SuedLink: offener Brief des Salzunger Bündnisses an Herrn Bundesminister Altmaier

Fragen des Salzunger Bündnisses anlässlich der Veröffentlichung des  wissenschaftlichen Gutachtens „Ist SuedLink zwingend erforderlich?“

Sehr geehrter Herr Bundesminister Altmaier,
heute wenden wir uns als Salzunger Bündnis, wie schon zuvor am 15.12.2020, erneut an Sie, um unsere wachsende Besorgnis mit Blick auf die Planung und den immensen Druck zu äußern, mit dem das Großprojekt SuedLink offensichtlich verfolgt werden soll. Seit dem Jahr 2016 besteht das Salzunger Bündnis gegen den SuedLink, ein Zusammen-schluss Thüringer Landkreise und Gemeinden, die potenziell von der Gleichstromtrasse SuedLink betroffen sind.

Die Erdkabelverlegung ist mitnichten eine harmlose Technologie wie wir in den Pla-nungsprozessen nach und nach erfahren müssen, sondern stellt einen massiven Eingriff in die Natur und Landschaft sowie in die Lebens- und Wirtschaftsräume der Menschen in den betroffenen Regionen dar. Die Eingriffe resultieren zum einen aus den umfang-reichen Baumaßnahmen, die eine Erdkabelverlegung erfordert (Baubreite 45-50 m, not-wendige Zuwegungen für die unzähligen riesigen die Kabelspulen transportierenden Kesselbrücken mit über 100 t Gesamtgewicht), aus Zusatzbauten (Kabelabschnittsstation mit 1,3 ha Flächenbedarf, Lichtwellenleiter-Zwischenstationen, Linkboxen) wie auch aus den nach wie vor unbekannten Auswirkungen auf den Boden über und um den verleg-ten Kabeln und ihrer immensen Wärmeabstrahlung (40 °C am Kabel).
Da uns die Energiewende unter Berücksichtigung weiterer politischer und gesellschaftli-cher Belange sehr am Herzen liegt, sehen wir es als unsere Pflicht an, Sie zu einer Stel-lungnahme aufzufordern, die sich mit den mittlerweile vorliegenden fundierten sachlich wie fachlichen Argumenten gegen das Vorhaben SuedLink auseinandersetzt.

Im März 2021 veröffentlichten Prof. Dr. Lorenz J. Jarass und Dipl.-Ing. Carsten Siebels ein wissenschaftliches Gutachten mit dem Titel „Ist Suedlink zwingend erforderlich?“, das drängende Fragen aufwirft, die eine Neubetrachtung der Netzentwicklungssituation in Deutschland erfordern. Es liegt sicherlich auch in Ihrem Interesse, dass die Bundesregierung nach der Pkw-Maut nicht das nächste Milliarden-Grab für den Steuerzahler beziehungsweise Stromkunden schaufelt. Das entsprechende Gutachten ist unter nachfolgendem Link herunterladbar: http://www.jarass.com/Energie/B/SuedLink,_vl.179.pdf. Aufbauend auf dem Gutachten richten wir hiermit folgende Fragen an Sie mit der dringenden Bitte um Klärung:

1. Zwingende Erforderlichkeit des SuedLink
Das Gutachten schließt aus dem Netzentwicklungsplan Strom 2030 als Begründung für den Bedarf des SuedLink, dass dessen Notwendigkeit in erster Linie im Transport seltener Leistungsspitzen besteht.
► Wenn das so ist, ist dann zwingend ein Megaprojekt wie das Gleichstrom­Erdkabel SuedLink erforderlich oder kann das Problem der Leistungsspitzen an­ders gelöst werden?

2. Prüfung von Alternativen
Das Gutachten zeigt Alternativen zum SuedLink auf (produktionsnahe Nutzung und chemische Speicherung von Stromüberschüssen (Elektrolyse)), die geringere Risiken aufweisen und Kosten in einer Größenordnung von mehreren Milliarden Euro sparen könnten.
► Wurden alternative Ansätze zu dem gigantischen Stromnetzausbau über Sued­Link geprüft?
► Mit welchem Ergebnis?
► Falls nein, warum wurde keine Prüfung von Alternativen vorgenommen?

3. Kosten und Nutzen des Suedlink
Im Netzentwicklungsplan werden entgegen der EU-Vorgaben die Netzausbaukosten nicht betrachtet und keine Nutzen-Aufwand-Berechnungen vorgenommen.
► Warum wurde dies versäumt?
► Kann widerlegt werden, dass der Netzentwicklungsplan Strom – als Rechtferti­gungsgrundlage für das Vorhaben SuedLink – zu einem überdimensionierten Netzausbau führt, da dieser entgegen der EU-Vorgaben die Kosten des Netzaus­baus unberücksichtigt lässt?
► Kann nachgewiesen werden, wie bei jedem größeren Vorhaben üblich, dass das Vorhaben SuedLink wirtschaftlich ist?
► Ist der Nutzen von SuedLink größer als die Kosten, wie dies laut EU-Verordnung gefordert wird?

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Eine verantwortungsvolle Politik muss diese drängenden Fragen fachlich nachvollziehbar und überzeugend beantworten und entkräften.

Sollte dies nicht möglich sein, müssen Sie das Vorhaben unverzüglich stoppen, um wei­tere vermeidbare Risiken und Kosten für unsere Gesellschaft zu vermeiden.

Mit freundlichem Gruß
in Vertretung der Mitglieder des Salzunger Bündnisses

Landrät Peggy Greiser
Meiningen, 30.06.2021

Landrat Reinhard Krebs
Bad Salzungen, 30.06.2021

Oberbürgermeisterin Katja Wolf
Eisenach, 30.06.2021

Landrat Harald Zanker
Mühlhausen/Thüringen, 30.06.2021

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