Gemeinsam gegen das Vergessen

Pogromgedenken am 9. November

Am Abend des 9. November 1938 gab es auch in Eisenach ein Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung. Daran erinnern seit Jahren zahlreiche Vertreter von Vereinen, Verbänden und Institutionen am 9. November.

Auch in diesem Jahr lud die Stadt Eisenach gemeinsam mit dem Evangelischen Kirchenkreis Eisenach-Gerstungen, der katholischen Kirchgemeinde St. Elisabeth, dem Eisenacher Bündnis gegen Rechtsextremismus und dem Deutschen Gewerkschaftsbund zu einer Gedenkveranstaltung ein.

Den Auftakt bildete ab 17 Uhr ein gemeinsames Gedenken an der Synagogen-Gedenkstätte in der Karl-Marx-Straße. Emily Thümmler vom Wartburgradio eröffnete das Gedenken mit der Frage „Warum sind Sie heute hier?“ an die Anwesenden und den ganz persönlichen Antworten.

© Stadtverwaltung Eisenach/ Diana Schiffer Oberbürgermeisterin Katja Wolf hielt die Gedenkrede am 9. November 2023.

Der 9. November ist ein Datum von besonderer Bedeutung. Es erinnert uns an die Pogromnacht von 1938, in der Synagogen brannten, jüdische Geschäfte geplündert wurden und Menschen schrecklichem Leid ausgesetzt waren. Es ist unsere moralische Pflicht, nicht nur der Pogromnacht zu gedenken, sondern auch die aktuellen Ereignisse, in Nahost und der Ukraine, in unsere Gedanken und Gebete einzuschließen. Wir sollten niemals schweigen, wenn Menschenrechte verletzt werden und uns für eine Welt einsetzen, in der Vielfalt und Toleranz geachtet und geschützt werden, so Oberbürgermeisterin Katja Wolf in ihrer Gedenkrede.

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Gemeindereferentin Silvia Berndt von der katholische Kirchgemeinde Eisenach sprach einige geistliche Worte:

Gedenken heißt, dass Leiden der Opfer sehen, Gedenken wird sichtbar, wenn wir Wege des Verstehens suchen.

Worte, Gedanken und Grüße des Vorsitzenden der jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Reinhard Schramm, überbrachte Thekla Bernecker-Degenhardt.

Die Beteiligten legten an der Synagogen-Gedenkstätte Blumen für die Opfer der Pogromnacht nieder. Musikalisch begleitet wurde die Gedenkfeier von den Musikern von Jo Fingerhut und Marco Böttger.

Im Anschluss begann der Gedenkmarsch in Richtung Bahnhof – entlang der Strecke, die hunderte jüdische Einwohner*innen Eisenachs im Mai 1942 auf dem Weg zu ihrer Deportation gehen mussten. Der Weg führt von der Synagogen-Gedenkstätte über die Karl-Marx-Straße und die Goethestraße, über die Schillerstraße und den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) bis hin zum Bahnhof. Dort wurde das Gedenken durch die geistlichen Worte von Pfarrer Armin Pöhlemann, Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Eisenach, und einer Gedenkminute beendet.
Einen Aufruf der Organisatoren folgend, legten die Anwesenden 118 mitgebrachte Blumen für die 118 Eisenacher Opfer des Pogroms und der Deportation nieder.

Pogrom in Eisenach:
In der Pogromnacht waren damals viele Eisenacher Juden in der Goethe-Sporthalle neben der heutigen Synagogen-Gedenkstätte zusammengetrieben worden, bevor viele von ihnen nach Buchenwald abtransportiert wurden. Die Eisenacher Synagoge wurde in der Pogromnacht am 9. November 1938 völlig zerstört. Nachdem Mitglieder der Hitlerjugend und der SA (Sturmabteilung) die Einrichtung mit Äxten zerschlagen hatten, zündeten diese gegen 22.30 Uhr das Gotteshaus an, das bis auf die Grundmauern abbrannte. Alle jüdischen Geschäfte, viele Wohnhäuser und der Friedhof wurden demoliert. Im September 1941 wurde die 145 noch in der Stadt lebenden Juden im Haus Goethestraße 48 eingepfercht und 1942 von dort nach Belzec und Theresienstadt deportiert. Nur wenige der Deportierten überlebten.

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