Oberbürgermeisterin reiste in die ungarische Partnerstadt Sárospatak
Anfang der vergangenen Woche machte sich Oberbürgermeisterin Katja Wolf auf den Weg nach Ungarn, um Eisenachs Partnerstadt zu besuchen.
Schon seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine ist es mir ein dringendes Bedürfnis, selbst nach Sárospatak zu reisen, das ja unmittelbar an der Grenze liegt, und zu erfahren, wie die aktuelle Situation vor Ort ist. Leider war das bisher zeitlich nicht möglich, sagte sie bei ihrer Rückkehr nach Eisenach und weiter: Ich habe in den wenigen Tagen sehr viel gesehen und jede Menge Eindrücke mit nach Hause genommen. Natürlich hatte ich eine gewisse Vorstellung, als ich diese Reise angetreten habe. Und doch wurde ich zwischenzeitlich immer wieder überrascht. Die kontinuierliche und immense Bereitschaft zu helfen, hat mich sehr beeindruckt. Die Lage vor Ort ist nicht mit Deutschland vergleichbar. Bei meiner Ankunft in Eisenach hatte ich das Gefühl, zurück in einer anderen Welt zu sein.
Ziel ihrer Reise war einerseits die Übergabe der restlichen Spendensumme von 11.294 Euro, die in Eisenach für die Kriegsopfer in der Ukraine gesammelt wurden. Aber auch ein Erfahrungsaustausch über den Umgang mit der derzeitigen Situation – im Hinblick auf den Ukrainekrieg und die Flüchtlingsbewegung wie auch die daraus resultierende Energiekrise – war andererseits Thema des Besuchs. Die Oberbürgermeisterin machte sich ein ganz eigenes Bild von der aktuellen Lage vor Ort und nahm sich dafür mehrere Tage Zeit.
Zu einer so langen und innigen Freundschaft, wie der unserer beiden Städte, gehört einfach dazu, zusammen zu stehen. Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, füreinander da zu sein und zu signalisieren: Da ist ein offenes Ohr für Probleme und eine gereichte Hand zur Unterstützung, so Katja Wolf zum Hintergrund ihrer Reise.
Energiesituation in Ungarn ist angespannt
Bürgermeister János Aros, der Katja Wolf bei ihrer Ankunft herzlich empfing, hatte ein umfangreiches Programm zusammengestellt: Bei einem gemeinsamen Besuch des kommunalen Kinos und Kulturhauses wurden Themen wie Denkmalschutz, Kultur in Zeiten steigender Energiepreise, Barrierefreiheit und die Entwicklung der Besucherzahlen, die nach der Pandemie auch in Ungarn deutlich zurückgegangen sind, besprochen. Es folgten die Bibliothek, mit Hauptaugenmerk auf den frühkindlichen Angeboten, und das staatliche Gymnasium. Hier lag der Fokus auf einer Kooperation mit dem Ernst-Abbe-Gymnasium in Eisenach. Gleichzeitig wurden die Auswirkungen von Corona auf die Kinder und deren Entwicklung thematisiert – ähnlich wie im Kindergarten, der bei einer deutlich größeren Gruppengröße (25 Kinder) als in Deutschland eine kostenlose Betreuung anbietet. Essengeld wird nur bei sehr hohem Einkommen erhoben. Beim Besuch der Universität erhielt die Oberbürgermeisterin einen Einblick in neue Studiengänge wie Weinwirtschaft, Tourismus und Marketing sowie die Entwicklung der Studierendenzahlen.
Während ihres Aufenthalts fiel Katja Wolfs Blick zwangsweise auch auf die Entwicklung der Benzin- und Dieselpreise. Diese sind in Ungarn zwar auf rund 1,20 Euro je Liter gedeckelt, die Energiepreise für das Heizen haben sich jedoch verzehnfacht. Dabei ist Bürgermeister János Aros‘ größte Sorge, dass die Stadt aufgrund der stark gestiegenen Energiekosten um Entlassungen bei kommunalen Mitarbeiter*innen nicht herum kommt. Nur eine relativ geringe Menge des Grundverbrauchs ist für Privatleute gedeckelt. Dabei liegen Renten durchschnittlich bei 300 bis 400 Euro im Monat, Arbeitslosengeld wird nur für drei Monate ausgezahlt. Andererseits sind die Preise für Lebensmittel um circa 20 Prozent gestiegen. Über diese Preise war die Oberbürgermeisterin teilweise überrascht: Ein Liter Milch kostet in Ungarn etwa 1,50 Euro. Nudeln, Mehl und Käse sind deutlich teurer als in Deutschland.
Lage in der Westukraine verschlechtert sich
In den folgenden Tagen ergab sich die Möglichkeit, eine Einrichtung des Rákóczy-Bundes zu besuchen, in welcher im Frühling rund 500 Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht waren. Da sich das ukrainische Kriegsgebiet weiter vergrößert hat und die Zerstörungen stark genommen haben, ist die Zahl der Binnenflüchtlinge inzwischen nochmals angestiegen. Lebensmittel für die Zurückgebliebenen werden in großen Mengen in Ungarn gekauft und in die Ukraine gebracht. Hierfür hat die Stadt Sárospatak einen Kleinbus zur Verfügung gestellt.
Mehrere Wege haben sich daraus ergeben: Direkt hinter der Grenze – in der Westukraine – werden soziale Einrichtungen unterstützt. Ein Kinderheim erhält dabei regelmäßig Spenden. Die Versorgung mit den nötigsten Grundnahrungsmitteln ist dort zwar gesichert, die Kinder wünschen sich jedoch auch Obst, Gemüse und Süßigkeiten. Diese werden unter anderem durch die Eisenacher Spenden eingekauft. Außerdem unterstützt die Initiative aus Sárospatak mit diesen Spenden Gebiete, welche bereits durch die Ukraine zurückerobert werden konnten.
In der Zeit zwischen dem Abzug der russischen Truppen bis zur Rückkehr des normalen Alltags ist die Versorgungslage extrem angespannt. In dieser Zeit organisiert die Initiative eine Feldküche und kocht vor allem für die sehr alten und in der Heimat zurückgebliebenen Ukrainer*innen warme Mahlzeiten. Gleichzeitig werden Lebensmittelspenden übergeben.
Wir haben erlebt, dass unsere Spenden sehr verantwortungsvoll verwendet werden. Sie werden nur eingesetzt, wenn tatsächlich keine andere Versorgung sichergestellt werden kann, sagt Katja Wolf abschließend zu ihrer Reise und zeigt sich sehr bewegt.