Einmal Schwitzkasten für alle, bitte

Roger Baptists gutturale Stimme wohnt tief in einem gut durchtrainierten Körper.
Beides gehört bei diesem Künstler auf magische Art und Weise zusammen. Das werden alle bestätigen, die je Zeuge einer Show des 1966 in Großenhain bei Dresden geborenen Musikers wurden. Dann steht Baptist unter seinem Pseudonym Rummelsnuff auf der Bühne und versucht den maximalen Groove aus seinem Kraftsportler-Körper herauszuholen. Meist gipfelt das in einem gestischen Nach-Vorne-Beugen seines Brustkorbs im Takt seiner Mixtur aus Industrial, EBM-Standards oder auch digitalem Rockabilly.
Dabei schießen grimmige Blicke unter der faltig gelegten Stirn in Richtung seines Publikums hervor. Dies reagiert jedoch nicht wirklich erschrocken, sondern grinst höchstens verstohlen und auch ein wenig betört von so viel theatralischer Kantigkeit.

Trotz aller halsbrecherischer Manöver ist die Botschaft des Rummelkapitäns klar:
Zu elektronisch generierter Stampfmusik wird hier semantische Schwerstarbeit verrichtet. Denn Baptists Bühnenmaloche findet vor allem auf der Zeichenebene statt, berserkerhaft hämmert er sich durch den Steinbruch, in dem vor ihm auch schon Leute wie Hans Albers ackerten.
Doch über eine Nullerjahre-Neuauflage des Blonden Hans geht die Kunstfigur des Rummelsnuff weit hinaus. In seinem Bühnen-Ego repräsentiert Baptist nicht weniger als die Schnittmenge aus so unterschiedlichen Quellen wie den Comicfiguren Hulk und Popeye, dem DDR-Bestarbeiter Adolf Hennecke oder den Maschinenraum-Outcasts aus Wolfgang Petersens Buchheim-Verfilmung von „Das Boot“.
Dies alles ist grundiert mit dem Körperkult einer schwulen Subkultur, wie sie sich etwa jedes Wochenende in Clubs wie dem Berliner Berghain zum oberhemdenfreien Feiern versammelt.

Für Kritiker ist er der blanke Horror. Wie bei aller großen Kunst lautet die Devise: Lieben – oder hassen und die Finger davon lassen. Denn bevor man sich versieht, hat der Rummelkäpten einen in seinen Schwitzkasten genommen und lässt einfach nicht mehr los. Als Meister der Übertreibung weiß er, dass man lieber mehr als weniger Botenstoff auf die ausgedörrten Synapsen der Zuhörer und Zuschauer zu träufeln hat, um in jeder Hinsicht heftige Reaktionen auszulösen.

Dieser besondere Kultabend mit Film und derber Strommusik findet im Rahmen des Projektes «Die Deutsche 9» statt.

Einlass 20 Uhr
Beginn 21 Uhr

Die ersten 5 Gäste haben, wie immer, freien Eintritt.

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