«Froher Tag, verlangte Stunden» – Textheft ersteigert

Das originale Textheft von 1732 zu der Bach-Kantate «Froher Tag, verlangte Stunden» wurde bei der im Rahmen der Leipziger Buchmesse und 15. Leipziger Antiquariatsmesse stattfindenden Auktion des Sächsischen Auktionshauses Johannes Wend versteigert. Mit einem Zuschlagpreis von 10500 € setzte sich das Bachhaus gegen Mitbieter aus dem In- und Ausland sowie namentlich nicht genannte schriftliche Bieter durch.

Johann Sebastian Bach schrieb die Kantate zur Wiedereröffnung der Thomasschule am 5. Juni 1732. Diese war zuvor umfassend renoviert worden – Bach und seine Familie hatten deshalb ein Jahr zuvor ihre Kantorenwohnung in der Thomasschule vorübergehend räumen müssen. Für Bach und seine Ehefrau Anna Magdalena wird die Neueröffnung daher wohl auch persönlich ein «froher Tag» und eine herbeigesehnte Stunde gewesen sein. Die Renovierungsmaßnahmen erfolgten unter dem Rektorat des früheren Weimarer Hofbibliothekars und Philologieprofessors Johann Matthias Gesner, mit dem Bach noch aus seiner Zeit als Konzertmeister in Weimar eng befreundet war. Von der 1732 umgebauten Thomasschule besitzt das Bachhaus heute noch die Eingangstür zu Bachs Wohnung, durch die seit seiner Wiedereröffnung im Mai 2007 alle Besucher das Museum betreten.

Die Musik dieser Bach-Kantate ist wie im Fall zahlreicher anderer weltlicher Werke Bachs verschollen. Umso wichtiger für die Bachforschung sind die erhaltenen Texthefte, von denen der Leipziger Verleger Bernhard Christoph Breitkopf 1732 etwa 500 Stück drucken ließ – sie allein geben heute noch Aufschluss über Text und Aufbau der Kantate, darunter vier Arien und zwei Chöre. Identifizieren ließ sich hieran die Musik der Eingangsarie «Froher Tag, verlangte Stunden» – denn sie verwendete Bach später erneut für den Eingangschor des Himmelfahrts-Oratoriums BWV 11 «Lobet Gott in seinen Reichen».

Das Bachhaus in Eisenach ist das älteste und größte Bach-Museum weltweit und mit dem Bonner Beethovenhaus eines der beiden meistbesuchten Musikermuseen Deutschlands. Den Ankauf unterstützt seine Trägerin, die internationale Neue Bachgesellschaft mit Sitz in Leipzig. «Nur alle 50 Jahre gelangt einmal ein zeitgenössisches Textheft zu einer Bach-Kantate in eine Auktion», freut sich Bachhaus Direktor Hansen. Eine Integration der Neuerwerbung in die ständige Ausstellung ist geplant.

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