Wir müssen positiv in die Zukunft schauen

Zu einer Rundreise an Orte, die in besonderer Weise an die deutsche Teilung und Wiedervereinigung erinnern, hatten der Landkreis Hersfeld-Rothenburg und der Wartburgkreis neben den Landräten und ihren Beigeordneten Vertreter der Kreistage beider Landkreise eingeladen. Die Tour startete auf der symbolträchtigen Werrabrücke in Vacha, auf der von 1949 bis 1990 die Staatsgrenze verlief und die so über Jahrzehnte nicht passierbar war.

Ich bin froh, heute hier stehen zu dürfen, begrüßte Landrat Reinhard Krebs die Gäste der Tour.

Gemeinsam mit Landrat Michael Koch warb er dafür, die Wiedervereinigung mit Inhalt zu füllen und positiv in die Zukunft zu blicken.

Für mich ist die deutsche Wiedervereinigung einer der wichtigsten Momente meines Lebens gewesen, so Krebs weiter und sprach sich dafür aus, nicht nur zurück zu schauen, wie schlimm es früher war, sondern das Zusammenwachsen weiter voran zu treiben. Ich hoffe, dass die Menschen aus den Diktaturen gelernt haben. Wir müssen Bürgerrechte und demokratische Werte wahren und verteidigen. Dafür sind wir alle angetreten.

Michael Koch, der 15 Jahre in Thüringen gelebt hat, betonte, dass die deutsche Einheit ohne die Menschen der DDR gar nicht möglich gewesen wäre und dass die Veränderungen, die die Menschen im Osten nach der Wende erlebten sehr viel einschneidender waren als im Westen und dass daher jeder Einzelne dafür Wertschätzung verdiene.

Im weiteren Verlauf der Tour besuchten die Delegationen beider Landkreise den Aussichtsturm und das Mahnmal Bodesruh, einen Mauerrrest zwischen Kleinensee in Hessen und Großensee in Thüringen sowie den ehemaligen Grenzort Gerstungen.

Am 1964 eingeweihten Aussichtsturm Bodesruh empfing der Heimat- und Verkehrsverein Kleinensee e.V. die rund 30-köpfige Delegation. Dabei war auch Zeitzeugin Anneliese Platzdasch aus Großensee, die mit bewegenden Worten schilderte wie sie erst nach neun Jahren ihre im westdeutschen Nachbarort Kleinensee lebenden älteren Brüder kennenlernen konnte und wie ihre Familie jahrzehntelang wenige Kilometer voneinander entfernt und doch für einander fast unerreichbar gelebt hatte. Der Aussichtsturm war als Mahnmal für die Teilung erbaut worden und steht heute für die Wiedervereinigung.

Der Blick in die Landschaft ist heute viel schöner – denn es ist ein Blick in die Freiheit, sagte Paul Schäfer, Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins.

Auf Thüringer Seite stand ein Besuch des Werratalmuseums Gerstungen im Gerstunger Schloss auf dem Programm. Hier konnten die Teilnehmer einen Blick in die neue Sonderausstellung „Wiedervereinigung im Werratal – Rückblick einer Region“ werfen und sich zum Bahnhof Gerstungen, einem der wichtigsten Grenzkontrollbahnhöfe der DDR, informieren. Die neuen Ausstellungen wurden am Tag der Einheit eröffnet und sind immer dienstags – donnerstags von 14 – 17 Uhr im Werratalmuseum zu besichtigen. Museumsleiterin Katharina Dötterl nimmt darüber hinaus auch gern Anmeldungen für Gruppenführungen, beispielsweise für Schulklassen, entgegen.

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