Hainich: SPD-Fachtagung fordert mehr Wildnispädagogen

«Der Hainich muss personell besser ausgestattet werden.» Das hat die naturschutzpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Eleonore Mühlbauer, im Anschluss an die Fachtagung «UNESCO-Weltnaturerbe Hainich» der SPD-Fraktion am Dienstag gefordert. Von den 39 Planstellen seien derzeit nur 29 besetzt, berichtete Mühlbauer.

In der Relation zur Fläche gehöre der Hainich bei der Personalausstattung bundesweit zu den Schlusslichtern, bestätigte die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Professor Dr. Beate Jessel. So gebe es im Hainich für Forschung, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit derzeit nur achtbesetzte Stellen, die übrigen Mitarbeiter seien Ranger.

Vor allem müssten Wildnispädagogen für die Umweltbildung ausgebildet werden, fordert die SPD-Naturschutzpolitikerin. Und «jedes Thüringer Kind sollte einmal in seiner Schulzeit den Hainich besuchen.» Zwar besuchten heute schon rund 3000 Kinder und Jugendliche jährlich den Hainich, um Wildnis zu erleben, aber das müsse noch deutlich gesteigert werden. Es sei von zentraler Bedeutung, den Menschen mit der Natur in Berührung zu bringen.

Ohne mehr Personal für die Umweltbildung lasse sich das touristische Potential des Hainichs nicht heben, ist auch der Bundesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Hubert Weiger, überzeugt. Der BUND-Chef beklagte eine «dramatische Erosion von Grundkenntnissen über natürliche Zusammenhänge». Dem müsse mit dem Erleben von Natur entgegengewirkt werden. Deshalb seien die Nationalparks «mehr als Träger der Artenvielfalt».

Investitionen in Maschinen und Gebäuden würden anerkannt, aber Investitionen in Menschen gälten nur als Kostenfaktor, beklagte Weiger «das Grundübel unserer Zeit». Dabei sei die Bildung eine zentrale Zukunftsinvestition. Wohlstand müsse auch über den Anteil hochwertiger Natur bemessen werden, forderte der BUND-Chef. «Deshalb brauchen wir mehr Nationalparks in Deutschland.»

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Weiger verwies zudem auf die Bedeutung des Nationalparks Hainich für das nationale Naturerbe. Der Freistaat habe mit dem Nationalpark eine Bresche geschlagen für den Erhalt der Buchenwälder. Weiger und Mühlbauer würdigten auch die Erfolge des Nationalparks in der Region. Es gebe immer mehr Menschen, die sagen: «Das ist unser Nationalpark». Auch die Besucherzahlen seien deutlich gestiegen, insbesondere nach der Eröffnung des Baumkronenlehrpfades.

«Die Nationalparks sind für uns wahre Hotspots der biologischen Vielfalt», betonte Naturschutzbundesamtspräsidentin Jessel. Sie seien darüber hinaus «Freilandlabore und Lernzonen der Natur». Die Förster müssten erkennen, dass sie von der nicht genutzten Natur viel mehr für ihre Wirtschaftswälder lernen können, als über ihre Lehrbücher, ergänzte Weiger.

Einig waren sich die Experten, dass im Hainich aber auch «noch Luft nach oben ist», wie es Mühlbauer formuliert. So seien drei von vier Hainich-Besuchern Tagestouristen, die im Durchschnitt knapp 10 Euro am Tag im Hainich ließen, erinnerte die SPD-Politikerin. Im Bundesschnitt gäben Touristen dagegen 28 Euro täglich aus.

«Das naturtouristische Potential dürfte bei Weitem noch nicht ausgeschöpft sein», ist auch Jessel überzeugt. So zählten die 14 Nationalparke in Deutschland zuletzt 51 Millionen Besucher im Jahr, der Hainich lediglich 380000 Besucher. Allerdings mit steigender Tendenz.

«Wir müssen qualifizierte Angebote machen», fordert Mühlbauer, um die Wertschöpfung zu erhöhen. Weiger hat dafür bereits einen Vorschlag
gemacht: Ein Thüringer Urwaldpfad sollte eingerichtet werden, der alle Schutzgebiete verbindet und mit Kulturangeboten ergänzt wird.

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