Jägerhof Wilhelmsthal vor dem Verfall gerettet

Teil fünf der Serie zum Tag des offenen Denkmals beschäftigt sich mit dem Jägerhof Wilhelmsthal in Marksuhl, Ortsteil Eckardtshausen.

Der Jägerhof ist seit 2008 in Privatbesitz. Der Eisenacher Dr. Jürgen Glänzer rettete die hufeisenförmige Anlage in Wilhelmsthal vor dem Verfall. Er bemüht sich, das Baudenkmal langsam wieder mit Leben zu erfüllen. Seit 2010 befindet sich auf dem Gelände die Wanderrast «Zum Auerhahn», 2012 wurde das Wildgehege gegründet und es hat sich just der erste Nachwuchs bei den SIKA-Hirschen eingestellt.

«Zum Auerhahn» – so hieß auch der ehemalige Schlossgasthof. Er befand sich etwa 200 Meter östlich der Schlossgebäude, die um 1743 als dreiseitige Hofanlage erbaut worden sind. Der Titel «Unbequemes Denkmal» – das Thema des diesjährigen Denkmaltages – trifft im besonderen Maße auf diese Anlage zu. 1938 wurde sie gänzlich umgebaut zum «Gaujägerhof Thüringen». 1940 noch als Gasthof «Zum Auerhahn» genutzt, richtete sich zwei Jahre später ein Lazarett im Gebäude ein. Der Schlossgasthof wurde abgerissen. Nach der amerikanischen und sowjetischen Besetzung 1945 war der Gasthof 1946 als Staatsgasthof «Auerhahn» bekannt. In den Folgejahren wechselten die Besitzer mehrfach. 1947 richtete sich auf dem Gelände die pädagogische Fachschule für Neulehrer ein, 1957 die Bezirksjugendschule der Freien Deutschen Jugend (FDJ). 1975 wurde die Anlage zum Erholungsheim Wilhelmsthal der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) umgebaut. Vierzehn Jahre später – 1989 – entstand ein Hotel (Haus Wilhelmsthal) sowie der «Auerhahnkeller». Auch diese Nutzung war nur von kurzer Dauer. Neun Jahre später standen die Gebäude leer und verfielen zusehends.

Seit 2008 hat sich dies jedoch geändert. Dr. Jürgen Glänzer übernahm die Anlage, beräumte, sicherte und beschützte das Baudenkmal vor dem Verfall. Das Wiederherstellen des ursprünglichen Denkmalcharakters startete. Wer sich am 8. September auf den Weg nach Wilhelmsthal macht, kann sowohl zahlreiche historische Besonderheiten an dem Gebäude erkennen als auch die deutlichen Spuren des Vandalismus ausmachen.

Auffällig ist das Fachwerk der Giebeldreiecke und im Erdgeschoss die regelmäßig angeordneten Flachbogenfenster und Türen inklusive passender Fensterläden (von denen leider ein Großteil gestohlen worden sind). Das Hauptgebäude besteht aus zwei Stockwerken und einem weit herabgezogenen Satteldach.

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Auch das Innere des Gebäudes war damals sicher ein Schmuckstück. Noch heute sind teilweise originale Raumausstattungen erhalten. Dazu gehört die rautenförmige Kassettendecke aus Holz im Restaurant. Auch das Konferenzzimmer wird am Denkmaltag gezeigt. Dort gibt es originale Holzdecken. Die Türen mit Blattintarsien und der Kamin aus rotem Sandstein im Stil der späten 30er Jahre mit Wildmotiven sind leider nicht mehr erhalten. Im Souterrain können die Besucherinnen und Besucher den gewölbten Trinkkeller bestaunen. Original-Holzeinbauten aus dem Jahr 1939 kann man im Büro der ehemaligen Bibliothek entdecken. Das Sternmuster-Parkett oder Schränke, deren Türen mit Darstellungen von Wild verziert, sind leider auch ein Opfer des Vandalismus geworden.

Programm am 7. September:
ab 19 Uhr Sommerabend am Brunnen mit Eröffnungskonzert «Panikkomplizen» mit Unterstützung der Sparkassen Kulturstiftung und der Aktion «Hör mal im Denkmal»

Programm am 8. September:
12 bis 17 Uhr Führungen, Aktionen, Kleinkunst und Ausstellungen der beteiligten Vereine

Bitte beachten: In Wilhelmsthal ist die Anzahl der Parkplätze begrenzt. Besucher sollten öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Der Verkehr auf der Bundesstraße B19 sowie auf den Wald- und Forstwegen darf nicht durch parkende Fahrzeuge beeinträchtigt werden. Rettungswege sind freizuhalten. Es werden aber Parkflächen auf dem Gelände des tbz und des Imbissbetriebes Machold angeboten.

In Eisenach findet der Tag des offenen Denkmals am 8. September statt. An diesem Tag dreht sich alles um «Unbequeme Denkmale». Der Titel verrät es schon, nicht jedes Denkmal muss schön und bequem sein. Die Eröffnungsveranstaltung mit Oberbürgermeisterin Katja Wolf findet am Sonntag, 8. September, um 11 Uhr in der Ostkantine «O5» des ehemaligen Automobilwerkes Eisenach statt. Bereits einen Tag vorher (Samstag, 7. September) findet ein Konzert – «Eric Clapton Nacht» – im Industriedenkmal «Alte Mälzerei» statt.

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