Erster Teil der Kulturkonferenz ist gelaufen

Groß waren die Erwartungen der Teilnehmer der Eisenacher Kulturkonferenz, die am Samstag im großen Saal des Diakonischen Werkes Thüringen in der Thälmannstraße stattfand. An diesem Tag sollten nur Vorträge gehalten werden, eine Diskussion hätte den Zeitplan gesprengt. Und so konnte sich Moderator Oberkirchenrat Eberhard Grüneberg gegen 14 Uhr bei allen Teilnehmern herzlich bedanken. Nun geht es in die nächste Runde zwei Arbeitsgruppen wurden berufen, sie konstituierten sich am gleichen Tag. Die zweite Runde der Eisenacher Kulturkonferenz soll am 28. Februar sein.

http://www.gis-eisenach.de/eisenach/kulturforum/beitraege/Zur%20Situation%20der%20Kulturstadt.pdf(Johannes Schlecht (Komponist)) und Oliver Nedelmann (Schauspieler feb) gaben szenisch eine Einführung in die Problematik der Kultur in Eisenach, beide gehörten neben OB Gerhard Schneider, Prof. Dr. Jürgen Stückrat und Ullrich Kneise zu den Einladern der Konferenz. Kultur sollte Spaß machen und man habe mehr den Anschein, es handle sich um eine Klimakonferenz, so die beiden Redner. Auslöser der Diskussionen sei die Problematik Theater, Tannhäuserlücke und Stadtgast gewesen. Sie forderten mehr Transparenz und Öffentlichkeit in der Kulturpolitik. Man wolle wissen, wer welche Entscheidungen treffe. Schlecht und Nedelmann plädierten für einen offenen Umgang und einen kreativen Austausch – gemeinsam Kulturschaffende, Politik und Verwaltung. Offen blieb die Frage: Warum will die Verwaltung immer schlauer sein?

Oberbürgermeister Gerhard Schneider betonte, dass Eisenach viel Geld für die Kultur ausgebe, dem Kulturerbe verpflichtet sei. Er fragte sich: Haben wir als Stadt alles richtig gemacht? Wurde die Arbeit des Kulturausschusses nicht angenommen? Braucht Eisenach einen Kulturbeirat? Er bat darum, ehrlich miteinander umzugehen. Es gebe viel Engagement in Eisenach im Bereich der Kultur.

http://www.gis-eisenach.de/eisenach/kulturforum/beitraege/Museen%20und%20Sammlungen%20in%20Eisenach.pdf(Günter Schuchardt (Burghauptmann, Vorsitzender Förderverein Thüringer Museum)) sprach über die Belange des Thüringer Museums. Er verwies auf die gesetzlichen Formulierungen zu den Aufgaben eines Museums. Davon sei man in Eisenach ein gutes Stück entfernt. «Museum ist eine Pflichtaufgabe», so das Fazit Schuchardts. In Eisenach gibt es eine katastrophale Personalnot. Die zeige sich in den Schließungen der städtischen Museen und den neuen Öffnungszeiten im Februar. Waren 1989 noch 20 Mitarbeiter beschäftigt heute seien es noch sieben, 16 sind mindestens notwendig. Er regte an, über eine Bürgerstiftung nachzudenken, z.B. fünf Euro im Jahr pro Einwohner.

Dieter Reuscher (Künstlerischer Leiter Theater Eisenach)musste einschätzen, dass man zu wenig voneinander wisse, Politik und Künstler. So seien Fehlentscheidungen zu vermeiden. Die Künstler würden die «Nestwärme» der Politik vermissen. Ein Schulterschluss mit der Politik sei sehr wichtig. Das Eisenacher Theater stehe zur Kooperation mit Meiningen, das jetzige Modell sei aber falsch. Er wünschte sich langfristige Terminabsprachen in Eisenach, ein Sommerfestival ist denkbar und dann die Frage: Warum müssen Theaterferien immer im Sommer sein? Die Zusammenarbeit mit dem Richard-Wagner-Verband sei gut, der mit der Goethegesellschaft könne besser sein. Der «Tannhäuser» auf der Wartburg sei touristisches Dynamit. Und zum feb (burgtheater) sagte er: «Es brennt, in den nächsten zwei Monaten muss etwas geschehen.»

Daniel Eckenfelder (Jazzklub Eisenach) sprach namens der rund 200 Mitglieder des Eisenacher Jazzklubs. 40 Veranstaltungen mache man im Jahr. Ehrenamtlich werde das Internationale Jazzarchiv der Stadt Eisenach betreut. Eine Stiftungsgründung sei jetzt in Vorbereitung.

Über die Probleme freier Galerien redete Ulrich Kneise (Fotograf, Galerist) in seinem Beitrag. «Kunst muss Spaß machen», so Kneise. Aber mit der Sprache in der Kulturkonzeption der Stadt kam er nicht klar. Zu hoch seien die Ansprüche. Er machte 27 Ausstellungen in seiner Fotogalerie. Doch für auswärtige städtische Präsentationen gab es keine Anfrage. Er frage sich, wer kümmert sich um das Erbe von Ernst Ebert, Leonard Weigelt, wer beachtet das Wirken von Rittweger, Butter, Naidenow und Heyder? Er wolle nun mit Freunden Fotografien für die Stadt Eisenach bewahren und sammeln.

http://www.gis-eisenach.de/eisenach/kulturforum/beitraege/Museen%20und%20Sammlungen%20in%20Eisenach.pdf(Konrad von Freyberg (Automobilbau Museum Eisenach e.V.))bat darum, die Industriegeschichte nicht zu vergessen. Seit 1896 würden in Eisenach Fahrzeuge gebaut. Seit 1992 sei der Verein der Industriekultur verpflichtet. Kulturerbe und Automobilgeschichte seien in Eisenach nicht zu trennen. Der Verein begrüßt die Initiative von Christian Köckert, MdL, eine Stiftung zu gründen. Jedoch wolle dabei der Verein seine Eigenständigkeit bewahren.

http://www.gis-eisenach.de/eisenach/kulturforum/beitraege/Lesen%20und%20Leser%20-%20Die%20Bibliotheken.pdf(Dr. Annette Brunner (Stadtbibliothek Eisenach)) konnte über eine beachtliche Bilanz der städtischen Bibliothek berichten. «Bibliotheken rechnen sich nicht, zahlen sich aber aus», so ihr Fazit. Mit der Bibliothek habe Eisenach ein Zeichen gesetzt. Sie ist für die Leseförderung und das Umland sehr wichtig.

Dass alle Mitstreiter, das größte deutsche Frühlingsfest ehrenamtlich gestalten, darüber informierte Dieter Kuhla (Sommergewinnszunft Eisenach e.V.). Er verwies auf die Unterstützung anderer Vereine wie Wartburgensemble oder Tanzverein, die zur Konferenz nicht zu Wort kommen.

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«Wir stehen auf der Sonnenseite», so Roxana Mereutza (Kammermusikverein Eisenach). Sie bekommen gute finanzielle Unterstützung und sind gefragt. Sie regte an, einen «Kulturpreis für Sponsoren» einzurichten und träumte von Konzerten im Rokokosaal des Stadtschlosses.

http://www.gis-eisenach.de/eisenach/kulturforum/beitraege/Lesen%20und%20Leser%20-%20Die%20Bibliotheken.pdf(Dr. Franziska Nentwig (Bachhaus Eisenach)) erinnerte die Teilnehmer der Konferenz an die Bedeutung der Außenwirkung Eisenachs. «Man darf die Gäste nicht vergraulen». Das Ansehen Eisenachs darf keinen Schaden nehmen und man sollte international Denken. Ein klares Leitbild sei sehr wichtig, Kultur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Christian Stötzner (Kantor Georgenkirche)) betonte, dass Musik zu Eisenach gehöre, angesichts der langen Tradition. Er verlangte langfristige beständige Konzeptionen. Und als Frage: warum kann die Landeskapelle nicht auch Konzerte in der Georgenkirche, in Bachs Taufkirche, geben?

http://www.gis-eisenach.de/eisenach/kulturforum/beitraege/Senioren%20in%20Eisenach.pdf(Oberin i.R. Helga Schöller (Seniorenarbeit)) erinnerte daran, dass 25 Prozent der Eisenacher Senioren sind und sie sich vielfältig in die kulturelle Arbeit einbrächten und auch ein dankbares Publikum seien.

Für mehr Freizeitangebote für die junge Generation plädierten http://www.gis-eisenach.de/eisenach/kulturforum/beitraege/Jugend%20in%20Eisenach.pdf(Björn Lange (Jugendkoordinator Eisenach)/Barbara Schmidt (Studentin)). Dies sei auch wichtig, damit die jungen Leute in Thüringen blieben. Auch solle man die Jugend als Wirtschaftsfaktor begreifen. Was haben sie in Eisenach abends für Möglichkeiten? Es fehle ein Raum zwischen Jazzkeller, Bürgerhaus und Werner-Aßmann-Halle.

Christian Kunert (Galerist, Designer) redete über seine Tätigkeit in der Gewölbe-Galerie am Markt, die jungen und bekannten Künstlern eine Plattform gab. Es fand kaum Beachtung. Für eine Arbeitsplattform junger Eisenacher Künstler sprach sich Hardy Raub (Holzbildhauer Eisenach) aus. Er berichtet von den Schwierigkeiten als junger Künstler. Er habe nun in der Wartburgschleife ein Domizil gefunden.

Joachim Gummert (Tourismus Eisenach GmbH) stellte sich die Frage, was die Gäste nach Eisenach treibe? Burgen und Schlösser seien die Hauptgründe der Touristen zu kommen und man wolle auch Kultur erleben.

Über Probleme der Eisenacher Baukultur sprach http://www.gis-eisenach.de/eisenach/kulturforum/beitraege/16%20-%20Baukultur.pdf(Ingrid Pfeiffer (Verein zur Erhaltung Eisenachs)). Sie schärfte dabei den Blick auf verschiedene Eingriffe in die Eisenacher Baukultur, deren Schäden irreparabel seien, so das Bachhausensemble. Sie forderte klare Konzepte von der Stadt.

Martin Apfel (Geschäftsführer Opel Eisenach) lobte Eisenachs Kultur, die sich sehen lassen könne. Er zog dabei einen Vergleich mit Oberursel. «Die feiern jetzt 100 Jahre Seifenkistenrennen!» Aber in Eisenach könne mehr los sein, sprach dabei die Ess- und Kneipenkultur, nicht die Streitkultur an.

Dr. Hans-Joachim Hoog (Verkehrsverein Eisenach) wünschte sich ein Stadtmarketingkonzept, die kulturellen Highlights der Stadt seien nicht Sommergewinn, Moonwalk und die Burschenschaften, auch nicht nur BWL – Bach-Wartburg-Luther. Eisenach braucht bei dem vielfältigen Angebot einen «Marktplatz der Ideen» zur Koordinierung aller Maßnahmen.

Über kommunalrechtliche Fragen bei der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Bürger informierte http://www.gis-eisenach.de/eisenach/kulturforum/beitraege/Kommunalrechtliche%20Fragen.pdf(Ralf Burchardt (Landesregierung Thüringen)). Er sprach vom kommunalrechtlichen Mitwirken, einem Kulturbeirat oder einem Kulturverein.