Nikolaitor fertig saniert

Die umfangreichen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten am Nikolaitor, dem letzten noch erhaltenen historischen Stadttor Eisenachs, sind nach über zwei Jahren Bauzeit abgeschlossen. Oberbürgermeisterin Katja Wolf gab heute (14. Juli) das Nikolaitor offiziell wieder frei – und zwar vor allem als Durchgang für Fußgänger. “Das Nikolaitor ist nun wieder ein echter Blickfang, nicht nur für die Touristen”, sagt Oberbürgermeisterin. Sie dankte nochmals dem Eisenacher Fritz Walther: “Ohne Ihre Unterstützung hätten wir unser Stadttor nicht sanieren können.” Walther sicherte mit einer großzügigen Spende den Eigenanteil der Stadt für die Sanierung.

Das Nikolaitor soll weiterhin nur in Richtung Karlsplatz durchfahren werden. “Das historische Tor bleibt prinzipiell für den Fahrzeugverkehr gesperrt”, sagt Oberbürgermeisterin Katja Wolf. Allerdings wird die Tordurchfahrt in Ausnahmefällen auch für einige Zeit wegen Bauarbeiten als Umleitungsstrecke benötigt. So beginnen beispielsweise am morgigen 15. Juli Bauarbeiten wegen Straßenschäden in der Nikolaistraße / Kreuzung Goethestraße. Während dieser Reparaturarbeiten muss der Verkehr durch das Tor geleitet werden.

Für solche Ausnahmefälle wurde in den letzten Tagen in der Durchfahrt des Nikolaitores die Oberfläche vorläufig so hergestellt, dass damit die Erschütterungen im Torbereich bereits minimiert werden und somit das Tor geschützt wird.

Während der zeitweisen Verkehrsführung durch das Nikolaitor werden jetzt die auftretenden Erschütterungen eine Woche lang (bis zum 21. Juli) nochmals aktuell gemessen. Dann liegen Vergleichswerte vor, welche Schwingungen am Tor bei beidseitigem Verkehr sowie bei nur einseitigem Verkehr auftreten. Mit diesen Daten können verkehrsbedingte Schädigungen am neu restaurierten Tor hochgerechnet und nach bestem Wissen und Gewissen von vornherein minimiert werden. Die Werte fließen ebenfalls in die Vorbereitungen für den ersten Bauabschnitt zur Neugestaltung des Karlsplatzes ein. Hier soll voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2016 mit dem Bereich um das Nikolaitor begonnen werden. Dazu gehört auch ein grundhafter Ausbau der Tordurchfahrt.

Klar ist auch, dass während der geplanten Arbeiten für den neuen Zentralen Busbahnhof an der Müllerstraße der Verkehr durch das Stadttor umgeleitet werden muss. Die Strecke über die Uferstraße zum Bahnhof wird dann nicht befahrbar sein. Auch bei weiteren künftigen Bauarbeiten in der Stadt kann es möglich sein, dass der Verkehr übergangsweise durch das Nikolaitor geleitet werden muss.

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Denkmalpflegerische Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten
Das Nikolaitor wurde seit 2013 Schritt für Schritt saniert und restauriert. Das Turminnere musste zuvor eine Fachfirma reinigen, insbesondere Taubenkot entfernen. Anfang 2013 begannen dann schließlich die Arbeiten direkt am Tor. Gegen den Schädlingsbefall erfolgte eine Heißluftbehandlung. An zahlreichen Stellen in verschiedenen Geschossen wurden schadhafte Holzteile der Konstruktion repariert oder ausgetauscht. Dies betraf Treppen und Geschossdecken, vor allem jedoch den mittelalterlichen Dachstuhl. Anschließend wurden die schadhafte Dacheindeckung aus Schiefer in “Altdeutscher Deckung” erneuert, die hölzernen Dachgaupen repariert und die Dachentwässerung wieder hergestellt.

Schäden mussten auch am mittelalterlichen Mauerwerk des Nikolaitores behoben werden. So wurde die Standfestigkeit der Mauerwerksschalen mit Verankerungen gesichert. Die verwitterten Steine und Fugen an den Fassaden wurden behandelt und restauriert. Für den ursprünglichen dünnen Verputz wurde ein zum Mauerwerk passender neuer Fugenverputz gefunden. Steinmetzarbeiten waren auch an den Fenstergewänden erforderlich. Die Bleiglasfenster selbst wurden in der Tischlerwerkstatt repariert. Darüber hinaus erhielt das Dach eine neue Schieferabdeckung.

Insgesamt wurden nach Möglichkeit bei der Sanierung Originalmaterialien gereinigt, aufgearbeitet und wieder verwendet. Alle Arbeiten wurden vorab mit der Denkmalfachbehörde abgestimmt und die denkmalschutzrechtlichen Erlaubnisse eingeholt.

Arbeiten mit Spende und Fördermitteln finanziert

Die denkmalpflegerische Sanierung und Restaurierung des romanischen Tores kostete rund 800.000 Euro. Diese Summe wurde zu 80 Prozent aus dem Programm der Städtebauförderung “Städtebaulicher Denkmalschutz” von Bund und Land finanziert. An den Gesamtkosten beteiligte sich auch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie mit 40.000 Euro. Die Stadt Eisenach konnte ihren Eigenanteil dank einer großzügigen Spende des Eisenachers Fritz Walther aufbringen. Ein weiterer Dank geht an den Eisenacher Geschichtsverein für sein Engagement.

Bauherr ist die Stadt Eisenach, die denkmalfachliche Betreuung hat das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie übernommen. Mit der Planung und Bauleitung ist das Architekturbüro Spangenberg und Braun aus Erfurt beauftragt worden. Hinzu kommen der Steinrestaurator Stephan Scheidemann, der Statiker Frank Lang, der Holzsschverständige Hans-Peter Deutsch und andere.
Geschichte des Nikolaitores
Das romanische Nikolaitor am Eisenacher Karlsplatz ist das einzig erhaltene von ehemals fünf Stadttoren. Es wurde um 1170 etwa gleichzeitig mit der benachbarten Nikolaikirche erbaut und gilt als das älteste erhaltene Tor Südwestthüringens. Der Turm ist rund 27 Meter hoch. Oberhalb der Toreinfahrt sind zwei Steinbilder zu sehen, die wahrscheinlich Ludwig mit dem Barte, den Begründer der Ludowingerdynastie, und den Thüringer Wappenlöwen darstellen. Im Mittelalter führte die Handelsstraße Via Regia von Frankfurt am Main nach Krakau durch Eisenach. Am Ausgang des Karlsplatzes zur Bahnhofstraße verließ man durch das Nikolaitor die Stadt in Richtung Osten. Bis 1832 wurde das Stadttor jeden Abend geschlossen.

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