Marburger und Eisenacher feierten gemeinsam

Schon traditionsgemäß feiern die Partnerstädte Eisenach und Marburg gemeinsam den Tag der deutschen Einheit. In diesem Jahr, am 3. Oktober 2010, zum 20-jährigen Jubiläum in Marburg. Der über fünfzigköpfigen Delegation aus Eisenach mit Oberbürgermeister Matthias Doht, Bürgermeisterin Ute Lieske und Baudezernentin Gisela Rexrodt sowie Stadtratsmitgliedern aus nahezu allen demokratischen Fraktionen gehörten auch viele Vertreter von Vereinen und Verbänden an.
Zur offiziellen Feierstunde im historischen Saal des Marburger Rathauses ließ Oberbürgermeister Egon Vaupel (SPD) rasch noch Stühle herbeischaffen. Viele Marburger waren gekommen, um mit den Freunden aus Eisenach gemeinsam diesen Tag zu begehen.

«Dass es heute so voll ist, ist ein schönes Zeichen für die Beziehung beider Städte», sagte der Marburger Stadtverordnetenvorsteher Heinrich Löwer (SPD), dem die Partnerschaft beider Städte besonders ans Herz gewachsen ist. Zwar sei heutzutage auch in Marburg und Eisenach wieder der Alltag eingekehrt. «Wir gewinnen aber Zuversicht aus der Erfahrung der Wende: Große Veränderungen sind auch friedlich möglich», sagte Löwer.

Für Marburgs Oberbürgermeister Egon Vaupel (SPD) ist der Einheitsfeiertag am 3. Oktober ein Geschenk, an dem man freudig, positiv und dankbar gestimmt sein sollte. Einen historischen Rückblick auf die ereignisreichen Tage ab dem November 1989 hielt Eisenachs Stadtoberhaupt Matthias Doht (SPD) in seiner Rede.

«Das alles ging so schnell, dass man glaubte, alles ist in Bewegung, Plötzlich standen wir am 1. Juni 1990 gemeinsam an der Stadtspitze, Dr. Hans-Peter Brodhun und ich als Vertreter einer Koalition, mit einer selbst gegebenen Magistratsverfassung, nach Marburger Vorbild und mit Marburger Hilfe. Es war eine spannende Zeit damals», führte Matthias Doht aus und reflektierte auch auf den Einigungsvertrag, der wohl viel zu schnell, ohne exakte Zahlen und Hintergründe entstanden sei. «Aber wer sollte die auch kennen. Der Westen hatte keinen Plan und wenig Ahnung von der DDR. Und die Verhandlungspartner auf der Seite der DDR waren ebenso unerfahren – so wie wir auf kommunaler Ebenen», so Doht weiter.

Er machte deutlich, dass es mit der Wende im Osten Deutschland einen kompletten Wechsel der Elite gegeben hatte. «Nur in einer Revolution ist es möglich, dass ein vollständiger Elitewechsel stattfindet. Und mit dem Sturz der ganzen DDR-Führungselite in Staat. Gesellschaft, Kommune, Militär, Hochschulen und Gerichten sind auch die Wendeverlierer zu definieren», so Eisenachs Rathauschef.
Aus der Stadt Eisenach grau in grau des Jahres 1989 sei eine Stadt bunt in bunt geworden, unterstrich Matthias Doht und überreichte seinem Amtskollegen Egon Vaupel das Buch zur Ausstellung «Eisenach grau in grau». «Wir sind für Vielfalt statt Einfalt, ausländische Mitbürger sind uns willkommen. Unsere Handballmannschaft des ThSV Eisenach, die Landeskapelle oder auch gastronomische und medizinische Einrichtungen wären ohne sie nicht denkbar. Genauso wie vor 800 Jahren eine ungarische Königstochter willkommen war, als sie auf der Wartburg nahe Eisenach Thüringische Landgräfin wurde und unter der Elisabethkirche in Marburg bestattet liegt. Dieses Völkerbindende ist uns wichtig», betonte Matthias Doht. Er lud die Marburger zum nächsten Sommergewinn, am 2. April 2011, ganz herzlich nach Eisenach ein.
Nach der Festsitzung stand ein Festkonzert der besonderen Art, veranstaltet vom Stadtkirchenkreis Marburg und dem Magistrat Marburg in der Elisabethkirche, an. Die Neunte Sinfonie von Ludwig van Beethoven wurde durch Professor Ernst-Erich Stender aus Lübeck auf der Orgel (!) zu Gehör gebracht.
Alte Freundschaften zwischen Eisenachern und Marburgern wurden aufgefrischt, neue geknüpft. Die Städtepartnerschaft zwischen Eisenach und Marburg lebt.