Vom Schnitzel bis zur Salami: 8.100 Tonnen Fleisch landen im Wartburgkreis pro Jahr auf dem Teller

Bildquelle: NGG | Tobias Seifert – Bevor das Kotelett in die Pfanne kommt: Die, die in der Fleischproduktion arbeiten, sollen besser verdienen – nämlich mindestens 14,50 Euro pro Stunde. Das fordert die Gewerkschaft NGG Thüringen

Jobs in der Fleischindustrie: Im Kreis sind 470 Menschen in der Branche beschäftigt.
NGG: „Fleischproduktion ist ‚Knochenjob‘ – Deshalb: Mindestens 14,50 Euro pro Stunde“

Vom Schweinekotelett bis zum Hähnchenschnitzel: Im Wartburgkreis werden pro Jahr  rund 8.100 Tonnen Fleisch gegessen – rein statistisch jedenfalls. Denn im Schnitt lag  der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch bei zuletzt 51,6 Kilo im Jahr – und damit bei gut  140 Gramm am Tag. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten  hingewiesen. Die NGG Thüringen beruft sich dabei auf Zahlen des  Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL). 

„Die Menge an Fleisch, die auf den Teller kommt, wird weniger: Der Pro-Kopf-Verzehr  geht seit Jahren kontinuierlich zurück. Trotzdem bleibt Fleisch ein wichtiges  Grundnahrungsmittel. Und dahinter steckt immer auch die Arbeit von Menschen“, sagt  Jens Löbel. Der Geschäftsführer der NGG Thüringen lenkt damit den Blick auf die Fleischproduktion: Neben der Haltung der Tiere sei auch deren Schlachtung und die  Fleischverarbeitung ein „entscheidender Aspekt, den viele gerne ausblenden“, so  Löbel. 

Ein wichtiger Punkt sei dabei der Lohn: „Es geht darum, was die Menschen verdienen,  die dafür sorgen, dass Filets, Salami, Kochschinken oder Leberwurst auf den Tisch  kommen“, sagt Jens Löbel. Der Geschäftsführer der NGG Thüringen kritisiert, dass die  Fleischindustrie immer noch eine Niedriglohnbranche ist. 

„Wer Tiere schlachtet oder Grillwürste verpackt, verdient selbst nur einen Hungerlohn.  Oft sogar nur den gesetzlichen Mindestlohn – aktuell also 12,82 Euro pro Stunde. Nur  wer Glück hat, liegt ein paar Cent drüber“, so Jens Löbel. Doch mit der „Arbeit zum  absoluten Billiglohn“ müsse jetzt Schluss sein. Deshalb fordert die NGG Thüringen mindestens 14,50 Euro pro Stunde als Untergrenze bei der Bezahlung für die  Branche.

Anzeige

Insgesamt sind im Wartburgkreis nach Angaben der NGG aktuell rund 470 Menschen  in der Fleischindustrie beschäftigt. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Angaben  der Arbeitsagentur. Wichtiger Arbeitgeber sei die Firma Sauels in Barchfeld. 

Hinter der Fleischproduktion stecke eine harte Arbeit: „Das ist ein Knochenjob. Allein  beim Zerlegen von Schweinehälften wuchten die Beschäftigten eine tonnenschwere  Last am Tag: Eine Schweinekeule wiegt zwischen 5 und 10 Kilogramm. Und in einer  

Schicht trägt ein Zerleger mehr als 200 Mal Keulen aufs Produktionsband“, erklärt  Löbel. 

Außerdem machten Hitze und Nässe den Beschäftigten im Schlachtbetrieb und bei  der Fleischverarbeitung zu schaffen. „Ebenso die Kälte im Kühlhaus. Das ist eine  Arbeit bei ständig kalten 2 bis 3 Grad“, so Jens Löbel. Auf Dauer sei das für die  Beschäftigten eine enorme gesundheitliche Belastung. 

Auch deshalb sei es höchste Zeit, die Arbeit in der Fleischindustrie „endlich besser zu  bezahlen“. Die Gewerkschaft NGG werde jetzt alles tun, um ein Lohn-Plus am  Tariftisch durchzusetzen: 14,50 Euro pro Stunde soll der neue Mindestlohn der  Branche sein. Die Tarifverhandlungen für die Fleischindustrie starten Anfang Februar.

Anzeige