AURA. Thüringens stille Kraft – Mittelalterliche Holzskulpturen

Im Thüringer Museum zeigt die Stadt Eisenach in diesem Jahr eine besondere Ausstellung mit dem Titel „AURA. Thüringens stille Kraft – Mittelalterliche Holzskulpturen“. Die Exposition ist ein fotokünstlerisches und kulturwissenschaftliches Projekt des Eisenacher Fotografen Ulrich Kneise und der Volkskundlerin Dr. Juliane Stückrad.

Der Kulturdezernent und Hauptamtliche Beigeordnete, Ingo Wachtmeister, wird die Sonderausstellung mit einer Vernissage am Samstag, 12. November, 17 Uhr eröffnen.

Eisenach startet mit dieser Ausstellung den Veranstaltungsreigen des Jubiläumsjahres 2017 und ermöglicht einen besonderen Blick auf die bedeutende Eisenacher Sammlung Mittelalterlicher Schnitzkunst, sagt Ingo Wachtmeister.

Präsentiert wird die Fotoausstellung vom 13. November bis zum 9. Juni 2017 im Stadtschloss am Markt.

Ziel der Ausstellung ist es, die Kunstwerke der mittelalterlichen Schnitzplastik einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Zudem wollen die Autoren der Ausstellung den wertvollen Bestand der Eisenacher Sammlung auch im Kontext mit Werken darstellen, die sich thüringenweit in Kirchen und Museen befinden. Die Lutherdekade und das Reformationsjubiläum bieten eine hervorragende Chance, dieses historische Erbe in moderner Form neu zu betrachten, vorzustellen und für dessen Pflege zu werben. Die Ausstellung wird vom Freistaat Thüringen gefördert.

Ausgangspunkt der Fotografien in der Sonderausstellung sind ausgesuchte Objekte aus dem Bestand der Sammlung Mittelalterliche Schnitzkunst des Thüringer Museums. Die großformatigen Fotografien lenken den Blick des Betrachters auf Details, die an den Originalen leicht übersehen werden könnten. Gleichzeitig soll damit die Neugier auf die Fremdheit, Sinnlichkeit und Schönheit der mittelalterlichen Kunst geweckt werden.

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Mehrere Schnitzplastiken der Eisenacher Sammlung sind Ulrich Kneise bereits vertraut, da er sie nach musealen Vorgaben fotografierte. Nun will er die Zwänge der bisherigen Abbildungsweise abstreifen und eine eigene Interpretation anbieten. Er möchte so die den Figuren innewohnende Ausstrahlung für den Betrachter von heute erlebbar machen.

Über diese fotografische Betrachtung hinaus erklärt die Volkskundlerin Dr. Juliane Stückrad die Figuren im jeweiligen historischen Kontext. Diese fotobegleitenden Texte verknüpfen kunsthistorische, volkskundliche und theologische Betrachtungsweisen und lassen den Zeitgeist am Vorabend der Reformation und dessen Wirken in die Zukunft verständlicher werden. Gegliedert in mehrere Bereiche reflektiert die Ausstellung sowohl die Geschichte der Sammlung, die einstige Funktion der Bildwerke wie auch die Schnitzkunst in Thüringer Werkstätten, in denen die meisten der sakralen Bildwerke entstanden.

Begleitend zur fotografischen und textlichen Darstellung zeigt die Ausstellung rund 30 ausgewählte Skulpturen und Bildnisse der Sammlung. Diese wurden im Sommer von drei Studentinnen der Fachhochschule Erfurt gesäubert und für die Präsentation bearbeitet – unter fachlicher Anleitung von Dipl.-Restauratorin Christine Machate und Prof. Thomas Staemmler (FH Erfurt).

Noch immer besteht die verbreitete Meinung, dass die Protestanten im Zuge der Reformation Bildwerke aus den Kirchen entfernten oder gänzlich zerstörten. Andererseits sind jedoch in den evangelisch-lutherischen Kirchen mittelalterliche Kunstwerke in großer Zahl erhalten geblieben. Bekannt ist, dass Martin Luther zwar die Anbetung der Heiligen ablehnte, nicht aber grundlegend ihre bildliche Darstellung. Diese half, die biblische Geschichte sowie Glaubensinhalte den damals weitgehend leseunkundigen Bürgern zu vermitteln. Heute helfen uns die Bildwerke, die damalige Glaubenspraxis zu verstehen. Sie vermitteln uns ein Bild vom Alltag der vorreformatorischen Zeit, denn viele Details übernahmen die Bildschnitzer aus dem Lebensalltag der Menschen.

Die Bildwerke und Skulpturen wurden im 19. und 20. Jahrhundert zur sakralen Kunst erklärt. Die Sammlung mittelalterlicher Schnitzkunst des Thüringer Museums und deren Präsentation in der Predigerkirche in Eisenach bewahrt dieses Erbe. Das Museum verfügt über einen umfangreichen Schatz dieser Art, der wieder mehr ins Bewusstsein gerückt werden soll. Die Eisenacher Sammlung gründet auf einer Idee des Weimarer Ministers Johann Wolfgang von Goethe.

Die Fotoausstellung „AURA. Thüringens stille Kraft – Mittelalterliche Holzskulpturen“ wird vom 13. November 2016 bis zum 9. Juni 2017 im Stadtschloss des Thüringer Museums Eisenach gezeigt. Begleitend zur Ausstellung gibt es eine Buchpublikation. Das Museum hat mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

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