Gut besuchte Vorträge im Geschichtsverein

Eine Fortsetzung des unterhaltsamen Spaziergangs durch das «Eisenacher Mosaik – vom Annatal in den Zeisiggrund» gab es vom Vorstandsmitglied Karl-Heinz Dietze auf der jüngsten Veranstaltung des Eisenacher Geschichtsvereins.

Durch die ehemalige Judengasse, die seit 1825 den Namen Karlstraße trägt und durch die bis 1975 noch die Straßenbahn bimmelte, ging es weiter zum Marktplatz.

Der frühere Mittwochsmarkt ist auch heute noch die «gute Stube» der Stadt und hat viel gesehen und erlebt. Nachts um Zwölf Uhr aber – so sagt der Volksmund – greifen hier die Geister aus der Gruft der Georgenkirche nach denen, die über den Markt laufen. Solche Geister gibt es natürlich heute nicht mehr und auch nicht mehr den «Jungfernstein», der dem neuen Pflaster weichen musste.

Am Rathaus, einst Weinhaus, befinden sich noch die Eisenacher Elle und der Rest vom Pranger, an dem kleinere Sünder stehen mussten.

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Weiter ging der Weg zur Georgenstraße 25, wo die interessierten Zuhörer erfuhren, dass sich hier 1784 Goethe bei der Frau Kommerzienrätin Kramer einmietete. Zuvor kam hier für ihn eine geheimnisvolle Kiste mit zerbrechlichem Inhalt aus Kassel an. Frau Kramer vermutete darin Porzellan. In Wirklichkeit handelte es sich um einen Elefantenschädel, an dem Goethe seine Forschungen im Zusammenhang mit seiner Entdeckung des menschlichen Zwischenkieferknochens betreiben wollte.

In der Weststadt angekommen erinnerte Dietze u. a. an einen aus Eisenach stammenden Atomspion und einen Mordfall in der Frankfurter Straße, an den sich noch so mancher Zuhörer erinnern konnte. Weniger bekannt ist die fieberhafte Suche nach Steinkohle in der Zeit von 1850 – 1856 in diesem Gebiet, die sich allerdings als Flop herausstellte.

Im Zeisiggrund, einem heute idyllischen Plätzchen, wo früher häufig Volksfeste stattfanden, endete Dietze seine Ausführungen.

Bereits im März referierte Dr. Wolfgang Schenk über den Schmalkaldischen Bund. Diese Allianz evangelischer Fürsten und Städte tagte wenigstens ein Mal auch in Eisenach (1538).
Diese bedeutendste politisch-militärische Vereinigung des 16. Jhd. könne man auch als «NATO der Reformation» bezeichnen, so Schenk. Der Bund wurde mit der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg 1547 aufgelöst, trug aber dazu bei, dass die protestantische Konfession zu einem weltweiten Bekenntnis gemacht wurde. Mit dem Widerspruch gegen Kaiser und Reichsverfassung wurde die Autonomie der Fürsten gestärkt – die nationale Einheit aber über Jahrhunderte verhindert.

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