Offener Brief: Freiräume statt Repression!

Bildquelle: Werbeagentur Frank Bode | www.werbe-bo.de

Offener Brief des Jugendforums in Bezug auf die Diskussion um die feiernden Jugendlichen auf dem Panoramaweg in Eisenach.

Wir sind irritiert über das Vorgehen der Anwohner im Wohngebiet in der Nähe des Panoramawegs. Wir sind irritiert darüber, dass sämtliche junge Menschen, die sich an den Wochenenden abends auf dem Pano aufhalten, über einen Kamm geschoren werden. Wir sind irritiert darüber, dass man sich vor ein paar Monaten noch überall lautstark um die Jugend im Lockdown gesorgt hat und ihr jetzt keinen Freiraum gönnen will. In Anbetracht der Debatte, die aktuell um die Begleiterscheinungen von Jugendlichen, die an den Wochenenden außerhalb der Stadt feiern, geführt wird stellen sich uns viele Fragen: Wieso wird mit der Polizei das Gespräch gesucht und nicht mit uns, den Jugendlichen selbst? Wieso wird der Panoramaweg polizeilich geräumt ohne dass davor ernstzunehmende Versuche des Dialogs unternommen wurden um gemeinsam eine Alternative zu finden? Was soll eine Unterschriftenliste und polizeiliche Räumung denn konkret an dem Problem lösen, dass wir uns Freiräume schaffen, nachdem wir kontinuierlich aus dem Stadtbild verdrängt werden? Wo sollen wir denn sonst hin?

Wir als Jugendliche haben keine Lobby in Eisenach. Wir haben teilweise noch kein Wahlrecht, fühlen uns von der Politik nicht vertreten oder gehört. Wir werden aus dem Stadtbild verdrängt, wir wissen nicht, wo es Anlaufstellen für uns gäbe um unsere Wünsche und Bedürfnisse zu artikulieren und gemeinsam daraus Taten folgen zu lassen und jugendkulturelle, jugendgerechte Strukturen aufzubauen. Es gibt keine offiziellen Jugendbeauftragten der Stadt. Wir haben es begrüßt, dass es nun einen Jugendbeirat gibt, der unserer Ansicht nach jedoch nicht die einzige Vertretung Jugendlicher in Eisenach sein kann. Und wir finden es gut, dass es Jugendhäuser gibt. Dass die aber eben nicht alle Jugendliche ansprechen und es in Eisenach eine vielfältigere Jugendkultur braucht sehen nicht nur wir so. In unseren Augen gäbe es in Eisenach also allgemein viel Nachholbedarf in Bezug darauf, die Stadt jugendgerechter zu gestalten. Ganz gewaltig stört uns aktuell jedoch vor allem an der Pano-Debatte, dass dabei vor allem über Jugendliche und nicht MIT uns Jugendlichen gesprochen wird. Uns stört es, dass wir alle permanent über einen Kamm geschert werden, dass, wie in diesem Fall, nicht gesehen wird, dass wir Jugendliche auf dem Pano keine heterogene Masse sind sondern uns dort aus unterschiedlichen Beweggründen und mit ganz unterschiedlichen Vorstellungen von Feiern dort treffen. Wo können wir das denn sonst machen? Wir wollen hier auch klarstellen, dass wir mit diesem Schreiben nicht für alle Jugendliche auf dem Pano sprechen können.

Uns hat es gefreut, dass Frau Wolf sich konsequent dagegen ausgesprochen hat, den Pano für uns zu sperren. Umso verständnisloser blicken wir auf die polizeiliche Räumung m vergangenen Freitagabend. Wir haben Verständnis dafür, dass gemeinsame Regeln für die Feierei aufgestellt werden müssen, aber unter GEMEINSAM verstehen wir eben, dass man gewillt ist, einen Dialog auf Augenhöhe mit uns zu suchen und nicht Unterschriften „gegen uns“ zu sammeln. Ein solcher Dialog kann verschiedene Formen haben: Sei es ein moderiertes Gespräch Freitagabends vor Ort oder eine offene Einladung zum Gespräch in der Stadt oder eine Diskussionsrunde zu der nicht nur Vertreter*innen wie Jugendbeirat, Jugendforum, Jugendhilfeausschuss oder ähnliche eingeladen werden, sondern die Jugendlichen, die sich an den Wochenenden auf dem Pano aufhalten!

Für uns bleibt es zunächst festzuhalten, dass wir uns nicht repräsentiert fühlen, dass wir uns nicht mit der Forderung nach mehr „Diskotheken“ vertreten fühlen und dass wir Freiräume brauchen, in denen wir Fehler machen dürfen, uns frei entfalten dürfen.

Das Jugendforum Eisenach:
Das Jugendforum Eisenach bietet allen Jugendlichen und jungen Erwachsenen (zwischen 14 und 27 Jahren) in Eisenach die Möglichkeit, ihre Wünsche und Anliegen miteinander zu besprechen und gemeinsam Jugendprojekte umzusetzen um die Stadt attraktiver für junge Menschen
zu machen. Während im Jugendbeirat gewählte Vertreter*innen der Schulen sitzen, sich stellvertretend für die Wünsche und Anliegen aller Schüler*innen einsetzen, können im Jugendforum alle Jugendlichen der Stadt mitsprechen und mitmachen. Ziel des Jugendforums ist es, die Wünsche, Anregungen und Kritik junger Menschen zu bündeln und deutlich zu machen und dabei Vielfalt, Toleranz und demokratische Bildung zu vermitteln.

Mehr Informationen über das Jugendforum in Eisenach:
www.jugendforum.de
Facebook: @JugendforumESA
Instagram: @jugendforum_Eisenach

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