Nilgänse im Stadtgebiet: Das Fachgebiet Grünflächen klärt auf

Bildquelle: © Stadt Eisenach/Rainer König; Auf der kleinen Insel im Eisenacher Prinzenteich sind Nilgänse häufig zu finden. Sie brüten dort.

Eigentlich sind sie schön anzusehen: Nilgänse sind immer häufiger im Stadtgebiet anzutreffen, ob am Prinzenteich oder am Parkteich in Madelungen. Doch die invasive Tierart verursacht bundesweit große Probleme in öffentlichen Grünflächen mit Gewässern, sogar in Freibädern. Weil natürlich Fressfeinde hierzulande fehlen, breitet sich der Bestand schnell aus. Zuletzt erreichten den Fachdienst Grünflächen Nachfragen zum Tierbestand und Eingriffe ins Umfeld der Gänse, beispielsweise durch Mäharbeiten. Aus diesem Anlass klärt die Stadt Eisenach auf.

Was bedeutet die Nilgans für heimische Tierarten?

Die einheimische Tierwelt – wie die Stockente – leidet unter der Ausbreitung der Nilgans. Gelege werden zerstört, Jungtiere angegriffen. Sogar Jungschwäne wurden schon als potentielle Konkurrenten vertrieben. Die unkontrollierte Ausbreitung der Nilgans könnte so zum Rückgang der Population einheimischer Wasservögel führen, was Auswirkungen auf das biologische Gleichgewicht von Gewässern hätte: Der Wuchs von Wasserpflanzen könnte aus dem Ruder geraten, wenn es keine Vögel mehr gäbe, die im flachen Gewässer am Grund nach Nahrung suchen. Das aufwändige Abmähen von Schwimmblattpflanzen wie Laichkraut ist aber keine Option – es wäre ein unverhältnismäßiger Eingriff in dieses Gleichgewicht.

Worin liegt das Problem für Parks und Freibäder?

Das Verhalten von Nilgänsen kann, vor allem während der Brutphase, aggressive Züge annehmen. Zudem sorgen die Tiere für massive Verschmutzung, da sie täglich etwa ein Drittel ihres Körpergewichts an Nahrung aufnehmen. Um flugfähig zu bleiben, setzt sie alle drei bis vier Minuten Kot ab – etwa 170-mal am Tag. Damit nicht genug, die Tiere sind reinlich und setzen die Fracht nie im Wasser ab, sondern immer auf Wegen und Rasenflächen. In diesem Zusammenhang muss noch einmal dringend auf das Fütterungsverbot der Tiere hingewiesen werden.

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Ist Bejagung eine Option?

Im besiedelten Raum darf die Nilgans aus verständlichen Gründen nicht mit der Schusswaffe bejagt werden, um den Bestand zu regulieren. Das wäre viel zu gefährlich. Auch das Entfernen der Gelege ist jagdrechtlich bedenklich. Es wäre auch wegen der Aggressivität der Elterntiere nicht ganz ungefährlich.

Wie reagieren Städte und Gemeinden?

Kommunen stehen vor der Herausforderung, das Lebensumfeld der Tiere so zu beeinflussen, dass die Ausbreitung der invasiven Art zumindest gebremst wird. Das Fachgebiet Grünflächen sucht – beispielsweise für die Tiere am Prinzenteich oder am Parkteich in Madelungen – bereits seit geraumer Zeit in enger Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde und der Unteren Jagdbehörde des Wartburgkreises nach Lösungen. Die Maßnahmen müssen sowohl dem Tierschutz als auch dem Naturschutz entsprechen. Ein Ansatz hierbei ist die Vergrämung.

Was bedeutet Vergrämung?

Die einzige Möglichkeit besteht derzeit darin, die Bedingungen für die Nilgans so unattraktiv wie möglich zu gestalten, in der Hoffnung, sie dauerhaft zu vergrämen. So kann sich die einheimische Fauna unter besseren Bedingungen wieder entwickeln. Es gibt bereits erste kleinere Erfolge. Zu den Vergrämungsmaßnahmen gehört auch der gestaffelte Schnitt der Vegetation, wie dem (doch sehr aufwändigen) unregelmäßigen Schneiden hohen Grases auf der Insel des Prinzenteiches. Dort brüten die Nilgänse gern. Ein Patentrezept gibt es noch nicht, bundesweit wird nach Lösungen gesucht. Langfristiges Ziel hierbei ist nicht die Zerstörung, sondern die Bewahrung der Natur.