Multifunktionsarena O1: Oberbürgermeisterin stellt Kostenrahmen und weiteres Vorgehen öffentlich vor

In einer Pressekonferenz am Dienstag, 14. März 2023, informierten Oberbürgermeisterin Katja Wolf und Bürgermeister Christoph Ihling über die aktuelle Kostenprognose für die Multifunktionsarena „O1“. So sind die voraussichtlichen Gesamtkosten auf 42,5 Millionen Euro gestiegen. Bisher war die Stadtverwaltung von etwa 35 Millionen Euro Gesamtvolumen ausgegangen. Im Ergebnis beträgt der Eigenanteil der Stadt rund 6,6 Millionen Euro. Gerade im Bereich Nachhaltigkeit und regenerativer Energieversorgung konnte ein gewisser Modellcharakter zuvor im Projekt nicht dargestellt werden. Durch eine in Aussicht stehende Förderung aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), die Förderquote liegt hier bei 60 Prozent, könnte dies allerdings umgesetzt werden. Dies würde ebenfalls für steigende Kosten sorgen, im Gegenzug aber den gesamten Bau qualitativ deutlich aufwerten. Außerdem hinzugekommen ist die Möglichkeit der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG).

Neben EFRE sind die Gründe für den Kostenanstieg vielfältig: massive Preissteigerungen in der Baubranche seit Ausbruch des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine, erhöhte Anforderungen der Fördermittelgeber sowohl an die Energieeffizienz des Neubaus in der denkmalgeschützten Gebäudehülle als auch die architektonische Umsetzung sowie nennenswerte Preissteigerungen allein im Bereich der Baunebenkosten. Aber auch die bisher durch fehlende Fachplanungen zu ungenaue Kostenschätzung sei als Ursache auszumachen, gab die Oberbürgermeisterin zu. Katja Wolf hält dennoch unmissverständlich am „O1“ fest:

Der Bau der Wartburgarena ist neben dem städtischen Breitbandausbau das wichtigste Infrastrukturprojekt der Stadt Eisenach. Dabei geht es nicht nur um eine Perspektive für unsere Handballer, die auf dem Weg in die Erste Bundesliga sind, sondern genauso um einen zukunftsweisenden Impuls für Sport und Veranstaltungsmanagement sowie eine erhebliche städtebauliche Aufwertung des gesamten Areals, betonte die Oberbürgermeisterin.

Stadt will Projektverantwortung wieder selbst in die Hand nehmen
In der nächsten Sitzung am 21. März wird der Stadtrat ausführlich über das „O1“ beraten. So sieht eine Beschlussvorlage vor, die Federführung des Projekts von der Städtischen Wohnungsgesellschaft (SWG) Eisenach mbH zurück in die Stadtverwaltung zu holen. Als Begründung nennt die Oberbürgermeisterin die Tatsache, dass die SWG mit insgesamt fünf Neubau-Projekten im Bereich des sozialen Wohnungsbaus – erst einer davon ist nahezu fertig – voll ausgelastet ist. Personelle Engpässe zu schließen, sei im vergangenen Jahr leider nicht gelungen.

Die SWG verfügt derzeit nicht über die Ressourcen, die Realisierung des „O1“ mit der nötigen Priorität voranzutreiben. Außerdem ist bei Städtebaumitteln die Förderquote für die Stadt und die BEG höher, so Katja Wolf.

Damit dies gelingt, müsste das Grundstück durch die Stadt gekauft oder mittels eines Erbbaurechtsvertrags übertragen werden. Der SWG-Aufsichtsrat ist bereits im Dezember über diese Entwicklung informiert worden. Die Entscheidung liegt letztlich aber beim Stadtrat.

Anzeige

Eine zweite Beschlussvorlage ist Voraussetzung für die Einleitung eines Vergabeverfahrens für den Neubau der Sportarena im Industriedenkmal „O1“ und beinhaltet ein Planerauswahlverfahren. Mit Beschluss durch den Stadtrat können zeitnah die erforderlichen europaweiten Ausschreibungen inklusive der erforderlichen Fachplanungen und Projektsteuerungsleistungen erfolgen. Ziel ist es, diese noch im Sommer 2023 zu beauftragen.

Des Weiteren stellte Oberbürgermeisterin Katja Wolf mit Claus Zuschlag und Martin Gensel zwei Projektkoordinatoren innerhalb der Eisenacher Stadtverwaltung vor. Sie zeichnen ab sofort für die Verwirklichung des „O1“ verantwortlich, stimmen das Vorgehen mit den Fördermittelgebern ab und bringen schnellstmöglich die Fachplanung auf den Weg. Beide werden sich die Aufgabe mit einem Stellenanteil von jeweils 50 Prozent teilen. Claus Zuschlag ist Leiter des Fachdienstes Gebäudemanagement innerhalb von Fachbereich 4. Martin Gensel ist als Sachbearbeiter im Fachdienst Hochbau eingesetzt.

Auch dies bildet nur einen Anteil der notwendigen Ressourcen ab, den Löwenanteil wird eine externe Projektsteuerung übernehmen, wie die Fördermittelgeber von Bund und Land bei Projekten solcher Größenordnungen empfehlen. Mit dieser Kombination können wir das nötige Potenzial in der geforderten Zeit bereitstellen, um die einmalige Chance zu nutzen, die größte innerstädtische Brache zu entwickeln, stellt Bürgermeister Christoph Ihling fest. Das Gebiet stellt den größten städtebaulichen Missstand in der Stadt dar und dessen Entwicklung hat damit die oberste Priorität, so Ihling weiter.

Hintergrund Die Stadt Eisenach benötigt Sportstätten für den Schul-, Wettkampf- und Vereinssport. Die größte Sporthalle, die Werner-Aßmann-Halle, entspricht nicht den Anforderungen der 1. Handballbundesliga. Unter anderem deshalb plant die Stadt Eisenach seit Jahren den Neubau einer entsprechenden Halle. Das Großprojekt befindet sich nach einem Beschluss des Eisenacher Stadtrates bisher noch in Regie der SWG.

Vorgesehen für den Neubau ist ein Areal am Heinrich-Erhardt-Platz. Das hier stehende Industriedenkmal „O1“ – ehemals Stammwerk der BMW-Automobilproduktion – ist seit mehr als 20 Jahren ohne Nutzung. Geplant ist, den Neubau in der denkmalgeschützten Gebäudehülle zu errichten. Durch besondere Anforderungen an Energieeffizienz und Architektur erhält das Projekt Modellcharakter. Sowohl Planung als auch Realisierung sind daher aufwendiger als bei vergleichbaren Projekten. Aktuell geht die Stadtverwaltung Eisenach davon aus, dass eine Nutzung der Halle frühestens ab Dezember 2026 möglich sein wird.

Für die Finanzierung des Projektes wurden der Stadt bereits großzügige Zusagen gemacht: Allein 12,8 Millionen Euro gibt der Bund. Der Freistaat Thüringen hat neun Millionen Euro über die Schuldendiensthilfe zugesagt. Zusätzlich sollen 4,84 Millionen Euro aus Städtebaufördermitteln, weitere 1,25 Millionen Euro aus der Sportstättenförderung sowie Fördergelder aus Mitteln des Denkmalschutzes in Höhe von 150.000 Euro in die Umsetzung fließen. Zudem beantragte die Stadt 5,9 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) für die geplante Wartburgarena. Hinzu kommen die möglichen Fördermittel der BEG in Höhe von 1.800.000 Euro. Mehr dazu: https://www.eisenach.de/service/bauprojekte/multifunktionshalle-o1/.

Anzeige