Nikolaitor erhält wieder Bekrönung mit aktuellen Zeitzeugnissen

Die Sanierung des Nikolaitores ist weiter vorangekommen. Auf dem Dachfirst des historischen Stadttores wurde heute, am 30. Oktober, wieder die Bekrönung (Turmknopf) mit aktuellen Zeitzeugnissen aufgesetzt.

Die Bekrönung des Nikolaitores besteht aus zwei etwa 1,35 Meter hohen Spitzen mit runden Metallkapseln. Sie wurden – ähnlich wie auf historischen Bildern zu sehen – wieder an beiden Enden des Dachfirstes angebracht. In einer der Kapseln wurde jetzt die Hülse mit aktuellen Zeitzeugnissen platziert, die später über die Arbeiten am Bauwerk und die jeweilige Zeit Auskunft geben. „Ich freue mich, dass bald das zweite große Denkmal nach dem Lutherdenkmal auf dem Karlsplatz saniert und restauriert ist“, sagte Bürgermeister Andreas Ludwig.

Gemeinsam mit Vertretern des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie, des Architekturbüros Spangenberg+Braun und der Baufirmen bestückte der Bürgermeister vor der offiziellen Bekrönung die neue Metallhülse. Sie enthält die Liste aller an der Sanierung Beteiligten, einige heutige Münzen und Geldscheine, zwei aktuelle Tageszeitungen sowie einen Text an die nächste Generation:

An die nächsten Generationen:

Am 30. Oktober 2014 wurde der Turmknopf nach der Restaurierung des Nikolaitores wieder aufgebracht. Alter Tradition folgend, wurde ihm eine Hülse beigefügt, die die Zeitungen vom 30. Oktober 2014, einige Münzen und Geldscheine sowie den folgenden Text enthält.

Das Nikolaitor, das letzte noch erhaltene von ehemals fünf Eisenacher Stadttoren, stammt aus dem 12. Jahrhundert. Es ist eines der ältesten Stadttore Thüringens. In dessen Ostseite befinden sich zwei Steinplastiken, die zum einen den Thüringer Löwen, zum anderen den Begründer Landgrafengeschlechts der Ludowinger, Ludwig den Bärtigen (oder mit dem Barte) darstellen. Sie sind möglicherweise noch älter als das Tor selbst.

Das Tor wurde 2013/14 auf bürgerschaftliche Initiative des Eisenacher Geschichtsvereins e.V. durch die Stadtsanierung mit finanzieller Unterstützung des Eisenachers Fritz Walther sowie aus Mitteln des Denkmalschutzes grundlegend saniert. Mag es nun für die kommenden Generationen gesichert sein!

Nachdem die 23 Zentimeter lange und acht Zentimeter dicke Hülse luftdicht verschlossen war, erklommen die Dachdecker das Baugerüst und legten die Hülse in die linke Bekrönung (vom Karlsplatz gesehen) und montierten diese auf dem Dachfirst.

Stand der Sanierungsarbeiten

Das Nikolaitor wird seit 2013 Schritt für Schritt saniert und restauriert. Das Turminnere musste zuvor eine Fachfirma reinigen, insbesondere Taubenkot entfernen. Danach erst konnte der Zustand der Hölzer und der Mauersteine des mittelalterlichen Tores von Fachgutachtern beurteilt werden. Anfang 2013 begannen dann schließlich die Arbeiten direkt am Tor. Gegen den Schädlingsbefall erfolgte eine Heißluftbehandlung. An zahlreichen Stellen in verschiedenen Geschossen wurden schadhafte Holzteile der Konstruktion repariert oder ausgetauscht. Dies betraf Treppen und Geschossdecken, vor allem jedoch den mittelalterlichen Dachstuhl. Anschließend wurden die schadhafte Dacheindeckung aus Schiefer in „Altdeutscher Deckung“ erneuert, die hölzernen Dachgaupen repariert und die Dachentwässerung wieder hergestellt.

Schäden mussten auch am mittelalterlichen Mauerwerk des Nikolaitores behoben werden. So wurde die Standfestigkeit der Mauerwerksschalen mit Verankerungen gesichert. Die verwitterten Steine und Fugen an den Fassaden wurden behandelt und restauriert. Für den ursprünglichen dünnen Verputz wurde ein zum Mauerwerk passender neuer Fugenverputz gefunden. Steinmetzarbeiten waren auch an den Fenstergewänden erforderlich. Die Bleiglasfenster selbst werden in Kürze in der Tischlerwerkstatt repariert. Darüber hinaus erhielt das Dach eine neue Schieferabdeckung.

Insgesamt wurden nach Möglichkeit bei der Sanierung Originalmaterialien gereinigt, aufgearbeitet und wieder verwendet. Alle Arbeiten wurden vorab mit der Denkmalfachbehörde abgestimmt und die denkmalschutzrechtlichen Erlaubnisse eingeholt.

Die denkmalpflegerische Sanierung und Restaurierung des romanischen Tores wird rund 775.000 Euro kosten. Diese Summe wurde zu 80 Prozent aus dem Programm der Städtebauförderung „Städtebaulicher Denkmalschutz“ finanziert. An den Gesamtkosten beteiligte sich auch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie mit 40.000 Euro. Die Stadt Eisenach kann ihren Eigenanteil dank einer großzügigen Spende des Eisenachers Fritz Walther aufbringen. Ein weiterer Dank geht an den Eisenacher Geschichtsverein für sein Engagement. Denn von dem Verein ging die Initiative zur Sanierung aus. Ursprünglich war nur die Sanierung der Steinplastiken im Tor geplant. Dank der Spende ergab sich aber die Möglichkeit der Gesamtsanierung.

Bauherr ist die Stadt Eisenach, die denkmalfachliche Betreuung hat das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie übernommen. Mit der Planung und Bauleitung ist das Architekturbüro Spangenberg und Braun aus Erfurt beauftragt worden. Hinzu kommen der Steinrestaurator Stephan Scheidemann, der Statiker Frank Lang und weitere Sachverständige.

Geschichte des Nikolaitores

Das romanische Nikolaitor am Eisenacher Karlsplatz ist das einzig erhaltene von ehemals fünf Stadttoren. Es wurde um 1170 etwa gleichzeitig mit der benachbarten Nikolaikirche erbaut und gilt als das älteste erhaltene Tor Südwestthüringens. Der Turm ist rund 27 Meter hoch. Oberhalb der Toreinfahrt sind zwei Steinbilder zu sehen, die wahrscheinlich Ludwig mit dem Barte, den Begründer der Ludowingerdynastie, und den Thüringer Wappenlöwen darstellen. Im Mittelalter führte die Handelsstraße Via Regia von Frankfurt am Main nach Krakau durch Eisenach. Am Ausgang des Karlsplatzes zur Bahnhofstraße verließ man durch das Nikolaitor die Stadt in Richtung Osten. Bis 1832 wurde das Stadttor jeden Abend geschlossen.