Verleihung der Thüringer Rose 2012
Die Thüringer Ministerin für Soziales, Familie und Gesundheit, Heike Taubert (SPD), hat am 19. November 2012 neun Thüringerinnen und Thüringer für ihr bürgerschaftliches Engagement mit der «Thüringer Rose» ausgezeichnet. Mit dieser Medaille werden Menschen geehrt, die sich in langjähriger gemeinnütziger und überdurchschnittlicher Weise für Schwächere engagieren.
Sozialministerin Heike Taubert sagte: «In unserer heutigen Gesellschaft ist Barmherzigkeit und Nächstenliebe, der aufopferungsvolle Einsatz für unsere Mitmenschen, keine Selbstverständlichkeit und doch von immenser Bedeutung. Viele Thüringerinnen und Thüringer engagieren sich uneigennützig und setzen sich im Laufe ihres Lebens immer wieder für andere und schwächere Menschen ein. Sie handeln oft selbstlos, mitfühlend und mutig, ohne auf Gegenleistung aus zu sein. Sie helfen gern, weil sie den Mitmenschen in seiner Not und Bedürftigkeit sehen. Der Freistaat Thüringen ehrt mit der ,Thüringer Rose‘ Menschen, die Gutes im Verborgenen tun. Sie selbst reißen sich nicht darum, ausgezeichnet oder bewundert zu werden. Ihnen liegt die jeweilige Sache oder der Dienst, den sie tun, am Herzen. Die Thüringer Rose will ihnen Respekt und Anerkennung erweisen. Die Auszeichnung will aber auch andere dazu ermutigen, sich sozial zu engagieren.»
Die Thüringer Rose ist ein Zeichen der Würdigung, das an die Heilige Elisabeth erinnert. Diese kam im Jahr 1211 – vor über 800 Jahren – als Vierjährige nach Thüringen. Später setzte sie sich als Thüringer Landgräfin besonders für Arme und Kranke ein. Deshalb findet die Verleihung der «Thüringer Rose» traditionell am 19. November, dem Tag der Heiligen Elisabeth, auf der Wartburg bei Eisenach statt.
In diesem Jahr werden folgende Thüringerinnen und Thüringer geehrt:
Jürgen Borchert (Weimar) hat maßgeblich zur Gründung der Lebenshilfe Weimar beigetragen und ist Gründungmitglied des Lebenshilfe-Werkes Weimar/Apolda e.V. Seit 1990 ist er Vorsitzender der Lebenshilfe Ortsvereinigung Weimar e.V. Herr Borchert vertritt die Belange und Interessen von Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Familien, auch als Mitglied im Landes- und Bundeselternrat der Lebenshilfe. Als ehrenamtliches Vorstandsmitglied und seit 2005 als ehrenamtliches Aufsichtsratsmitglied sowie in der Ausschussarbeit im Lebenshilfe-Werk setzt er sich bis heute für die erfolgreiche Entwicklung und das solide Wachsen des Lebenshilfe-Werks ein. Ein wichtiges Anliegen ist ihm außerdem die praktische Umsetzung der UN – Behindertenrechtskonvention. Daneben organisiert Herr Borchert Informationsveranstaltungen für die Betroffenen und deren Familien.
Dr. Ingrid Bräunlich (Jena) stand als beratendes Mitglied des Vorstands, des im Jahr 2000 gegründeten Thüringer Landesverbands der Psychiatrieerfahrenen, bis 2005 hilfreich zur Seite. Seit Oktober 1999 ist sie Mitglied des Landesverbandes der Angehörigen psychisch kranker Menschen. 2004 wurde sie zur Stellvertretenden Vorsitzenden des Verbandes gewählt. Sie leistet ehrenamtlich als Vertreterin der Besuchskommission zur Hilfe und Unterbringung psychisch kranker Menschen eine kompetente und konstruktive Arbeit. Frau Dr. Bräunlich vertritt den Landesverband im LIGA-Arbeitskreis Psychiatrie und wirkt in der Arbeitsgruppe «Depressionen» des TMSFG sowie im Fachbeirat Psychiatrie des TMSFG mit. Daneben ist sie Mitglied des Vorstandes des Bundesverbandes der Angehörigen psychisch Kranker und steht im Rahmen von Informationsveranstaltungen als Seminarleiterin und Referentin zur Verfügung.
Ingeborg Dachmann (Förtha, Wartburgkreis) gründete 1998 die ambulante Hospizgruppe in Eisenach und wurde deren Vorsitzende. Sie gewann Mitglieder für die Ausbildung als palliative Helfer. Die stattfindenden Kurse beinhalteten überwiegend philosophisch-ethische, medizinische und kommunikative Themen. Über die Grenzen Thüringens hinaus gab Frau Dachmann Seminare und hielt Vorträge. Sie begleitete viele Betroffene auf ihrem letzten Weg und setzte sich bei jedem Patienten für ein humanes und schmerzfreies Sterben ein. Im Jahr 2010 wurde das stationäre Hospiz «St. Elisabeth» eingeweiht. Frau Dachmann hatte sich dafür jahrelang engagiert eingesetzt. Sie engagiert sich außerdem jährlich beim «Tag der offenen Tür» und hält Vorträge zum Thema der Palliativpflege. Auch in der Gemeinde leistet sie palliative Arbeit bei Schwerstkranken zu Hause.
Ute Hinkeldein (Erfurt) gründete im Januar 1991 den «Aktionskreis gegen den Krieg», der Ende 1991 in «Aktionskreis für den Frieden» umbenannt wurde. Dieser Verein ist damit einer der ältesten Friedens- und Sozialvereine in Thüringen. Auch international beteiligen sich dessen Mitglieder an Aktionen gegen den Krieg und Verletzung der Menschenrechte. Frau Hinkeldein initiierte in zahlreichen Projekten das Anliegen des Vereins, z.B. durch in Erfurt wöchentlich stattfindende Mahnwachen gegen Diskriminierung und für Menschenrechte oder Projekte wie «Wir wollen gewaltfrei leben». Sie engagiert sich darüber hinaus für die Integration von russisch-jüdischen Migranten. Sie gründete das Projekt «Lesecafé» zur Förderung des Lesens und Literaturinteresses insbesondere für sozial schwache Familien. Frau Hinkeldein kümmert sich daneben um Spenden für den Verein und hat schon mehrfach privat die Miete für diesen vorfinanziert. 2012 wurde sie vom Oberbürgermeister Erfurts zur Botschafterin der Stadt Erfurt ernannt.
Bernd Lehmann (Rückersdorf, Landkreis Greiz) gründete Anfang des Jahres 2010 den Verein «we4kids», der sich hauptsächlich für sozial benachteiligte Kinder einsetzt. Aus seinen Federn und kreativen Ideen sind viele wichtige Projekte wie z.B. «Die Kinderwerkstatt», «Kleider machen Leute» und «Unter Sternen lernen» entstanden. Mit diesen Projekten gibt der Verein Kindern und Jugendlichen die Chance, sich in das gesellschaftliche Leben zu integrieren, ihre eigenen Fähigkeiten kennen zu lernen und sich selbst auszuprobieren. Herr Lehmann ist in diesem Bereich überaus engagiert tätig und hilft den Kindern sich weiter zu entwickeln. Neben viel Spaß und Aktion wird ihnen spielerisch geholfen den jeweils eigenen Lerntyp kennenzulernen und mit Unterstützung von kompetenten Helfern, effektiven Lernstrategien zu entwickeln.
Adelheid Rebmann (Günthersleben-Wechmar, Landkreis Gotha) hat von 1990 bis 2012 als Vorsitzende des Gemeindekirchenrates maßgeblich dazu beigetragen, dass das soziale und kirchliche Leben in Wechmar intakt und erhalten bleibt. Sie organisierte Frauenabende und öffentliche Veranstaltungen, kocht und bäckt für Familien, für die Wechmarer Kuchentafel des Heimatvereins oder die Schule und die Kirchengemeinde. Sie ist außerdem Mitbegründerin des Fördervereins «Rettet Sankt Viti». Sie initiierte Spendensammlungen für soziale und kulturelle Projekte. Dank der Förderung und Unterstützung durch Frau Rebmann wurde das alte Pfarrhaus in Wechmar restauriert und zum modernen kirchlichen Gemeindezentrum mit Aufenthaltsräumen für Senioren und Jugendliche ausgebaut.
Ursula Schäfer (Jena) gründete 1992 als Betroffene die Selbsthilfegruppe Polio in Jena und erfasste dabei Poliobetroffene einer Sportgruppe für Menschen mit Behinderungen. Sie trat 1995 dem Bundesverband Polio bei und ist Sprecherin der Regionalgruppe Jena sowie stellvertretende Sprecherin des Landesverbandes Thüringen. Sie ist täglich ansprechbar zu Fragen des Krankheitsbildes, den Freizeitaktivitäten sowie der Betreuung von Betroffenen durch die Physiotherapie der FSU Jena. Von ihr werden monatliche Treffen der Selbsthilfegruppe und auch Treffen mit anderen Selbsthilfegruppen im In- und Ausland sowie Poliotagungen organisiert. Außerdem kümmert sie sich um jährlich stattfindende gemeinsame Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten, deren Besuch Poliobetroffenen allein kaum möglich ist.
Reinhard Stützer (Leinefelde-Worbis, Landkreis Eichsfeld) leitet die Selbsthilfegruppe «Schlafapnoe – Atmen & Leben Eichsfeld» Herr Stützer, selbst von der Krankheit betroffen, hilft die Probleme zu lösen und organisiert Infoabende zu dem Thema «Schlafapnoe», einer Krankheit die das Schlafverhalten der Betroffenen massiv beeinträchtigt. Seit 2008 veranstaltet er jährlich ein Patientenforum und einen Fachworkshop. Zudem hält Herr Stützer Fachvorträge in Einrichtungen und Institutionen. Er ist rund um die Uhr für alle Betroffenen da und bietet ihnen seine Hilfe an.
Christine Theml (Jena) leistet im Ehrenamt herausragende Arbeit im Bereich Psychiatrie. Um ein Forum für Betroffene zu schaffen, gründete sie die Zeitschrift «Nicht ohne uns», die unter ihrer Leitung seit 20 Jahren erscheint. Im Jahr 2000 gründete sie den Landesverband Thüringen der Psychiatrieerfahrenen, war lange Jahre Vorsitzende und arbeitet jetzt im Vorstand. Als Vertreterin des Landesverbandes ist sie auch in der Besuchskommission tätig. Sie besucht Betroffene in Kliniken und versucht, mit positiven Anstößen deren Genesung zu fördern. 2004 entstand unter ihrer Leitung die «Unabhängige Beschwerdestelle Jena» für den Bereich Psychiatrie. Daneben werden die Selbsthilfegruppen der Betroffenen und der Angehörigen von ihr gefördert und Kontakte vermittelt.