«Elisabeth-Jahr begonnen»

Was auf den ersten Blick etwas überraschend klingen mag, erhält seinen realen Hintergrund, wenn man die Resonanz auf die jüngste Vortragsveranstaltung des Eisenacher Geschichtsvereins am 8. November betrachtet. Über 80 Zuhörer, deutlich mehr als gewöhnlich, lockte der Vortrag über die Heilige Elisabeth in die Aula des Martin-Luther-Gymnasiums. Es scheint, als sei der Bedarf an Informationen über das Leben der thüringischen Landgräfin bereits im Vorfeld groß. Und diesem Bedürfnis vermochte der Referent des Abends in jeder Weise zu entsprechen. Dr. Martin Schubert, zurzeit Professor in Graz und gleichzeitig Leiter der Arbeitsstelle «Deutsche Texte des Mittelalters» an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, referierte über ein Thema, das Eisenach in doppelter Weise berührt: eine Lebensbeschreibung, die Johannes Rothe über die Landgräfin Elisabeth verfasst hat.
Knapp 200 Jahre nach ihrem Tod schrieb der aus Creuzburg stammende und in Eisenach als Kanoniker an der hiesigen Marienkirche wirkende Johannes Rothe (um 1360 bis 1434) seine Abhandlung über die ungarische Königstochter. Bis heute haben sich 21 Abschriften davon erhalten. Dr. Schubert und Frau Dr. Annegret Haase hatten sich, gestützt auf frühere Vorarbeiten, an eine Neuherausgabe des in Frühneuhochdeutsch verfassten Textes gemacht, der inzwischen unter dem Titel «Johannes Rothes ‚Elisabethleben‘» als Buch erschienen ist. Schubert darf damit als einer der profundesten Kenner der Materie gelten. Doch nicht aus dem «Elfenbeinturm der Wissenschaften» heraus sondern vielmehr in lebendigen Worten schilderte der Referent wesentliche Aspekte des Lebens der Heiligen Elisabeth. Er machte dabei deutlich, dass es Johannes Rothe bei seiner Niederschrift auch darum ging, die lokalen Eisenacher Bezüge des Elisabethlebens hervortreten zu lassen. In besonderer Weise ging er dann auf die Überlieferung der der Elisabeth zugeschriebenen Wunder ein. Insbesondere das Rosenwunder, so Schubert, sei bei keinem anderen Chronisten so klar mit Elisabeth verbunden, wie bei Rothe.
Die sich an den Vortrag anschließenden Fragen aus dem Publikum bewiesen nicht nur die Kompetenz vieler Zuhörer sondern ermöglichten gleichzeitig einen fruchtbaren Dialog. Und so kann das Fazit nur lauten: Grundlagenforschung in dieser Weise einem interessierten Laienpublikum nahegebracht, ist nicht nur interessant und unterhaltsam. Darüber hinaus vermittelt sie fundierte Kenntnisse und wirkt Sinn stiftend.

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