«Romantik, Realismus, Revolution – Das 19. Jahrhundert» (5)

Der diesjährige »Tag des offenen Denkmals” am Sonntag, 11. September steht unter dem Motto »Romantik, Realismus, Revolution – Das 19. Jahrhundert”. Zur Vorbereitung dieses Ereignisses stöberte Stadtarchivar Dr. Reinhold Brunner im Archiv und fasste Geschichten und Informationen über das 19. Jahrhundert in Eisenach zusammen. In fünf Beiträgen werden im Vorfeld des Denkmaltages Orte und Gebäude vorgestellt, die den gesellschaftlichen Wandel in dieser Zeit verdeutlichen und die zum Denkmaltag geöffnet sind.

Teil 5 – Ein Ort der Erinnerung: Der neue Friedhof am Wartenberg
Obwohl meist verdrängt, gehört der Tod zum Leben des Menschen. Um mit dem Sterben und Abschiednehmen besser umgehen zu können, schuf sich der Mensch Symbolorte, Orte der Erinnerung, Plätze der Auseinandersetzung mit dem Tod.
Diese sind bis heute die Friedhöfe. Zwar reichen sie in ihrer Tradition sehr viel weiter zurück, doch offenbarte das 19. Jahrhundert wie keines zuvor die Notwendigkeit eines neuen Umgangs mit dem Tod. Die Zahl der Eisenacher Stadtbewohner stieg von etwa 10000 im Jahr 1850 auf knapp 32000 ein halbes Jahrhundert später.
Eine Konsequenz aus diesem Bevölkerungswachstum: Es starben auch viel mehr Menschen. Doch wohin mit den Toten? Schon früh wurden sich die Stadtväter dieses Problems bewusst. Weit ab von den bisherigen Stadtgrenzen, im Norden Eisenachs, legten sie einen neuen Gottesacker an, der überdies ein entsprechendes Areal für eine Erweiterung bereit hielt. 1868 fanden hier die ersten Toten ihre letzte Ruhe. Und noch etwas ist typisch für den veränderten Umgang mit dem Tod. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts blieb die Feuerbestattung die Ausnahme. Dann aber griff ein rationaler Gedanke um sich.
Um der Nachwelt nicht über Gebühr zur Last zu fallen, entschieden sich immer mehr Menschen für diese weniger Platz beanspruchende Form der Bestattung. Auch daran hatten die Stadtväter gedacht, als sie 1898 ein modernes Krematorium auf dem Friedhof errichten ließen. Dieser neogotische Bau geht auf den Berliner Architekten Otto March zurück, der auch für den 1898 bis 1902 errichteten Turm der Georgenkirche verantwortlich zeichnete.

Zum Denkmaltag am 11. September ist der Eisenacher Hauptfriedhof am Wartenberg von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Eine Ausstellung mit dem Titel: »Zum Umgang mit historischen Friedhöfen” kann von 14 bis 15.30 Uhr in der Friedhofsverwaltung besichtigt werden. Außerdem wird 15.30 Uhr eine Führung auf dem Friedhofsareal angeboten. Treffpunkt ist an der Friedhofskapelle.

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