Vororttermin: Besichtigung der Predigerkirche
Zu einem Vororttermin kamen im Rahmen der Ausschüsse für Kultur, Soziales, Bildung und Sport sowie Stadtentwicklung, Klima und Verkehr am Mittwoch, 28. Juni, der Hauptamtliche Beigeordnete Ingo Wachtmeister, Manuela Hoppe, Hochbauingenieurin bei der Stadtverwaltung, Restaurator Michael Kunze sowie Ausschussmitglieder zusammen. Michael Kunze führte durch die Räumlichkeiten und stellte die geplante neue Konzeption, ausstehende und bereits umgesetzte Maßnahmen vor, Manuela Hoppe ergänzte aus baulicher Sicht.
Die Predigerkirche des Thüringer Museums Eisenach ist seit Januar 2023 zur Umsetzung konzeptioneller Neuerungen für den Besucherverkehr geschlossen. Die Neueröffnung ist für den Herbst vorgesehen.
Mittelalterliche Kunst wird in neuem Licht erstrahlen
Die Bauarbeiten in der Unterkirche sind derzeit in vollem Gange. Inhaltlich soll die Ausstellung sowohl bau-, kloster-, aber auch kunstgeschichtliche Themen in den Blick nehmen, jedoch auch mit Bezug zur heiligen Elisabeth.
Wie ein Bausteinprinzip, das sich ineinanderfügt, so Michael Kunze.
Die romanischen Säulen sollen zukünftig einen Blick in die Vergangenheit ermöglichen und illuminiert werden. Die Dauerausstellung in der Unterkirche und der Seitenkapelle soll im Obergeschoss der Predigerkirche fortgesetzt werden. Der vorgesehene Ausstellungsraum bietet mit seinem sakralen Charakter ideale Voraussetzungen für die Präsentation der Sammlungsbestände, die sich derzeit in einem wesentlich kleineren Ausstellungsraum im Erdgeschoss befinden.
Diverse Schnitzplastiken wurden bereits einer Restaurierung unterzogen. Die wertvolle Sammlung sakraler Skulpturen soll unter besseren räumlichen und konservatorischen Bedingungen präsentiert werden. Eine neue Ausstellungsbeleuchtung – mit mehr Bezug auf einzelne Objekte – soll hinzukommen und die Exposition sensibel überarbeitet werden. Vorgesehen sind zudem neue Sockel, Stellwände, eine angemessene Exponat-Beschriftung, Informationstafeln und ein Flyer zur Sammlung. Die gesamte Ausstellung soll luftiger gestaltet werden, sodass auch kleinere Veranstaltungen dort möglich werden.
Im Obergeschoss soll ein kleines Schaumagazin entstehen, das durch eine Glastür den Blick auf die Fülle des Bestands ermöglichen soll. Tatsächlich zu sehen sind in den einzelnen Ausstellungen lediglich 20 Prozent des vorhandenen Sammlungsbestandes.
Arbeiten im Umfeld der Predigerkirche
Neben der inhaltlichen Neugestaltung sind auch am Gebäude und im äußeren Umfeld der Predigerkirche Maßnahmen geplant. Ziel ist es, den Eingangsbereich zu verbessern und eine Verschönerung des Außengeländes zu erreichen. So soll die Eingangstreppe, welche im Jahr 2007 ursprünglich als Provisorium errichtet wurde, neugestaltet werden und dabei die Form des ursprünglichen Portals aufnehmen, um Besucher*innen einladen. Nach vorheriger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege wurde der Bauantrag eingereicht. Zudem sind für den Außenbereich Sitzgelegenheiten angedacht. Um auch Rollstuhlfahrern eine barrierefreie Zufahrt zu ermöglichen, wurde bereits im Rahmen der Baumaßnahmen 2006 eine entsprechende Zugangsmöglichkeit über den Hof des Luthergymnasiums geschaffen. Barrierefreiheit im Gebäude wurde, soweit möglich, bereits im Jahr 2006 mittels Rampen oder den Fahrstuhl geschaffen. Gleiches gilt für die weitestgehend mögliche Barrierefreiheit im Gebäude (Einbau Aufzug). Lediglich die Unterkirche blieb und bleibt davon auf Grund der baulichen Gegebenheiten ausgenommen. Neu ist ein hindernisfreier Kassenbereich, der nicht nur leicht zugänglich und unterfahrbar, sondern auch besucherfreundlicher gestaltet werden soll.
Geprüft wird derzeit, mit welchen finanziellen Mitteln und aus welchen Fördertöpfen möglichst viel umsetzbar ist.
Wie arbeiten jedoch stetig daran, mit minimalen finanziellen Mitteln und den möglichen Einsparnissen alle geplanten Maßnahmen umzusetzen, so Hochbauingenieurin Manuela Hoppe.
Dringend erforderlich und in Kürze zur Ausführung kommend sind Reparaturarbeiten im Traufbereich auf der Gebäudenordseite (Notsicherung). Längerfristig soll dann die Neueindeckung und zimmermannsmäßige Instandsetzung der Dachfläche über dem Museumsbereich erfolgen.
Zeitgenössische Kunst mit Bezug zu Elisabeth
Im Einklang mit der Dauerausstellung „Mittelalterliche Kunst in Thüringen“ soll an das Wirken der ungarischen Königstochter und späteren Landgräfin Elisabeth von Thüringen erinnert werden. Dauerhaft wird eine Lichtkunst-Installation des international renommierten Künstlers Philipp Geist diesen Bezug vertiefen. Besucher können dann direkt in den Lichtraum eintreten und so selbst „Bestandteil des Kunstwerkes“ werden. Im Rahmen dieses Ausstellungsprojektes sind außerdem verschiedene museumspädagogische Vorhaben, Konzerte und Lesungen angedacht.
Elisabeth-Skulptur „Fragments Nr. 6“ von Manaf Halbouni
Ebenfalls dauerhaft wird auf der Empore im Obergeschoss der Predigerkirche die Elisabeth-Skulptur „Fragments Nr. 6“ zu sehen sein. Das zeitgenössische Werk aus der Sonderausstellung „Leuchten sollst Du. Kunst im Dialog“ erweitert die Sammlung, indem es mit starker künstlerischer Aussagekraft die Themen der Predigerkirche aufgreift.
Sonderausstellungen und Kunst im Foyer – Sichtweisen. Elisabeth
Wechselnde Sonderausstellungen können in direktem Dialog mit den Skulpturen der Dauerausstellung korrespondieren und finden auch perspektivisch im Kabinettraum ihren Platz. Für die Themen der Predigerkirche Licht und Raum, Liebe und Miteinander bieten sich vielfältige künstlerische, durchaus auch kontroverse Interpretationsformen an. Abgerundet wird das Ausstellungsangebot mit der Weiterführung der Reihe „Kunst im Foyer- Sichtweisen. Elisabeth“ mit monatlich wechselnden Kunstwerken. Museumspädagogische und soziokulturelle Projekte sowie verschiedene thematische Veranstaltungen und Konzerte sollen das Angebot in der Predigerkirche ergänzen.
Hintergrund Zu Ehren der 1235 heiliggesprochenen Elisabeth ließ der Thüringer Landgraf Heinrich Raspe, Nachfolger Ludwigs IV. und Schwager der Elisabeth, eine Kirche erbauen, die den Dominikanern übergeben wurde. Die spätere sogenannte Predigerkirche wurde um 1240 der Heiligen Elisabeth und Johannes dem Täufer geweiht. Im Zuge der Reformation verließen die Dominikaner Eisenach und die Kirche wurde einer profanen Nutzung zugeführt, während im angrenzenden Kloster, heute Martin-Luther-Gymnasium, die Lateinschule ihr Domizil fand. Seit Gründung des Thüringer Museums Eisenach im Jahr 1899 wird die Predigerkirche museal genutzt. Die „Mittelalterliche Kunst in Thüringen“ entwickelte sich mehr und mehr zu einem Sammlungsschwerpunkt. Die Predigerkirche beherbergt heute eine der wertvollsten Sammlungen mittelalterlicher Skulpturen in Thüringen. Sakraler Ort, Sammlung und zeitgenössische Kunst mit Bezug zu Elisabeth verbinden sich auf eindrucksvolle Weise.