Tastmodell eingeweiht: Eisenacher Innenstadt mit dem Tastsinn erkunden

Seit heute kann man auf dem Lutherplatz die Eisenacher Innenstadt mit dem Tastsinn erkunden. Oberbürgermeisterin Katja Wolf und Bildhauer Egbert Broerken weihten heute das Eisenacher Tastmodell ein. Eisenacher und Eisenacherinnen sowie Touristen und Besucher können nun die Stadt dreidimensional sehen, fühlen und erleben. Oberbürgermeisterin Katja Wolf ist begeistert:

Dieses Modell macht die Stadt nun sowohl für Blinde und sehschwache Menschen als auch alle anderen auf eine ganz besondere Weise erfahrbar. Es ist nicht nur ein touristisches Highlight, es ist auch ein barrierefreies Highlight.

Sie dankt allen Projektpartner für ihre Unterstützung und das besondere Engagement, die dieses tolle Projekt erst ermöglicht haben.

Der Bildhauer und Künstler Egbert Broerken arbeitet seit Oktober vergangenen Jahres an der Erstellung des Tastmodells. Die technische Umsetzung solcher Modelle dauert im Schnitt zehn Monate.

Auf einer Platte in der Größe von 140 cm mal 150 cm (Maßstab 1:650) hat er die Eisenacher Innenstadt vom Nikolaitor bis zur Alten Posthalterei und vom Frauentor/Philosophenweg bis zum Theater nachgebaut. Dafür war er über mehrere Wochen in Eisenach mit der Kamera unterwegs, um alle Straßen und Gebäude zu fotografieren. Auch Katasterplan und Luftbilder standen ihm zur Verfügung. Auf dieser Grundlage hat er in einem ersten Schritt ein detailliertes Modell der Stadt geschnitzt. Davon wurde anschließend eine Silikon-Negativform erstellt, welche mit Wachs ausgepinselt wurde. Das daraus entstehende Wachspositiv war dann das Original, das ausgegossen wurde.

DieserArbeitsprozess nennt sich Wachsausschmelzverfahren – ist technisch sehr aufwändig, aber das Ergebnis ist einzigartig, erklärt Broerken.

Im letzten Schritt wurde das Modell in Zinnbronze – auch Goldbronze genannt, wegen der goldenen Oberfläche bei häufigem Berühren – gegossen.

Ich mache am liebsten solche Städte wie Eisenach – die vielen Sträßchen, Gassen und Hinterhöfe, das mag ich, so Broerken.

Rund 30.000 Euro hat das Modell gekostet. Finanziert wurde es von den drei Serviceclubs (Lions, Rotarier und Soroptimistinnen), der Deutschen Fernsehlotterie, der Wartburg Sparkasse sowie der Sparkassenstiftung der Wartburg-Region. Auch der Verkehrsverein, die Eisenach-Wartburgregion Touristik GmbH und die Behinderten-Verbände waren als Partner mit an Bord.

Egbert Broerken und sein Sohn Felix haben schon über 150 Stadtmodelle gefertigt
Egbert Broerken ist Bildhauer und lebt und arbeitet in einem kleinen Renaissance-Wasserschloss in der Nähe von Soest in Westfalen. Gemeinsam mit seinem Sohn Felix widmet er sich ganz der Kunst Blinden-Stadtmodelle zu gestalten. Vor rund 20 Jahren begann Broerken mit der Fertigung solcher Modelle. Über 150 Stadtskulpturen wurden bereits von den beiden Künstlern geschaffen. Nicht nur in Deutschland, auch in den Nachbarländern und sogar im außereuropäischen Ausland – von München, Hamburg und Stralsund bis Straßburg, Basel und Baku – findet man die Werke der Broerkens. Eisenachs Innenstadt ist Modell Nummer 151, welches Egbert Broerken angefertigt hat.

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