Bachhaus und Pavillon standen im Licht

Am Samstag erstrahlte das Eisenacher Bachhaus nach einer Lichtinstallation von Ingo Bracke und dies zog viele hunderte Eisenacher an.
Aus dem KUNST Pavillon, dem einstige AWE-Museum, strahlte ebenfalls Licht in die dunkle Nacht.

Mit seiner Installation am Bachhaus bezieht sich Bracke auf musikalische Gestaltprinzipien der Bachschen Fugenkunst. Wie dieser durch Reihung, Spiegelung, Krebsgange, Parallel- und Engführung seine musikalischen Themen erarbeitet, variiert, verbindet und kombiniert, so gestaltete Bracke seine Lichtelemente im Sinne einer grafischen Partitur, in der sich Beziehungen zur musikalischen Kompositionstechnik offenbaren. Dabei dient ihm das rautenförmige Raster des preisgekrönten Neubaus des Kasseler Architekturbüros Penkhues als formengenerierendes Strukturprinzip: Lichtspuren ziehen sich über die skulpturale Architektur, teilen und vereinigen sich, bilden Verdichtungen und Streuungen.
Der heutige KUNST Pavillon an der Wartburgallee in Eisenach diente früher dem
Automobilwerk Eisenach als Ausstellungsraum für Fahrzeuge und Neuentwicklungen. Heute steht auf der großen Drehscheibe im Eingangsbereich allerdings kein «Wartburg» mehr, sondern zeitgenössische Kunst. Bracke nimmt diese Drehbewegung auf, indem er Projektoren montiert, die feine Linienmuster durch den Raum hindurch gleiten lassen. Diese überlagern sich mit weiteren statischen Licht-Lineaturen. Ein vielfältiges Assoziationsfeld eröffnet sich: Rhythmus als Lichtspur im Raum, das rhythmische Brummen eines Motors oder der in die Nacht strahlende, wandernde Lichtstrahl eines Leuchtturms.

Im Bachhaus wurde die Inszenierung mit im Foyer ausgestellten Skizzen des Künstlers begleitet. Im KUNST Pavillon fand an diesem Abend eine «Nacht der Kunst» mit einer Ausstellung zeitgenössischer Kunst statt.
IN VERSUS: Licht als Partitur – Architektur als Klang

Ingo Bracke, der Künstler, ist Installationskünstler und Bühnenbildner, arbeitet bevorzugt mit dem bildnerischen Medium «Licht»:
Studium der Architektur und Szenografie in Kaiserslautern und Hannover, Stipendiat des DAAD an der Theaterakademie Barcelona, Abschlussarbeit über Thomas Mann, Tod in Venedig; Studium an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Klasse für Audiovisuelle Kunst bei Prof. Christina Kubisch, Ernennung zum Meisterschüler; Postgraduierten an der Hochschule der Bildenden Künste Dresden, Künstlerische Forschungsarbeit über «Licht und Raum»; Meisterschüler bei dem Bühnenbildner Prof. Johannes Leiacker.
Seit 2006 unterrichtet Ingo Bracke Bühnenbild und Installationskunst an der HBK Saar.

Schade, das der Eisenacher Gewerbeverein seine Idee einer Eisenacher Lichternacht, nicht in die Tat umsetzen konnte.