Sanierung unter Tage: Arbeiten am Löbersbach schreiten voran

Bildquelle: © Stadt Eisenach/Ulrike Müller – Erodierte Steine: Bauleiter Alfred Geers von TS Bau Jena (links) und Andreas Benthin vom geologischen Ingenieurbüro demonstrieren die Erosion im Gewölbe. In weit mehr als 100 Jahren hat das Wasser die großen Klinkersteine regelrecht zerrieben.

Die Baustelle in der Johannisstraße am Rande des Karlsplatzes wirkt auf den ersten Blick unscheinbar. Tatsächlich sind hier Experten am Werk, die mit bergmännischem Fachwissen und erheblichem Aufwand – verbunden mit viel Handarbeit – den unterirdischen Verlauf des Löbersbaches auf einer Länge von etwa 20 Metern sanieren. Eine weitere Schadstelle wenige Meter weiter soll ebenfalls repariert werden. Hier ist ein Abschnitt von etwa fünf Metern Länge betroffen.

Das Gewölbe ist beengt. Sobald es regnet, wirkt sich das unmittelbar auf die Bauarbeiten aus. Da der Löbersbach ein großes Einzugsgebiet aufweist, kommt es regelmäßig zu Überflutungen des Arbeitsbereichs. Für den Löbersbach liegen Messdaten über einen Zeitraum von zwei Jahren vor, auf Basis derer die Baustelle geplant wurde. Bedingt durch den milden Winter und das insgesamt recht feuchte Jahr 2024 sind die Böden und der Grundwasserspiegel jedoch gesättigt. Zudem blieb der Niederschlag nicht in Form von Schnee liegen, sondern floss unmittelbar in die Gewässer ab. Dies führte zu unerwartet großen Wassermengen mit sehr hohen Fließgeschwindigkeiten. Mit einer Pumpleistung von rund 350 Kubikmetern pro Stunde und einem Bypass wird nun versucht, das Wasser um die Arbeitsstelle herum zu leiten. Das gelingt nicht immer: Manchmal können die Bergleute über Tage das Gewölbe nicht betreten.

© Stadt Eisenach/Ulrike Müller – Abstieg ins Gewölbe: Andreas Benthin vom geologischen Ingenieurbüro steigt den Schacht hinunter.

Mehr Fassungsvermögen bei Starkregen

Im Bereich des Straßeneinbruchs, der im Juni 2024 passiert war, wurde inzwischen die Teufe (bergmännisch für Zustiegsschacht) errichtet und der Anstich des Gewölbes ausgeführt. Als nächstes wird die schadhafte Sohle des Löbersbachs, also der gemauerte Untergrund, im Pilgerschrittverfahren entfernt, das Gewölbe unterfangen und eine neue Sohle mit Niedrigwasserrinne gefertigt. Pilgerschrittverfahren bedeutet, dass sich die Bergleute nur in kleinen Abschnitten vorarbeiten, damit das Gewölbe nicht einstürzt.

Dabei wird die Sohle tiefer gelegt, um das Fassungsvermögen des Löbersbachs zu erweitern. Bisher ist der Bach im Bereich des Karlsplatzes nicht in der Lage, ein so genanntes HQ 100 Ereignis – ein statistischer Hochwasserabfluss, der einmal in 100 Jahren überschritten wird – zu fassen. Nach der Sanierung wird der unterirdische Bachlauf dieses Volumen in diesem Abschnitt bei Starkregen ohne Probleme aufnehmen können.

© Stadt Eisenach/Ulrike Müller – Blick ins Gewölbe: Mit zwei Leitungen wird das Wasser an der Baustelle vorbeigeführt. Über Tage gibt es eine dritte Leitung, die mit einer Pumpe betrieben wird.

Eine weitere Herausforderung war, dass der Zustieg ins Gewölbe zwischen dem Löbersbach und einem Mischwasserkanal des Trink- und Abwasserverbandes liegt. Die Planauskünfte ließen nur eine grobe Abschätzung des nutzbaren Bauraumes zu, was in der Folge einen erhöhten Aufwand in der Ausführung zur Folge hatte. Die Sanierung der ersten Schadstelle umfasst derzeit ein Auftragsvolumen von rund 245.000 Euro. Für den zweiten Sanierungsabschnitt liegt noch kein Angebot vor. Die Arbeiten führt der Bereich Bergbau der Firma TS Bau Jena aus.

Anzeige
Anzeige