Gemeinsam lernen – kriegen wir das hin?

Zwei Jahre läuft das vom Diakonischen Bildungsinstitut Johannes Falk gem GmbH (DBI) verantwortete und von der «Aktion Mensch» geförderte Filmprojekt «it works!». Es untersucht die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Thüringen. Die in gemeinsamer Arbeit behinderter und nicht behinderter Menschen entstehenden Dokumentarfilme beleuchten verschiedene Aspekte des Lebens von Menschen mit Behinderung genauer und fragen, was sich seit Ratifizierung der Konvention durch die Bundesrepublik 2009 im Freistaat getan hat.

Der erste Film «Gemeinsam lernen – kriegen wir das hin?» ist fertig. Offizielle Premiere mit anschließendem Gespräch: 24. Januar 2012, um 15 Uhr im DBI in Eisenach.

In dem Video berichten Schüler, Lehrer und Eltern von ihren eigenen Erfahrungen mit Bildung in Thüringen und Experten – vom Minister bis zum Verbandsmitglied – erläutern ihren Standpunkt zu den Bildungschancen behinderter Menschen und zum gemeinsamen Lernen.

Eine Bestandsaufnahme, die zeigt, dass es im Moment mehr Baustellen als Lösungen gibt. Auch wenn sich im Grundsatz alle zum gemeinsamen Unterricht bekennen, sind doch die Vorstellungen, unter welchen Rahmenbedingungen er richtig funktionieren kann, sehr unterschiedlich. Schon seit 2003 ist im Thüringer Förderschulgesetz der Vorrang des gemeinsamen Unterrichts festgeschrieben, doch noch dominieren die Förderschulen. 2009/10 lernte nur jeder fünfte Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf an einer allgemeinen Schule, 2010/2011 war es immerhin jeder vierte. Doch es lassen sich auch gelungene Beispiel inklusiver Bildung finden: In Vorschulen und Kindertagesstätten, in Grund- und weiterführenden Schulen, beim Studium und bei der Erwachsenenbildung. Noch steht die breite Umsetzung in der Praxis aus. Das Wie ist umstritten und wird, was die personellen, räumlichen und finanziellen Voraussetzungen betrifft, noch jahrelanger großer Anstrengungen bedürfen.

Für ein Podiumsgespräch hat Referatsleiter Ralph Leipold vom Kultusministerium zugesagt. Er wird mit dem Landesbehindertenbeauftragten Dr. Paul Brockhausen und dem Vorsitzenden des Thüringer Lehrerverbandes Ralf Busch sowie Susanne Mechau von der Diakonie Mitteldeutschland das Thema unter Einbeziehung des Publikums weiter diskutieren. Die Moderation übernimmt die blinde Gymnasiastin Lisa Schmidt aus Mühlhausen, die eine Tätigkeit als Hörfunkredakteurin anstrebt.

Wie der Geist der Konvention im Freistaat aufgegriffen wird, was praktisch passiert, das stellt das von der «Aktion Mensch» geförderte Filmprojekt bis Ende Februar 2013 in mehreren Filmen vor. In Arbeit ist ein Beitrag über das persönliche Budget, folgen sollen noch Videos über Arbeit und Beschäftigung, Barrierefreiheit, Gesundheit und Pflege, Inklusion als Paradigmenwechsel für die Träger der Behindertenhilfe sowie Frauen und Senioren mit Behinderung. Das Programm ist offen für Vorschläge und Anregungen. Schirmherr des Projektes ist der Thüringer Beauftragte für Menschen mit Behinderung, Dr. Paul Brockhausen. Er steht auch dem Fachbeirat vor, der außerdem mit Sozial-, Bildungs- Wirtschafts- und Arbeitsmarktexperten besetzt ist. Leiter des Projektes ist Michael Hänsch vom Kompetenzzentrum Teilhabe und Inklusion des DBI.

Projektkoordinatorin Heidi Hasse bringt ihre Erfahrungen als Autorin und Regisseurin ein.

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