Richtfest an der Burgvogtei der Wartburg – 500 Jahre Reformation

Neben den Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt darf die Wartburg in Thüringen als wichtigste Memorialstätte für Martin Luther gelten.

Die Burg ist im volkstümlichen Verständnis so eng mit Luthers Namen verbunden, dass sie häufig und in Anlehnung an das bekannte Kirchenlied als «Lutherburg“ bezeichnet wird. Die Stube in der Burgvogtei – authentischer Wohn- und Arbeitsraum des Reformators von Mai 1521 bis März des Folgejahres und seit Jahrhunderten Ziel unzähliger «Pilger» – ist zugleich Geburtsstätte der Lutherbibel und unserer modernen deutschen Sprache.

Mit einer großartigen Sammlung reformatorischer Flugschriften, einer von Luther handschriftlich kommentierten Bibel, verschiedenen Gegenständen aus seinem Besitz und den – neben vielen Bildnissen Luthers und seiner Zeitgenossen – einmaligen Cranachporträts der aus dem Eisenacher Land stammenden Eltern Luthers, halten das Welterbe Wartburg und sein Museum die Erinnerung an ihren einstigen weltberühmten Bewohner aufrecht.

An der bundesweiten Lutherdekade beteiligt sich die Wartburg-Stiftung mit sechs Sonderausstellungen und der Jubiläumsausstellung «Luther und die Deutschen» im Jahr 2017.

Bis zum Jubiläum soll der Gebäudekomplex der Vorburg – Torhaus, Ritterhaus, Vogtei – saniert und für die Gäste aus aller Welt besser erschlossen werden.
Frank Spangenberg, (Freier Architekt) Erfurt, gab erste Hinweise zum Verlauf der Sanierungsarbeiten auf der Wartburg. Dem Richtspruch hielt Jan Kaufmann von Bennert Dachsanierung Klettbach.

Geplante Baumaßnahmen
Dach- und Fassadensanierung von Torhaus, Ritterhaus und Vogtei
Rücknahme der 1930 vorgenommenen Wohnraum-Einbauten im Erdgeschoss der Vogtei (bislang Verwaltungsräume) und Erschließung für die Öffentlichkeit als Lutherbuchhandlung und Museumsladen.
Umnutzung der 1952 aufgegebenen drei Reformationszimmer zur Luther-Schaubibliothek und Präsenzbibliothek der historischen Buchbestände.
Einrichtung eines reformationsgeschichtlichen Rundgangs – Ritterhausdiele, Luthergang, Schaubibliothek, Lutherstube und obere Vogteistube.

Bauablauf
1.Teilmaßnahme 2011/12:
Bauvorbereitende Planungen, Bauhistorische und restauratorische Untersuchungen, Sanierung der drei historischen Burgtore, Dach- und Fassadensanierung der Vogtei einschließlich der Fenster

2.Teilmaßnahme 2013:
Dach- und Fassadensanierung von Torhaus und Ritterhaus einschließlich der Fenster.

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3.Teilmaßnahme 2014:
Sanierungs- und Umbau-Maßnahmen im Inneren der Vorburg zur Umnutzung der Vogtei und Umsetzung von Brandschutzforderungen.

Inhalt der 1.Teilmaßnahme 2011/2012
Torsanierung
(Metallbau Dietl, Holzrestaurator Hönig, Restaurator W.Stehr, Steinmetz Albertoni)
Die mittelalterlichen Tore bedurften einer grundlegenden Sanierung, in erster Linie um die Standsicherheit wieder herzustellen und um Folgeschäden zu vermeiden.
Die Arbeiten erfolgten von Juni bis Oktober 2011.
Es wurden hauptsächlich bestandserhaltende Maßnahmen ausgeführt und nur partielle Rekonstruktion oder Ergänzung von Holzbauteilen. Da das äußere Tor auch künftig als sicherer Burgverschluss in Funktion bleibt, waren hier unter konservatorischen Aspekten auch Verschleißteile im Angelbereich zu reparieren und die Auflager zu sanieren. Die anderen Tore werden nur zu Revisionszwecken bewegt.
Bei den ausgeführten Maßnahmen standen auch hier konservatorische Ziele im Vordergrund.

Gerüstbauarbeiten
(BSB Franke&Wagner GmbH, Schmölln)
Die schwierige topografische Situation erforderte ein technisch aufwendiges Gerüst, dessen Transport auf den Burgberg und Montage im Besucherverkehr weitere Erschwernisse darstellten.
Für die Sanierung der Fassaden und Dächer ist ein Arbeitsgerüst erstellt worden, zudem ein Schutzdach um die wertvollen Archivbestände während der Dachsanierung keinen Gefährdungen auszusetzen.
Die Einrüstung musste nach statischem Erfordernis in großen Teilen mit Gerüsten der Lastklasse 4 erfolgen, um den auftretenden hohen Windlasten und der Last des Schutzdaches zu entsprechen.

Dachsanierung
(Bennert Dachsanierung GmbH, Klettbach)
Wesentliches Ziel der Dachsanierung ist die Instandsetzung bzw. Erneuerung der Ziegeldeckung und der Dachklempnerbauteile. Insbesondere die Vermörtelung der Firste sowie Kehlen, Grate und Gaupenanschlüsse waren schadhaft. Begleitend wird die Dachkonstruktion ertüchtigt.
Die vorwiegend aus Eichenholz bestehende Dachkonstruktion zeigte sich äußerlich weitgehend intakt. Nach Öffnung des Daches und Freilegung der Traufbereiche wurden jedoch starke Schäden durch Feuchteeintritt, Fäulnis und Insektenbefall festgestellt. Eine große Anzahl der historischen Deckenbalken, auf denen der Dachstuhl ruht sind bis zu einer Tiefe von 60-80 cm hohl und nicht mehr tragfähig. Zur Vermeidung umfangreicher Eingriffe in die wertvollen Innenräume der Vogtei werden einzelne Schadstellen mittels Prothesen aus Reaktionsharzbeton und eingeklebter Bewehrung statisch-konstruktiv wieder ertüchtigt ohne die Balken dabei auszubauen.
Die vorhandene Ton-Ziegeldeckung wurde auf Wieder-Verwendbarkeit geprüft. Da die Dachziegel aus drei verschiedenen Fertigungen zwischen 1930 und 1960 stammten, daher nicht passgenau waren und nur noch geringe Restnutzungszeiten aufwiesen, wurde entschieden einen Dachziegel in historischer Fittich-Form nachzufertigen. (mkm Reicho GmbH, Görzke).
Um die Regen- und Sturmsicherheit der Deckung über den Archivräumen zu verbessern wird eine Unterdeckbahn eingesetzt. Die Ziegel werden mit speziell gefertigten Edelstahl-Klammern gesichert.
Auf die bisherige Vermörtelung, welche durch herabfallende Teile eine Gefährdung für die Burgbesucher darstellte, wird künftig verzichtet.
Alle Dachklempnerbauteile aus Kupferblech wurden mit Abbruch der Ziegeldeckung zurückgebaut und werden weitestgehend wieder verwendet.

Zimmererarbeiten Fachwerk Vogtei
(Bauhof H. GmbH, Nohra)
Das Fachwerk der Obergeschosse wies zahlreiche Mängel aus Bewitterungen und vorhergehenden Sanierungen auf, welche die Substanz auf Dauer schädigen.
Der Sanierungsumfang wurde nach einem Holzgutachten (H.P.Deutsch, Winterstein) festgelegt und machte insbesondere das Entfernen aller Epoxidharz-Verfüllungen und das Ausspänen offener Risse mittels Eichenholz-Kleinteilen erforderlich. Darüber hinaus müssen vor allem an bereits vorgeschädigten Fachwerkteilen die statisch wirksamen Verbindungen repariert und defekte Teile ausgetauscht werden. Dabei steht der weitgehende Erhalt der originalen Substanz im Vordergrund. Einzelne Gefach-Ausmauerungen sind instabil und müssen mittels Eichenholzdollen gesichert werden. Vollständig zerstörte Holzbauteile werden in Eichenholz erneuert und die zugehörigen Gefache wieder mit dem vorher entnommenen Original-Baustoff, meist Süßwasser-Kalkstein oder Klinker, vermauert.

Natursteinarbeiten
(Steinmetz Gottlieb Richter, Leutenberg)
Der Sanierungsumfang wurde durch den Fachplaner Naturstein (St.Scheidemann, Friedrichroda) auf Grundlage einer Untersuchung der Fassaden eingeschätzt und auf notwendige und vorrausschauende Maßnahmen beschränkt. Die Feuchte- und Schadsalzbelastung im Sockel und Erdgeschoßbereich der Vogtei hat zu einer erheblichen Schädigung der Werksteinmauerwerke geführt. An allen Teilflächen der aufgehenden Fassaden, an denen der Putz auszutauschen ist, wird im Voraus auch das Natursteinmauerwerk saniert. Es werden Fugen und Oberflächen gereinigt, Natursteinzierrat gefestigt und Fehlstellen partiell ergänzt.

Tischlerarbeiten Fenster
(Tischlerei W.Kalkoff, Niederroßla)
Mit der »Dokumentation und Maßnahmenkatalog der Fenster Vorburg» (Ch.Sietz, Weimar) liegt eine Zielstellung vor, wie mit jedem einzelnen Fenstern verfahren werden soll. Nach umfangreichen Befunduntersuchungen (K.Hönig, Neubrunn) konnte die originale Farbigkeit für jedes Fenster nachgewiesen und dokumentiert werden. Für die Mehrzahl der Fenster sind Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten vorgesehen. Einige Fenster sind aufgrund erheblicher Schädigung oder aufgrund funktioneller Mängel zu sanieren oder zu erneuern. Der Schwerpunkt der Arbeiten der 1. Teilmaßnahme liegt auf den Fenstern der Ostseite Vogtei 1. OG. Dies betrifft die Fenster in Vogteistube, Treppenhaus und Luthergang. Dringend erforderlich ist außerdem der Ersatz der schadhaften und nicht fachgerecht im Fachwerk angeschlagenen Verbundfenster der Bibliotheksräume im OG der Vogtei.

Außenputz- und Malerarbeiten
(noch nicht vergeben)
Die Putzflächen sind in relativ gutem Zustand und sollen deshalb weitgehend erhalten werden. Nur in stark bewitterten, Feuchte- und salzbelasteten Bereichen sind kleinflächige Erneuerungen notwendig.
Hier wurden durch die MFPA Weimar (Dr.Zier) spezielle Putz-Rezepturen entwickelt, die eine materialverträgliche Ergänzung der Altputze ermöglichen.

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