Jubiläum 100 Jahre „Haus Hainstein“ wird in Eisenach gefeiert
Wichtige Bedeutung für Kirchenmusik, schwedische Partnerschaft und Wartburg
Vom 27. bis 31. Oktober wird in Eisenach das Jubiläum „100 Jahre Hainstein als evangelisches Haus“ gefeiert. Das heutige Hotel, Restaurant und Tagungshaus hat eine wichtige Bedeutung für die Evangelische Kirche, Partnerschaftsbeziehungen nach Schweden bis hin zur Profilierung der Wartburg mit dem Gedenken an Martin Luther. In der Festwoche gibt es unter anderem einen Festgottesdienst mit Landesbischof Friedrich Kramer, Vorträge sowie einen Kantatengottesdienst und ein Konzert mit einem Chor aus Schweden im Rahmen des Eisenacher Bachfestes.
Das „Haus Hainstein“ hat die kirchliche Zeitgeschichte weit über Eisenach und Thüringen hinaus geprägt. Nur dank des maßgeblichen Einflusses der schwedischen Kirche konnte es in den Besitz der deutschen Landeskirchen übergehen. Es wurde als Jugendhochschule sowie Ausbildungsstätte genutzt. Darüber hinaus war es Veranstaltungsort zahlreicher Tagungen, unter anderem wurde die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands 1948 in Eisenach gegründet und der Lutherische Weltbund tagte hier.
„Die Geschichte des Hauses ist ein Brennglas kirchlicher Zeitgeschichte. Die Verbundenheit der Thüringer Kirche mit der Kirche von Schweden und die kirchenmusikalische Ausstrahlungskraft Thüringens haben mit dem Hainstein zu tun. Ebenso die Profilierung der Wartburg als ,Luthers Burg‘ – wäre der Hainstein zu einem Ort der katholischen Kirche geworden, hätte wohl die Profilierung mit Blick auf die Heilige Elisabeth im Vordergrund gestanden“, betont Ralf-Peter Fuchs, Superintendent des Kirchenkreises Eisenach.
Am 1. November 1924 ging die vormalige Kuranstalt unter maßgeblichem Einfluss des schwedischen Bischofs Nathan Söderblom (1866-1931) in den Besitz der deutschen Landeskirchen, der schwedischen Kirche und der Wartburgstiftung über. Unter Leitung von Pfarrer Paul Le Seur wurde der Hainstein zu einer kirchlichen Jugendhochschule nach schwedischem Vorbild profiliert. Nach der Machtergreifung durch die NSDAP konnte die Arbeit nicht fortgesetzt werden. Nach dem Krieg wurde die inhaltliche Arbeit von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen (ELKT) in Form einer Ausbildungsstätte für hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für den kirchlichen Dienst übernommen. Im Mai 1947 wurde das Katechetenseminar eröffnet, im März 1950 die Kirchenmusikschule. Die etwa 500 Absolventen des Hainsteins prägten und prägen bis heute die kirchliche Arbeit.
Darüber hinaus war der Hainstein Veranstaltungsort zahlreicher kirchlicher Tagungen. Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) wurde 1948 in Eisenach gegründet. Der Lutherische Weltbund tagte vielmals hier. Die Delegiertenversammlung der Synoden des ehemaligen Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR kam hier zusammen und die ELKT nutzte das Haus für ihre jährlichen Synodal-Tagungen.
Die Festwoche zum Jubiläum beginnt am 27. Oktober um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Georgenkirche Eisenach mit Predigt von Landesbischof Friedrich Kramer. Um 17 Uhr wird zu einer Eröffnungsveranstaltung auf dem Hainstein eingeladen, unter anderem mit Landesbischof Kramer und einem Vortrag von Dr. Friedrich Hauschildt „Zur Bedeutung des skandinavischen Luthertums für lutherische Kirchen in Deutschland“.
Am 28. Oktober folgen weitere Vorträge: Von Akademiedirektor Dr. Sebastian Kranich zum Thema „Schwedens treue Freundschaft und die protestantische Ökumene zu Beginn der 1920er Jahre“, von Dirk Ellinger, Geschäftsführer DEHOGA Thüringen, „Zur Bedeutung des Hauses Hainstein als kirchliches Haus heute“ und von Pfarrerin Dr. Susanne Böhm zum Thema „Von Söderblom zu Bach. Der Berliner Künstler Paul Birr (1887-1945) in Eisenach.“
Unter dem Motto „Die guten alten Zeiten“ gibt es am 29. Oktober einen Abend der Ehemaligen. Außerdem trifft an diesem Tag der Chor „Allhelgona Motettkör“ aus Lund in Schweden ein, der am Reformationstag (31. Oktober) im Rahmen des Eisenacher Bachfestes um 10 Uhr den Kantatengottesdienst gestalten wird und um 15 Uhr ein Konzert.
Weitere Vorträge sind am 30. Oktober geplant: Von KR i. R. Klaus Welk „Der Hainstein – Ort kirchlicher Ausbildung von 1947 bis 1997“ und von Landeskirchenmusikdirektor i. R. Udo R. Follert „Die Thüringer Kirchenmusikschule – Eine „Unvollendete“?“.