Die Schlaraffen sind zurück

Am 12.11.2023 trafen sich in der Gaststätte Augustiner-Bräu in Eisenach 15 Interessierte zur Wieder-, bzw. Neugründung des Kulturvereins Schlaraffia Eisenach e.V. Vorangegangen waren eineinhalb Jahre der Vorbereitung. Der Kulturverein repräsentiert den lokalen Ableger des internationalen Weltbundes Schlaraffia, eines Vereins zur Pflege von Kunst, Freundschaft und Humor.

So neu ist die Schlaraffia aber in Eisenach nicht. Vor ziemlich genau 100 Jahren wurde in Eisenach schon einmal ein Schlaraffenverein gegründet, die Ysenaha (Bild 1 – Veröffentlichung vom 12.11.1923 in der Zeitung). Er existierte – mit Unterbrechung durch die NS-Herrschaft – bis 1986. Die Nazis hatten nicht viel für Humor übrig und die Tatsache, dass Schlaraffia ein völlig unpolitischer Verein ist, war ihnen ein Dorn im Auge. Kurzerhand wurde er verboten und 1937/1938 deutschlandweit zusammen mit Freimaurern und Logen aufgelöst. Nach dem zweiten Weltkrieg bildeten sich die Vereine in Westdeutschland sehr schnell neu und es kamen weitere hinzu. In der DDR hingegen war das Ganze nicht so einfach und auch hier galt nur eine Duldung, teilweise weiterhin das Verbot. So trafen sich die unermüdlichen Schlaraffen eben in privaten Räumen und Gaststätten, statt in eigenen Vereinsheimen. Sie machten heimlich weiter. (Bild 2 – Gaststätte Lutherkeller Eisenach und einige Mitglieder). Nachwuchsgewinnung und Werbung waren unter diesen Umständen aber sehr schwierig. Das führte dazu, dass bis zur Wiedervereinigung nur die Thüringer Schlaraffenvereine in Erfurt, Gera und Weimar überleben konnten. Nach der Wende bildeten sich dann in Meiningen und Arnstadt/Gotha wieder neue Vereine. Kunst und Humor lässt sich eben nicht verbieten.

Genau aus diesem Grund und weil in dem ehemaligen Eisenacher Schlaraffenverein besonders viele Mitglieder dem lustigen, aber doch niveauvollen Treiben fröhnten, ist die Idee des Wiederaufbaus der Schlaraffia Ysenaha beschlossen worden. Mit tatkräftigter Unterstützung aus Eisenach und den umliegenden Vereinen wurde deshalb am 12.11. der neue Kulturverein gegründet. Mit Beschluss der Gründer wurden eine Satzung und die Finanzordnung verabschiedet, sowie der Vereinsvorstand gewählt. Den Vorsitz übernehmen hier Herr Volker Roeber (Kaufmann und IT-Experte), Herr Gerhard Mansius (Rentner) und als Schatzmeisterin Frau Christina Roeber (Kauffrau).

Der Verein lädt Interessierte, die mehr zu Schlaraffia erfahren möchten und sich das lustige Treiben einmal anschauen wollen, zum ersten offiziellen Treffen am 11.12.2023 um 19.30 Uhr in die Gaststätte Augustiner-Bräu in der Georgenstraße 30 in Eisenach ein. In dem Lokal wird der Gewölbekeller genutzt, weil er auch den passenden optischen Rahmen zur Schlaraffia bietet. Wer Interesse hat: mehr als gute Laune und eine gehörige Portion Neugier sind nicht erforderlich. Ab 18 Uhr werden die ersten Mitglieder bereits dort sein und sich in der Gaststube treffen.

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Mit der von Künstlern 1859 in Prag gegründeten Idee, die Obrigkeit humorvoll zu persiflieren, Kunst und insbesondere Freundschaft zu pflegen, ist die Gleichwertigkeit aller Mitglieder untereinander ein hohes Ziel. Egal, ob Professor oder Mechaniker, Bäckermeister oder Angestellter: in Schlaraffia sind berufliche Themen genauso tabu, wie Politik und Religion. Das schliesst Streitthemen von vorneherein aus. Die im Verein vorgebene „Spiel-Atmosphäre“ eines ritterlichen Thronsaales trägt dann auch dazu bei, dass man die Alltagssorgen ganz schnell vergessen kann. Natürlich nur für die Zeit der

Treffen – aber der Mensch braucht Erholung vom Stress und muss auch mal abschalten, lachen können. Das ist im Kulturverein Schlaraffia in Eisenach auf jeden Fall garantiert. Normalerweise ist es aus der Historie heraus ein reiner Männerbund – in Eisenach jedoch steht er jederman offen. Diese Einmaligkeit wird durch die paritätische Aufteilung der Themenauswahl für die Treffen (die Damen bestimmen von Mai bis September, die Herren von Oktober bis April) gewährleistet und sorgt dafür, dass hier Kunst, Freundschaft und Humor eben wirklich von jedem Eisenacher erlebt werden kann.

Der neu gegründete Verein beantragt nun die Eintragung im Vereinsregister und die Anerkennung als gemeinnütziger Verein. Schlaraffia hat in seinen Themenabenden Elemente von Karneval, von Geschichts- und Lesezirkeln, von Dichtkunst und Gesangsverein. Aber sie ist weder der einen, noch der anderen Kategorie zuzuordnen. Um den eigentlichen Sinn des humorvollen Treibens zu verstehen muss man sich das Ganze schon mindestens einmal ansehen. Vorrangige Ziele sind natürlich soziale Kontakte, in der Freundschaft ein hohes Gut bedeuten und die Bereitstellung eines geschützten Raumes, in dem man humorvoll auch mal wieder das buchstäbliche „Kind im Manne“ herauslassen darf. Das Alles ohne Flachwitze und Stammtischgeplänkel – Niveau ist gefragt.

(Bild 3 – Stolz präsentiert Frau Petra Hartmann, Mitglied des Kulturvereins, das Wappentier der Schlaraffia: den Uhu. Der Eisenacher Uhu ist ein Geschenk des Schlaraffenvereins aus Verden anlässlich der Vereinsgründung).

Mehr Informationen liefert auch die Internetseite unter www.ysenaha.de, die sich aktuell im Auf- und Ausbau befindet. Kontakt: info@schlaraffia-eisenach.de – Antwort garantiert.

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