß nicht zu kurz: verschiedene Ausflüge in Eisenach und Umgebung, kulturelle Höhepunkte und gemeinsame Sommerabende mit Jugendlichen anderer Länder machten diese Ferien zu einem unvergesslichen Erlebnis.

„Es war ein wunderbares Camp mit ganz engagierten Jugendlichen, die sich gut vertrugen“, so Nicole Lehmann, Fachgebietsleiterin Friedhof und ehrenamtliches Mitglied im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., zum ersten Jugendworkcamps in Eisenach.

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