Geflohen, vertrieben – angekommen?

Im Rahmen der interkulturellen Woche, die noch bis zum 1. Oktober im Wartburgkreis stattfindet, ist seit Montag die Ausstellung „Geflohen, vertrieben – angekommen!?“ des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. in Bad Salzungen  zu sehen.

Die spannende Schau bietet im Erdgeschoss des Landratsamtes Wartburgkreis einen Gesamtüberblick zum Thema Gewaltmigration im 20. und 21. Jahrhundert. Dabei werden historische Begebenheiten in Bezug zur aktuellen Flüchtlingsproblematik gesetzt.

Das ist eine mutige Ausstellung, lobte Landrat Reinhard Krebs im Rahmen der Eröffnung.

Denn der Vergleich der Vertreibung nach dem 2. Weltkrieg mit der aktuellen Flüchtlingsbewegung sei nicht unumstritten.

Menschliches Leid aber ist vergleichbar, auch wenn es aus unterschiedlichen Gründen entstand, so Krebs weiter. Die Bilder die Ende des letzten Jahres in den Medien zu sehen waren, erinnerten an die Trecks der Flüchtlinge nach den Zweiten Weltkrieg: Menschen, die ihre Heimat aus Angst vor Gewalt und Elend verlassen mussten und oft nicht mehr besaßen als sie am Leibe trugen; viele von ihnen hatten ihre Angehörigen verloren oder waren von den Kriegsereignissen traumatisiert.

Die Ausstellung, die der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge aktuell im Landratsamt, aber auch an weiteren Orten in Thüringen zeigt, lässt sich von den Fragenstellungen der aktuellen Flüchtlingswelle leiten. Mit Blick in die Vergangenheit zeigt sie auf, wie Mechanismen der Gewaltmigration funktionieren, aber auch, wie die Opfer dort, wo sie ankommen, mit ihrer neuen Situation zurechtkommen. Ziel des historisch geprägten Teils der Ausstellung ist es, die Erinnerung an die Ereignisse der Flucht und Vertreibung der Deutschen von 1933 bis 1945/46 in einer europäischen Perspektive zu beleben. Die Ausstellung ist insbesondere auch für Schulen geeignet. Zur Ausstellung gehören diverse Arbeitsblätter und Begleitmaterialien, mit denen sich Schüler Inhalte erschließen und diskutieren sowie Einzelaspekte vertiefen können. Diese Unterlagen können unter www.volksbund.de/thueringen angefordert werden.

Der Ausstellungsbesuch lässt sich noch thematisch mit der Fotoausstellung „With my eyes“ verbinden, die ebenfalls im Rahmen der interkulturellen Woche im Mehrgenerationenhaus Bad Salzungen eröffnet wurde und anhand von Portraitfotos Geschichten von Flüchtlingen aus unserer Region erzählt. Beide Ausstellungen werden bis Ende Oktober zu sehen sein.

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