MIT gegen anonymisierte Bewerbungen

Daten von Stellenbewerbern sollen in einem Pilotprojekt der Antidiskriminierungsstelle des Bundes anonymisiert werden. Ab diesem Herbst testen fünf Großunternehmen, darunter Procter & Gamble, L’Oréal und die Deutsche Telekom ein Jahr lang diese aus den USA kommende Praxis in Deutschland. Eingehende Bewerbungsunterlagen werden auf Jobfakten reduziert, persönliche Eigenschaften und Angaben zu Nationalität, Alter, Geschlecht, Familienstand sowie Namen werden gestrichen.

«Ein lebensfremder Vorschlag, der gerade nicht auf die individuellen Stärken und Schwächen eines Bewerbers eingeht, und zudem für Mittelständler eine Kostenspirale in Gang setzt», kritisiert Andree Heinemann der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Eisenach-Wartburgkreis (MIT). «Anonymisierte Bewerbungen sind der falsche Weg, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen.»

«Neben der fachlichen Qualifikation sind auch persönliche Daten erforderlich, um sich ein Bild über die Eignung eines Bewerbers zu machen», erklärt Heinemann. «Gerade bei mittelständischen Unternehmen läuft alles familiärer ab als bei Großbetrieben.» Die «Chemie» zwischen Chef und Mitarbeitern müsse stimmen. Die Frage, ob ein künftiger Mitarbeiter sich sozial engagiert, welche persönlichen Erfahrungen er mitbringt und andere individuelle Faktoren, seien in der Praxis oft ebenso ausschlaggebend.

«Soziale Kompetenz, ehrenamtliches Engagement und die eigene Persönlichkeit dürfen deshalb bei Bewerbungen nicht unter den Tisch fallen», erklärt Heinemann. «Schließlich sind Mitarbeiter keine seelenlosen Arbeitsmaschinen, sondern Individuen.» Bei Bewerbung und Personalauswahl ist nach Auffassung der MIT Eisenach-Wartburgkreis nicht weniger, sondern mehr Transparenz zielführend. Wie ein Bewerber über das Unternehmen im Internet forschen kann, sollte auch ein Unternehmer die Möglichkeit haben, sich im Netz über potenzielle Mitarbeiter zu informieren. «Anonymisierte Bewerbungen sind ein Schritt in die falsche Richtung – eine Scheinlösung, die Gerechtigkeit verspricht und Verwaltungsaufwand schafft. Der eigentliche Bewerbungsprozess hat so keinerlei Aussagekraft mehr», erklärt Heinemann.

«Nachhaltig sind hier allenfalls massiv steigende administrative Kosten sowie ein zeitlich längerer und umständlicher Bewerbungsvorgang mit unzähligen Bewerbungsgesprächen», so Heinemann. «Dieser Mehraufwand führt insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, die in der Praxis oft keine eigene Personalabteilung haben, zu steigenden Kosten.» Bezeichnenderweise nehmen am Pilotprojekt nur große internationale Unternehmen teil, die über ihre Personalabteilungen und Mitarbeiter in den USA bereits entsprechende Verfahren kennen.

Außerdem ist mit anonymisierten Bewerbungen dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet. Anonyme Bewerber können Qualifikationen vortäuschen, die sie gar nicht besitzen, um daraus Vorteile zu ziehen. Grundsätzlich gilt für die MIT Eisenach-Wartburgkreis: Je restriktiver das deutsche Arbeitsrecht ausgelegt ist, desto wichtiger wird die individuelle Personalauswahl durch Firmenchefs.

Vor diesem Hintergrund fordert die MIT Eisenach-Wartburgkreis das Familienministerium, das das Projekt unterstützt, und die Antidiskriminierungsstelle des Bundes auf, keine weiteren Vorstöße in Richtung anonymisierter Bewerbungen zu unternehmen. «Solche bürokratischen Ungetüme sind lebensfremd und beschäftigungsfeindlich», sagt Heinemann. «Wir fordern ein Ende der Reglementierungen und rechtlichen Stolperfallen für beschäftigungswillige mittelständische Unternehmen.»