Stadtrundgang zu Barrierefreiheit brachte Hindernisse ans Licht

Wie behindertengerecht sind die Wege durch die Eisenacher Innenstadt? Welche Hürden sind für Rollstuhlfahrer oder Benutzer von Rollatoren nicht zu überwinden und müssen beseitigt werden? Wie finden sich sehbehinderte oder blinde Menschen zurecht? Diese und viele andere Fragen standen am 16. Oktober bei einem besonderen Stadtrundgang im Mittelpunkt, zu dem Oberbürgermeisterin Katja Wolf und die städtische Beauftragte für Menschen mit Behinderungen, Petra Braun, eingeladen hatten. Gemeinsam mit Vertretern von Vereinen, Verbänden und Selbsthilfegruppen, die Menschen mit Behinderungen betreuen oder als Ansprechpartner immer ein offenes Ohr für sie haben sowie Mitarbeitern der Stadtverwaltung testeten sie, wie es um die Barrierefreiheit in der Innenstadt steht.

An einigen Ampeln sind die Grünphasen für Fußgänger einfach zu kurz, um sicher über die Straße zu kommen, beklagten die vier teilnehmenden Rollstuhlfahrer bereits zum Start des Rundgangs vor dem Rathaus – insbesondere am „Grünen Baum“ und am Nordausgang des Bahnhofes.

Ein Test später an einer Ampel in der Bahnhofstraße zeigte: Der Rollstuhlfahrer schaffte es gerade noch bei Grün über den abgesenkten Bordstein auf die Fahrbahn zu fahren, dann schaltete die Ampel wieder auf Rot.

Die Ampelphasen müssen so eingestellt sein, dass Sie auf jeden Fall noch sicher über die Fahrbahn kommen, bevor die Kraftfahrer dann fahren dürfen, beruhigte Bolko Schumann, Amtsleiter des städtischen Amtes für Tiefbau und Grünflächen.

Die Ampelschaltungen sollen aber nochmals geprüft werden.

An mehreren Stellen zeigte der Rundgang zudem, dass Bordsteinkanten nicht abgesenkt oder zu steil sind, so dass Rollstuhlfahrer die andere Straßenseite nicht erreichen können. Solche Hürden wurden beispielsweise am Frauenplan / Ecke Marienstraße, am Frauenberg, in der Johannisstraße / Ecke Löberstraße oder an der Schillerstraße / Einmündung Goethestraße deutlich sichtbar.

Hier müssen wir sehen, wie wir Abhilfe schaffen können, sagte Oberbürgermeisterin Katja Wolf.

Kritisiert wurde, dass das Bachhaus für Rollstuhlfahrer noch immer fast unerreichbar ist. Die gepflasterte Rampe kann ein Rollstuhlfahrer ohne Hilfe nicht befahren, da das Gefälle zu stark ist.

Die steile Rampe hatten wir vor Jahren nur akzeptiert, weil uns eine Klingel versprochen wurde, mit der Hilfe aus dem Bachhaus gerufen werden kann, erklärte Petra Braun.

Doch die Klingel wurde nicht installiert.

Auf dem Weg zum Busbahnhof war in der Bahnhofstraße ein Gerüst an einer Baustelle ein weiteres Hindernis. Rollstuhlfahrer kommen ohne Hilfe nicht vorbei, zudem sorgen scharfe Kanten am Gerüst auch für Verletzungsgefahr. Die Baubehörde versprach, sich umgehend mit der Baufirma in Verbindung zu setzen.

Am neuen zentralen Busbahnhof standen die Leiteinrichtungen für Blinde und Sehschwache und das neue Fahrgastzentrum im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Hier probierte die Oberbürgermeisterin mit dunkler Brille und Führungsstock selbst aus, wie man sich anhand von Sondersteinen auf dem Gehweg orientieren kann und wie die akustischen Ansagen helfen. Die Verbesserungsvorschläge der Betroffenen wurden genau protokolliert.

Das neue Fahrgastzentrum am Busbahnhof stellte ein besonderes Hindernis dar. Die Rollstuhlfahrer oder auch Menschen, die mit einem Rollator unterwegs sind, können die Türen mit der Aufschrift „Mobilitätszentrum“ nur schwer oder gar nicht öffnen. Die elektrischen Türöffner mit Tastknopf, die Petra Braun in der Bauphase gefordert hatte, sind bisher nicht eingebaut worden. Damit ist auch das behindertengerechte WC dort nicht erreichbar. Oberbürgermeisterin Katja Wolf sicherte hier eine umgehende Nachrüstung der Türen zu.

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