Schmied von Ruhla verbrennt sich am heißen Eisen

Das „Einschlagen“ des Ruhlaer Bürgermeisters Henning auf die Wartburgstadt Eisenach, bei allen sich bietenden öffentlichen Gelegenheiten, so zuletzt beim Neujahrsempfang der Bergstadt, zeugt von tiefster Unkenntnis wirtschaftlicher und infrastruktureller Zusammenhänge in Westthüringen, dem Wartburgkreis und dem Erbstromtal.

Wer öffentlich, so wie Herr Henning, die sofortige Schließung des Eisenacher Landestheaters fordert, weiß nicht was er damit seinen Einwohnerinnen und Einwohnern für einen „Bärendienst“ erweist. Offensichtlich ist bei ihm auch völlig in Vergessenheit geraten, das gerade in Eisenach sehr kostenintensive Strukturen vorgehalten werden, an denen sich die Stadt Ruhla nicht bzw. nur geringfügig finanziell beteiligt.

Genannt sei hier die Berufsschule, die Berufsakademie, die Musikschule, die Volkshochschule, das Gründer – und Innovationszentum, das Wartburg-Klinikum, das Sport und Freizeitbad «aquaplex», die Vielfalt an musealen Einrichtungen, die Bibliothek und darüber hinaus den zahlreichen Förderschulangeboten.

Eines muss doch einleuchtend sein, wer offen fordert, die «Marke Eisenach» ausbluten zu lassen, der gibt sich in die große Gefahr, dass auch bald in Ruhla das Licht ausgehen wird. Bei einer offenen und kritischen Bestandsanalyse, welche Wegebeziehungen die Menschen täglich zurücklegen, würde er feststellen, dass mindestens 60 % der Einkommenssteueranteile der Stadt Ruhla von Bürgerinnen und Bürgern aufgebracht werden, die in Eisenach sowie im engeren Umfeld der Stadt ihren Lebensunterhalt verdienen.
Als gebürtiger Ruhlaer, der den Blick auf die Stadt nie verloren hat, verbinde ich die große Hoffnung, dass diese gut gemeinten Hinweise und Bedenken in die Köpfe von Mandatsträgern und engagierten Persönlichkeiten der Bergstadt gelangen. Es gilt nun erst Recht, in der Krise neue Herausforderungen mit dem notwendigen Weitblick anzupacken und das „Kirchturmdenken“ der Vergangenheit endlich zu überwinden. Das kann sich niemand mehr leisten, schon gar nicht in einer «alternden» Stadt Ruhla.

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Der Erhalt des Mittelzentrums Eisenach mit Teilfunktionen eines Oberzentrums ist auch für die Erbstromtalgemeinden von existentieller Bedeutung. Nicht erst durch den Bau der „Ruhlaer Bimmel“, im 19. Jahrhundert, wurde dem wichtigen Fakt des Anschlusses nach Eisenach die notwendige Beachtung geschenkt. Darüber hinaus gibt es auch genügend Gründe, warum der Anschluss der „Bimmelbahn“ von Ruhla über Glasbach an die Werratalbahn nie erfolgte. Das Wichtigste war, es bestanden schon damals historisch keine wirtschaftlich geprägten Wanderbewegungen der Menschen über den Rennsteig hinaus, in Richtung Süden.

Kaum auszudenken was passieren würde, wenn die Rhön und Bad Salzungen über das Schicksal von Ruhlaer Einrichtungen, wie dem dauerhaften Erhalt des Albrecht Schweitzer Gymnasium zu entscheiden hätten.

Deshalb noch einmal meine herzliche Bitte, die Augen zu öffnen, Realitätssinn zu bewahren, die demographische Entwicklung im Auge zu behalten und dafür zu sorgen, die wenigen Chancen zu ergreifen, die sich uns hier in den engen Gestaltungsmöglichkeiten nur gemeinsam bieten.

Ohne Kooperationen und den Wegebeziehungen angepasster interkommunaler Verbünde, werden wir alle in der Region Schaden nehmen. Es wird zukünftig kein Geld mehr da sein, dass jeder alles als «Alleinstellungsmerkmal» anbietet, ohne sich dabei über den Gartenzaun mit seinen Nachbarn abzustimmen.
Nur eine vernünftige Stadt – Umland – Planung, deren Bedeutung nun hoffentlich auch bald Herr Henning erkennt, kann helfen, unsere vielfältigen Potentiale im harten Wettbewerb der Regionen untereinander gemeinsam zu behaupten.

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