Entdeckungen bei der Restaurierung an Thüringer Paramenten

Im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung »Formen – Farben – Fäden: Brücken im Leben” in der Predigerkirche des Thüringer Museums wird am Samstag, 27. Februar, ab 18 Uhr, ein weiterer Vortrag geboten. Unter dem Titel »Entdeckungen an Paramenten in Thüringen bei der restauratorisch-konservatorischen Bearbeitung” wird die Restauratorin Christa Jeitner (Berlin) über ihre Entdeckungen und Nachforschungen während ihrer Arbeit an Paramenten in Thüringen berichten und mit Bildern illustrieren. Für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgt die Musikschule »Johann Sebastian Bach” Eisenach. Der Eintritt kostet 2.50 Euro.

Die meisten erhalten gebliebenen, historischen Textilien sind Paramente, also Stücke, die einst in den Kirchen im liturgischen Gebrauch waren oder noch sind. Christa Jeitner wird anhand von Beispielen berichten, was schon bei Voruntersuchungen zu Tage treten kann und welche Arbeitsaufgaben sich daraus ergeben können. So führte die Arbeit an einem der bekanntesten Bildgewebe, dem Christi-Geburt-Stoff auf der Wartburg, über die Restaurierung hinaus zur Erforschung seiner Geschichte in der Sammlung der Warburg-Stiftung und zur fadengenauen Rekonstruktion dieser Darstellung. Auch ihre konservatorische Beratung für die Textilsammlung der Wartburg hielt für die Restauratorin nicht zu erwartende Entdeckungen bereit.
In ihrem Vortrag wird Christa Jeitner außerdem über ihre Tätigkeit am Erfurter Dom berichten. Dort waren konservatorische Arbeiten an den Gewändern des Doms sowie eine Neuordnung des Bestandes vorzunehmen. Dabei fielen ihr zahlreiche Stickereien mit verwandten Motiven und handwerklichen Merkmalen auf, die sich auf eine Klosterwerkstatt in Erfurt zurückführen ließen. Weitere Stickereien in verschiedenen Erfurter Kirchen konnten ebenfalls dieser Werkstatt zugeordnet werden.
Zudem umfangreichen Bildmaterial, das die Restauratorin zu ihrem Vortrag mitbringen wird, gehören auch Fotos der vollständig bestickten mittelalterlichen Elisabeth-Kasel. Dieses liturgische Gewand war bisher nur ein einziges Mal in einer Ausstellung zu sehen. Außerdem können die Gäste sich im Anschluss auch über einige Arbeitsmaterialien aus der Restaurierungspraxis ansehen.
Christa Jeitner (geb. 1935 in Berlin) studierte Bildende Kunst und Kunstgeschichte an den Hochschulen in Ost- und West-Berlin. Sie ist als Bildende Künstlerin tätig und seit 1965 auch freiberufliche Restauratorin. Ein Stipendium führte sie an das Nationalmuseum Warschau in die Abteilung Textilrestaurierung.
Weitere Stationen ihres Schaffens waren der Erfurter Dom, das Stift Neuzelle und das kulturhistorische Museum Magdeburg. Über 30 Jahre verantwortete die Restauratorin im Auftrag des Instituts für Denkmalpflege und des Brandenburger Domstifts die konservatorische Bewahrung des Brandenburger Domschatzes. Sie ist Hauptautorin des Bestandskatalogs »Liturgische Gewänder und andere Paramente im Dom zu Brandenburg”. Zudem verfasste sie Publikationen im Bereich Stickerei, mittelalterliche Gewebe, Messgewänder und Restaurierungsethik.
Christa Jeitner war Dozentin für das Hauptfach Restaurierungstechnik (FH Berlin).

Anzeige
Anzeige