Serie zum Tag des offenen Denkmals

Der diesjährige „Tag des offenen Denkmals“ am Sonntag, 12. September steht unter dem Motto „Kultur in Bewegung – Reisen, Handel und Verkehr“. Zur Vorbereitung dieses Ereignisses wurden von den Beteiligten Geschichten und Informationen über die für Eisenach bedeutenden Verkehrs-, Reise- und Handelsorte, die zum Denkmaltag geöffnet sind, zusammengetragen und jeweils Beiträge verfasst. Diese Beiträge sollen in einer Artikel-Serie veröffentlicht werden, um auf den Denkmaltag einzustimmen.

Teil 5 – Pilgern auf der «VIA REGIA»
Das fromme Unterwegssein zu heiligen Orten des Glaubens kennt das Christentum ebenso wie andere Religionen. Neben Jerusalem und Rom wurde im 11. Jahrhundert besonders Compostela in Spanien zum erklärten Pilgerziel. Um das Grab des Apostels Jakobus des Älteren zu sehen, machten sich alljährlich Zehntausende auf den beschwerlichen Weg. Am Ziel erhielten sie die Jakobsmuschel, die ihnen zu Hause Anerkennung und Bewunderung einbrachte.

Entlang des Pilgerweges „Jacobsweg“ entstanden Klöster, Hospize, Wirtshäuser. Pilgerfahrer waren wichtige Handelspartner und Käufer und sie waren Europäer. Ihre Erlebnisse und Erfahrungen brachten sie mit in die Heimat und berichteten von der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung in den anderen Ländern. Aus Pilgerwegen wurden Handelswege und umgekehrt. So hat der Jakobsweg mit seinen vielen Nebenwegen wesentlich zur Entstehung der „VIA REGIA“ beigetragen.

Eigentlich wurde mit dem Namen eine bestimmte Straßenart bezeichnet – die Königstrasse. Sie stand unter besonderem Friedensschutz und war direkt dem König zugeordnet. Bei der „VIA REGIA“ vom Rhein bis nach Schlesien wurde die Straßenart zum Namen.

An ihrem historischen Verlauf orientiert sich in unserer Zeit der ökumenische Pilgerweg. Er wurde 2003 eröffnet und verläuft von Görlitz nach Vacha.

Mit der Aufklärung verlor das Pilgerwesen an Bedeutung. Nationalistisches Denken, Kriege und die Trennung Europas in ideologische Blöcke standen den Länder verbindenden Pilgerfahrten entgegen.
Erst Ende des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Pilgergedanke wieder in größerem Umfang. Pilgern heißt, sich auf das Wesentliche zu besinnen und Langsamkeit in sein Leben zu bringen, die Natur, sich selbst und sein Gegenüber wieder bewusst wahrzunehmen. Deshalb nehmen Christen und Nichtchristen den oft beschwerlichen Pilgerweg auf sich. Jeder hat seine eigenen Beweggründe und oft ist auch nur der Weg das Ziel.
(Text: Rosemarie Schneider)
Zum Denkmaltag am 12. September gibt es in der Nikolaikirche (neben dem Nikolaitor am Karlsplatz) sowie in der „Alten Posthalterei“ in der Georgenstraße von 11 Uhr bis 17 Uhr Informationen zur »VIA REGIA”. In der Alten Posthalterei wird eine Ausstellung mit dem Titel „VIA REGIA – Kulturstraße des Europarates“ präsentiert.
In der Nikolaikirche wird der Ökumenische Pilgerweg ab 14 Uhr in einem Vortrag von Dr. Jürgen Fischer und Caroline Fischer vom Europäischen Kultur- und Informationszentrum in Thüringen „VIA REGIA – Kulturstraße des Europarates“ vorgestellt.

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