Vortrag von Waldwanderer Gerald Klamer in Ruhla

Etwa 180 Zuhörer waren Samstagabend Gast bei einer hochkarätigen Veranstaltung des Trinitatisvereins in der Kulturkirche in Ruhla.

Gerald Klamer, bekannter Weit- und Waldwanderer und ehemaliger Förster in Hessen, hielt einen Vortrag über seine Wanderung durch deutsche Wälder. Sein Thema: Was können wir jetzt für die sterbenden Wälder tun?

In dem 60-minütigen Multimediavortrag mit beeindruckenden Bildern zeigte er das ganze Ausmaß der Katastrophe, aber er machte auch Hoffnung mit Beispielen, die zeigen, dass bei forstlichem Geschick und günstigen Bedingungen widerstandsfähige Wälder möglich sind und entstehen können.

In einer anschließenden Diskussion mit Fachleuten aus der Forstwirtschaft, wurden zahlreiche Fragen, auch von Besucherseite, gestellt und auch meistens beantwortet.

Teilnehmer waren neben Gerald Klamer, auch Ansgar Pape, Forstamtschef in Marksuhl und zuständig auch für die Bereiche Ruhla/Eisenach, Manfred Grossmann, Chef des zum UNESCO Weltnaturerbe gehörenden Hainich Nationalparks, und Dr. Gerald Slotosch, studierter Forstwirt und Bürgermeister von Ruhla.

Viele Probleme kann man in der jetzigen dynamischen Situation des Klimawandels mit den einhergehenden Folgen, wie anhaltende Dürren, Starkregen, Orkanartige Winde oder zunehmender Schädlingsdruck nicht abschließend bewerten. Differenzen bei der Art des Waldumbaus traten naturgemäß zu Tage. So muss Thüringenforst sicher den Spagat zwischen noch immer politisch vorgegebener Wirtschaftlichkeit durch Holzeinschlag, jahrelangen Personalabbau, zu großen Revieren, verbunden mit dem Druck aus der Holzindustrie auf der einen, sowie Wald- und Artenschutz und Erholungsraum auf der anderen Seite hinbekommen, während der Nationalpark sich auf den Erhalt der großen Buchenbestände konzentrieren kann, aber auch dadurch zum Referenzobjekt für zukunftsweisende Bewirtschaftungsmodelle wird.

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Gerade am Beispiel Nationalpark zeigt sich eindrucksvoll, dass Waldbestände mit einer gesunden Altersstruktur widerstandsfähiger gegen die oben beschriebenen Ereignisse sind.

Im Hainich sind nur 2% der Buchen geschädigt, der Holzzuwachs- und Vorrat ist um ein Vielfaches höher als in intensiv bewirtschafteten Wäldern und alle damit verbundenen Eigenschaften, wie die Fähigkeit Wasser zu produzieren und zu speichern, Co2 zu binden und Artenvielfalt zu fördern, sind deutlich besser gegeben.

Bürgermeister Dr. Slotosch war besonders wichtig, darauf zu drängen, den Rückegassenabstand

d.h. der von Holzerntemaschinen technisch vorgegebene Abstand der Fahrtrassen zwischen den Bäumen durch intelligentere Wirtschaftsabläufe von derzeit 20 Metern, immerhin 20% der Waldfläche, auf mindestens 40 Meter zu erweitern.

Diese Fahrgassen, bei Baumbeständen am Hang immer vertikal angelegt, sind neben der Zerstörung der Humusschicht und des Bodenlebens hauptverantwortlich für die verminderte Wasserhaltefähigkeit und bei anhaltendem Starkregen für das sturzbachartige Abfließen des Wassers, welche in den bewohnten Tälern wie Ruhla oder Mosbach schon zu katastrophenartigen Zuständen geführt hat.

Einig waren sich die Teilnehmer allerdings im Appell an die Allgemeinheit, dass ein jeder seine Lebens- und Konsumgewohnheiten hinterfragen und ändern könne.  Zum Beispiel der immer weiter steigende Papierverbrauch allein durch die Art des heutigen Einkaufs über Online-Shops mit der Angewohnheit vieler Menschen, sich mehr schicken zu lassen als man braucht, um dann die nicht benötigte Ware kostenlos zurückzusenden, erhöht den Druck auf die Wälder, weltweit.

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