Spekulationen zum Eisenacher Frei- und Hallenbad – immer mehr Fragen

Heute gab es im Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Eisenach eine Anhörung zur geplanten Sanierung des Frei- und Hallenbades. Unternehmensberater Hans-Joachim Eisele aus Nürnberg legte die Vorstellung möglicher Investoren dar. Sein Fazit: Kommunale Bäder werde es bald nicht mehr geben, da sie aus der öffentlichen Hand nicht mehr zu finanzieren seien.

Es stellte sich in der Beratung auch heraus, dass Eisele auch neben der Kristallbäder-Gruppe Interessen von einem großen Bauunternehmen und eines Stromkonzerns in Sachen Bäderlandschaft in Eisenach wahrnimmt. Immer wieder stellte er in den Mittelpunkt, dass die Forderungen von Vereinen und anderen Nutzern finanziert werden müssen.

So soll das Hallenbad saniert, um ein Sole- und Thermalbecken erweitert werden. Zusätzlich entstehe eine Saunalandschaft. Das Freibad bekomme ein 25 Meterbecken. Die Schwimmpreise werden sozial gestaltet und für den Badespaß muss man richtig zahlen. In vergleichbaren Bädern sei dies rund 29 Mark am Tag.

Vom Ausschuss wurden Vereine und Bürger angehört. So stellte der Eisenacher Schwimm- und Sportverein (ESSV) den sportlichen Aspekt in den Mittelpunkt. 200 Mitglieder habe man, die aktiv am Wettkampfgeschehen teilnehmen. Und so sei ein wettkampftaugliches Becken von 25 Metern und sechs Bahnen in der Halle die minimalste Forderung, so Vorsitzende Sabine Doht. Aber auch ein Lehrschwimmbecken wurde vorgeschlagen. Hierzu gab es gleich seitens des Oberbürgermeisters eine Absage, und es wurde auf ein solches Becken in Herleshausen (!) verwiesen.

300 Mitglieder hat die DLRG Ortsgruppe, jeden Dienstag ist von 19 bis 22 Uhr Training. Würden alle Mitglieder an diesem Tag trainieren wollen, könnte im Becken keiner schwimmen. Sie forderten Bedingungen, wie sie in ihren Prüfungsbedingungen vorgeschrieben sind. Dazu gehört auch eine größere Wassertiefe und ein Drei-Meter-Turm. Für den Schwimmunterricht wünschen sie ebenfalls ein Lehrbecken. Sie wiesen darauf hin, gehe es um die Umsetzung von Sportstättenleitplanungen, so fehlen in Eisenach noch zahlreiche Wasserflächen.

Für den SV Wartburgstadt sprach Gisela Rexrodt. Sie fragte nach einem konkreten Konzept zur Beratung und einem möglichen Zeitplan. Ebenso muss an den Schwimmunterricht der Schulen gedacht werden. Die Wartburgschule hat Schwimmen als Prüfungsfach.
Und dann gab es noch die Fragen zur Finanzierung der Vereinstätigkeit während der Schließung. Mehrkosten, Mindereinnahmen und Mitgliederschwund seien nicht kompensierbar.

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Gerhard Schneider betonte mehrfach, dass es noch keine Verträge gebe. Die Anhörung soll zunächst die Wünsche festhalten. Nochmals würden die Vereine zum konkreten Projekt gefragt.

Rund 30 Millionen Mark sollen bereit stehen. Dies ist übrigens mehr Geld, als die «Nobelvariante» von 1994 gekostet hätte. Deshalb auch die Hinweise der Gäste, nicht nur etwas Halbherziges zu bauen.

Unklar blieb die Rolle des Unternehmensberaters, einerseits wollte er die Kommunen unterstützen, anderseits geht es ihm um die Beschaffung von Investoren zur Betreibung des Bades. Für ihn waren die Wünsche der Vereine Illusionen, da sie nicht die Einwohner der Stadt repräsentieren. Weniger als 10 Monate sei die Bauzeit, so Eisele. Ein konkretes Projekt lag jedoch noch nicht auf dem Tisch der Stadträte.

Und noch einen Hinweis gab es: Wird mit Fördermitteln gebaut, so gibt es gesetzliche Bindungen, wie ein Bad auszusehen hat. Und sollte es privatisiert werden, so muss europaweit ausgeschrieben werden.

Bleibt nur zu hoffen, dass bei all diesen Unklarheiten nicht die Schwimmer auf der Strecke bleiben, Nichtschwimmer haben in Eisenachs Schwimmhalle seit Schließung des Sophienbades keine Chance mehr.
Nach der Anhörung gab es mehr Fragen und Spekulationen als zuvor.

Oder wird 2002 dann das 100-jährige Jubiläum des Licht-, Luft- und Brausebades an neuer Stelle gefeiert? Vor 99 Jahren am 20. Juli wurde vom «Verein für Gesundheitspflege» am Roeseschen Hölzchen das Luft-, Licht- und Sonnenbad eröffnet.

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