Nikolaitor: Sanierungsarbeiten werden fortgesetzt

Die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten am Eisenacher Nikolaitor gehen nach der Winterpause jetzt im April weiter. Fortgesetzt werden steinrestauratorische Arbeiten an der Fassade des mittelalterlichen Stadttores.

Die Fachleute entfernen von den Steinen und aus den Fugen den ursprünglichen, dünnen Verputz. Anschließend füllen sie die Fugen wieder mit einem zum Mauerwerk passenden Putz. Damit bleibt das gewohnte Erscheinungsbild des Mauerwerkes weitestgehend erhalten. Gleichzeitig wird der weitere Verfall des Mauerwerks gebremst. Diese Arbeiten sind sowohl am alten Tor wie auch am kleineren, sogenannten neuen Tor erforderlich. Dort muss zuvor das Gerüst wieder aufgestellt werden. Für diese Arbeiten liegt die denkmalschutzrechtliche Erlaubnis vor.

Die nächsten geplanten Arbeiten – Zimmerer-, Holzbau- und Dachdeckerarbeiten – sind derzeit öffentlich ausgeschrieben.
Der Turm erhält wieder ein Dach aus Naturschiefer. Da Thüringer Schiefer nicht mehr abgebaut wird, muss ein anderer Schiefer verwendet werden. »Wir verwenden aber einen ähnlichen Grauton”, sagt Anne Reinke vom Architekturbüro Spangenberg und Braun. Ausgebessert werden an der Dachkonstruktion unter anderem die Sparrenköpfe und -füße sowie einige Deckenbalken. Die Hölzer im Dachstuhl datierte der Restaurator Wolfgang Petzholdt auf das Jahr 1522. Die bauhistorische Untersuchung hatte das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Auftrag gegeben.

Im vergangenen Jahr waren nach einem Holzgutachten bereits erste Maßnahmen festgelegt worden. So müssen außerdem die Holzschäden an den Geschossdecken, den Treppenanlagen und Fachwerkkonstruktionen des 1. bis 4. Obergeschosses repariert werden. An den Holzfußböden und Treppen sind zerstörte Bauteile komplett zu ersetzen.

Zudem werden die bleiverglasten Fenster aufgearbeitet. Eines dieser Fenster muss neu angefertigt werden.

Außerdem wird im Bereich der Mauerkrone eine Schwamm-Barriere eingebaut, um einem Befall mit echtem Hausschwamm vorzubeugen. Wegen des Schädlingsbefalls erhielten die Hohlräume im Deckenbereich eine Heißluftbehandlung. Bei diesem schonenden Verfahren wird so lange heiße Luft in den betreffenden Raum hineingeblasen wird, bis eine Temperatur erreicht ist, bei der die Schädlinge nicht mehr überleben können.

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Alle Arbeiten am Nikolaitor werden je nach Baufortschritt von der Unteren Denkmalschutzbehörde begleitet und mit dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie abgestimmt. Die Sanierung und Restaurierung des Nikolaitores soll voraussichtlich im Spätsommer 2014 abgeschlossen werden.

Die denkmalpflegerische Sanierung und Restaurierung des romanischen Stadttores wird nun voraussichtlich rund 790.000 Euro kosten – rund 223.000 Euro mehr als ursprünglich veranschlagt. Um die Mehrkosten abzudecken, erhielt die Stadt Eisenach zusätzliche Mittel von Bund und Land aus dem Programm Städtebaulicher Denkmalschutz in Höhe von 178.000 Euro. An den Gesamtkosten beteiligt sich jetzt auch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie mit 40.000 Euro.

Ausgangspunkt der Sanierung war das einem Mitglied des Eisenacher Geschichtsvereins zugefallene Erbe des Eisenach-Freundes Dr. Claus Wülfing aus Westfalen. Dieses Vermächtnis stockte ein anonymer Spender aus Eisenach zu einem namhaften Betrag auf. Damit der städtische Eigenanteil trotz der jetzt gestiegenen Sanierungskosten finanziert werden kann, hat der Eisenacher seine großzügige Spende ebenfalls aufgestockt. „Für diesen Einsatz um das kulturelle Erbe der Stadt bedanke ich mich ganz herzlich“, sagt Oberbürgermeisterin Katja Wolf. Ein weiterer Dank geht an den Eisenacher Geschichtsverein für sein Engagement. Denn von dem Verein ging die Initiative zur Sanierung aus. Ursprünglich war nur die Sanierung der Steinplastiken im Tor geplant. Dank der Spende ergab sich aber die Möglichkeit der Gesamtsanierung.

Bauherr ist die Stadt Eisenach, die denkmalfachliche Betreuung übernimmt das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Mit der Planung und Bauleitung ist das Architekturbüro Spangenberg und Braun aus Erfurt beauftragt worden. Hinzu kommen der Steinrestaurator Stephan Scheidemann, der Statiker Frank Lang, der Experte für Holzschutz Hans-Peter Deutsch, die Firmen Morgenweck GmbH und Kunst und Naturstein Albertoni und weitere Sachverständige.

Das Nikolaitor

Das romanische Nikolaitor am östlichen Ende des Karlsplatzes ist das einzig erhaltene von ehemals fünf Stadttoren. Es wurde um 1170 erbaut und gilt als das älteste erhaltene Stadttor Thüringens. Es wurde ursprünglich als Torturm errichtet, an den sich beiderseits die Stadtmauer mit Wehrgängen anschloss. Oberhalb der Toreinfahrt sind zwei Steinbilder zu sehen, die wahrscheinlich Ludwig mit dem Barte, den Begründer der Ludowingerdynastie, und den Thüringer Wappenlöwen darstellen.

Im Mittelalter führte die Handelsstraße Via Regia durch Eisenach. Am Ausgang des Karlsplatzes zur Bahnhofstraße verließ man durch das Nikolaitor die Stadt in Richtung Osten. Um 1815 wurde die Stadtbefestigung Eisenachs Zug um Zug beseitigt. Das Nikolaitor blieb auf Wunsch der Bevölkerung erhalten. Bis 1832 wurde das Stadttor jeden Abend geschlossen.

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