Neuer Leiter des Kulturamtes ist Dr. Achim Heidenreich

Zum 16. Juli dieses Jahres hat Dr. Achim Heidenreich in der Eisenacher Stadtverwaltung die Leitung des Kulturamtes übernommen. Er stellte sich heute (3. August) in einem Pressegespräch mit der Oberbürgermeisterin Katja Wolf der Öffentlichkeit vor.

Ich bin sehr froh, mit Dr. Heidenreich einen gut vernetzten und visionären, neuen Leiter für den wichtigen Bereich Kultur im Amt zu wissen. Eisenach ist Kulturstadt und es ist mir wichtig, deren Profil nach innen und außen weiter zu schärfen. In den vergangenen Tagen konnte Dr. Heidenreich die Eisenacher Kulturlandschaft kennenlernen und sofort in verschiedene Themen einsteigen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.

Die Stelle des Kulturamtsleiters war neu zu besetzen, nach dem der vorige Kulturamtsleiter Reinhard Lorenz in den Ruhestand gegangen war. Zu den Aufgabenbereichen des Kulturamtes gehören neben dem Thüringer Museum Eisenach die Stadtbibliothek und die Musikschule „Johann Sebastian Bach“. Auch Kulturentwicklung in ihrer ganzen Breite fällt in den Bereich des Amtes.

Oberbürgermeisterin Wolf: Dr. Heidenreich hat ein gutes Gespür für die Vielfalt der Akteure und Adressaten im Kulturbereich und wird auf diese zugehen. Ich erhoffe mir davon eine starke Vernetzung und intensiven Austausch mit der Stadt. Ich möchte für alle Eisenacher ein sichtbarer und ansprechbarer Leiter des Kulturamts sein. Eisenach beherbergt Kultur- und Kunstschätze von Weltrang wie aus einem Füllhorn. Das ist ein großes Geschenk, sagte Dr. Heidenreich.

Für ihn ist dies zugleich ein verpflichtendes Erbe, mit dem verantwortungsvoll umzugehen und woran mitzugestalten ist.

Diese Schätze sind niedrigschwellig, nachhaltig und teilhabegerecht in eine sichere Zukunft zu überführen. Dabei darf Vertrautes durch zeitgenössische Akzente durchaus neu beleuchtet, hinterfragt und diskutiert werden. War Bach nur ein Vollender des Mittelalters oder ein Neuerer? Das fragte einst der Philosoph Theodor W. Adorno, betonte er und fragte zu gleich: Vor welchen Herausforderungen, wie seinerzeit Bach und Luther, stehen wir heute? Wie können wir heute mit den Archiven und Sammlungen korrespondieren und sie zum Sprechen bringen?.

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Dr. Heidenreich ist überzeugt, dass durch Kunst im öffentlichen Raum manches sogar im buchstäblichen Sinn bewegt werden kann und hat konkrete Projektideen im Kopf. Neben Luther und der Bach-Familie seien für die Identität der Eisenacher der Entwicklungs- und Automobilstandort natürlich auch kulturell von größter Bedeutung. Darüber sollte nach seiner Auffassung in Eisenach noch mehr miteinander diskutiert werden.

Zur Person: Dr. Achim Heidenreich studierte nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann und dem Absolvieren des Zweiten Bildungsweges Musikwissenschaft, Komparatistik und Philosophie in Mainz, Frankfurt, Paris und an der Yale University/USA; Magisterarbeit zum zeitgenössischen Musiktheater des Komponisten Wolfgang Rihm, Doktorarbeit zu konzertanten Mischformen in der Ensemblemusik der 1920er Jahre zum Werk von Paul Hindemith.

In den neunziger Jahren lebte Dr. Heidenreich in Halle/Saale und war dort am Institut für Musikwissenschaft für die Umstrukturierung des Instituts und der historischen Institutsbibliothek sowie die Vernetzung des Instituts in das Kulturleben im Großraum Halle/Leipzig zuständig. Dort entstanden Kooperationen mit dem MDR, dem Gewandhaus, der Mitteldeutschen Zeitung und den Händelfestspielen.

Danach übernahm er als Redakteur des Bayerischen Rundfunks die Programmgestaltung, Künstlerische Produktionsleitung und Dramaturgie der renommierten Uraufführungskonzertreihe musica viva mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und Fremdensembles. 2005 wurde er Projektentwickler und Produktionsleiter im Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe. Hier gelang es ihm unter anderem großvolumige Drittmittelprojekte auf nationaler und EU-Ebene zu beantragen und durchzuführen – so beispielsweise das Projekt Bipolar mit dem Budapest-Music-Center oder mediaartbase.de mit dem documenta Archiv Kassel und dem European Media Art Festival Osnabrück.

Im Kulturamt Karlsruhe kuratierte er unter anderem die Europäischen Kulturtage Karlsruhe 2012 „Musik baut Europa“ und das ORGANUM-Projekt zum 300. Stadtgeburtstag Karlsruhes mit einem via Satellit simultan übertragenen Orgelocktett aus acht mittel- und osteuropäischen Sakralbauten 2016. Für die Stadt Karlsruhe entwickelte und kuratierte er zudem das Musikfest „ZeitGenuss. Festival für die Musik unserer Zeit“. An den zwei Karlsruher Hochschulen für Musik und für Gestaltung gründete und leitete er die Studiengänge für die Interpretation zeitgenössischer Musik und die transdisziplinäre Arbeitsstelle „musiktheater intégrale“. An der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf lehrt Dr. Heidenreich „Ästhetische Diskussion.“ Er berät die Kunststiftung Nordrhein-Westfalen in Fragen der zeitgenössischen Musik.

Zahlreiche Veröffentlichungen zur Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, Jurytätigkeit in zahlreichen Musikjurys. Er ist Mitglied der Kurt Weill Gesellschaft Dessau, des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung Darmstadt, des Arbeitskreises Soziologie und Sozialgeschichte der Musik in der Gesellschaft für Musikforschung sowie der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik/Sektion Deutschland. Seit 1993 publiziert Dr. Heidenreich regelmäßig im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu zeitgeschichtlichen, musiktheatralischen und zeitgenössischen Kunstthemen.

Dr. Achim Heidenreich (geboren 1961) ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn.

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