Leserbrief zum Thüringer Museum Eisenach

Bildquelle: Werbeagentur Frank Bode | www.werbe-bo.de

Seit vielen Jahren beobachte ich geschäftlich und privat, wie das Thüringer Museum Eisenach in der Unsichtbarkeit versinkt. Inhaltliche, kulturtouristische und marketingstrategische Aktivitäten sind nicht wahrnehmbar. Als Argument für permanente Handlungsunfähigkeit klingt ausschließlich das Argument des Personal- und Geldmangels nach draußen. Muß das so sein?

Wäre es nicht möglich, einfach mal buchbare Angebote für Gruppen, Einzelgäste und Schüler auf die (sehr ausbaufähige) Internetseite des Museums zu stellen? Die Eintrittstickets für das Stadtschloß werden ohnehin von den Mitarbeitern der Tourist-Information im gleichen Haus verkauft, die Führungen und museumspädagogischen Programme könnten die kompetenten Eisenacher Gästeführer in mehreren Sprachen übernehmen.

Wäre es nicht möglich, die jährlich 2400 Besucher der Tannhäuser-Aufführungen auf der Wartburg mal mit einem Kombiticket ins Reuter-Wagner-Museum zu locken?

Wäre es nicht möglich, sich einen professionellen Adressverteiler zu erstellen und damit potentielle Besucher und Multiplikatoren regelmäßig per Newsletter über Ausstellungen und Veranstaltungen zu informieren?

Wäre es nicht möglich, im Thüringer Museum einfach mal den Hörer abzunehmen, wenn das Telefon klingelt und Anrufer nicht tagelang auf eine Geduldsprobe zu stellen?

Wäre es nicht möglich gewesen, während des Deutschen Wandertages 2017 einfach außerplanmäßig auch an den Schließtagen mal die Museumstüren für die zahlreichen Gäste in der Stadt zu öffnen?

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Das alles kostet kein Geld, sondern nur Fleiß, Kreativität und Gestaltungswillen.

Hier drei positive Beispiele aus vergleichbar großen Thüringer Städten, die finanziell ebenfalls nicht reich gesegnet sind:

Aktuell zeigt das GoetheStadtMuseum Ilmenau eine Sonderausstellung „Vom Auerhahn zur Schwanendose – Kuriositäten der Tischkultur“ – passend zum touristischen Jahresthema Thüringens. Kurios ist auch, daß dort u. a. Leihgaben aus dem Thüringer Museum Eisenach präsentiert werden. Der Marstall des Eisenacher Stadtschlosses steht derweilen leer.

Im Lindenau-Museum Altenburg trat im November 2016 ein neuer Direktor seinen Dienst an. Ein gutes halbes Jahr später legte er eine komplette Neukonzeption vor. Seitdem entzündet sich in diesem Haus ein regelrechtes Ideenfeuerwerk, das auch regelmäßig das Interesse des thüringischen Feuilletons weckt. Passend zur FußballWM wird dort aktuell die Sonderausstellung „Das Runde und das Eckige. Fußball in der Kunst“ gezeigt.

In Mühlhausen gelang es, aus einem verstaubten Heimatmuseum ein profilgeschärftes „Kulturhistorisches Museum“ mit allen Themen der Stadtgeschichte und Thüringer Kunst des 20. Jahrhunderts zu gestalten.

Zum Erfolg der drei Museumsdirektoren trägt sicherlich auch bei, daß sie fachlich und menschlich gut vernetzte Macher sind, die aktiv an die Öffentlichkeit gehen, am Arbeitsort wohnen und dort auch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

Silvia Kirchner

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