Die Umbremsbare

Sie ist nicht mehr zu bremsen. Die Fotografin Inka Lotz eröffnete nun in der Rathausgalerie von Wutha Farnroda diesjährig bereits ihre dritte Ausstellung, die alle drei in Eisenach und Umgebung zu sehen sind. Zeitgleich zeigt sie im Foyer des Landestheaters ihre den Theateralltag beleuchtenden Fotografien «Hinter den Kulissen» und in der Karlsplatzfiliale der Wartburgsparkasse Bilder über Eisenach und dessen «Die versteckte Ecken». In Wutha-Farnroda präsentiert sich Inka Lotz zum ersten Mal umfassend, in der «bisher größten Ausstellung», wie Lotz nicht nur wenig stolz erwähnt.

Der Betrachter hat die Möglichkeit, sowohl in der Rathausgalerie, als auch im nebenan gelegenen Verwaltungsgebäude Einblicke in ihre Schaffensphasen zu erhalten. Thematisch berühren die Bilder all jenes, was der noch jungen Fotografin bisher so alles vor die Linse sprang. Zum einen wären da insbesondere ihre in der Rathausgalerie platzierten Orchesterfotografien. Hier offenbart Lotz ihr ureigenstes Arbeitsgebiet: die Theaterfotografie, die sie 1996 im freien eisenacher burgtheater begann und 1999 als Theaterfotografin am Landestheater Eisenach fortführte. Doch nicht die Highlights des bunten Bühnentreibens bringt sie zum Vorschein, sondern die zu oft im Orchestergraben versunkenen Ungesehenen, die Orchestermusiker. Sozusagen «auf die Bühne holen» wollte Lotz diejenigen, die einen «wichtigen Bestandteil des Musiktheaters» ausmachen. Stimmungen und Situationen, Witziges und Ernstes, Konzentriertes und Konzertiertes leben in den Bildern auf und vermengen sich zu eigenen Geschichten, immer mit der Intention, «Töne bildlich einzufangen».

In dem Verwaltungsgebäude wolle die Fotografin mit fernschweifenden Fotos aus Portugal und von der Insel Rügen einen «Ausgleich zu Paragraphen und Zahlen schaffen.» Mit jenen Fotografien verbindet die Künstlerin «sehr gute, eindrückliche und persönliche Erinnerungen und Empfindungen», die in ihren bisherigen 11 Ausstellungen so noch nie gezeigt wurden. Weiträumigkeit und Stille, bezaubernde Landschaften und ihre Menschen ragen ruhig und beschaulich aus den Rahmen. Ein atmosphärischer, in geheimen Tönen getauchter Morgenaufgang entpuppt sich scheinbar als ein fotografiertes Gemälde. Ebenso wie bei den Orchesterbildern zeigt Lotz die versteckten Kleinigkeiten, die auf dem ersten Blick nicht wahr zu nehmen sind. Geheimnisvolles und Landestypisches, Feinheiten und Fremdheiten gehen Hand in Hand und beweisen, dass die Fotografin nicht nach dem möglichen Mainstream jagt, sondern sich Zeit nimmt und einzudringen versucht in das ihr Unbekannte. So laufen durch die Portugal-Bilder alte Frauen und Männer, entlang an Häuserwänden, auf engen Seitenstraßen. Von der Ostsee berichten Kinder, die aus einem Boot starren, sowie die großartig verführenden und verträumten Landschaften.

Bürgermeister Thorsten Gieß freute sich, eine junge und aufstrebende Künstlerin, die aus dem Lokalen stammt, somit unterstützen zu können. Und auch das Publikum zur Vernissage zeigte sich begeistert und berührt von den vielfältigen Fotografien. Bleibt nur zu hoffen, dass Inka Lotz auch weiterhin so ungehalten von sich Reden machen wird, vielleicht sogar einmal über die beengenden Eisenach-Grenzen hinausgehend.

Thomas Seifert

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