Gastvortrag «Bach in den Diktaturen»

Ausgehend von der aktuellen Sonderausstellung im Bachhaus Eisenach «Blut und Geist» untersucht der Weimarer Journalist und Autor Thomas Bickelhaupt in seinem Vortrag den Umgang mit dem Werk Johann Sebastian Bachs im Nationalsozialismus und in der DDR. Mit zahlreichen Beispielen und nicht zuletzt anhand seiner persönlichen Erfahrungen als ehemaliger Thomaner belegt er die in beiden deutschen Diktaturen angestrebte Vereinnahmung von Bachs Musik im Sinne der jeweils herrschenden Ideologie.
Während in der NS-Zeit die «rassische» Einordnung im Vordergrund stand, war die DDR mit dem «Aufklärer Bach» um ein Bild bemüht, das den Organisten und Kirchenmusiker jenseits seiner protestantischen Weltsicht als Künder eines abstrakten Humanismus etablieren sollte. Der Vortrag weist jedoch auch nach, dass es jenseits aller Deutungsmuster und trotz praktischer Schwierigkeiten in beiden Diktaturen stets eine lebendige Bach-Pflege gab.

Thomas Bickelhaupt, Jahrgang 1952, stammt aus Südthüringen und war ab 1962 Mitglied des Leipziger Thomanerchores unter dem früheren Eisenacher Landeskirchenmusikdirektor Erhard Mauersberger. Seit über drei Jahrzehnten ist er als Diplom-Journalist in Weimar tätig, darunter seit 1994 für die bundesweite Nachrichtenagentur Evangelischer Pressedienst (epd). 2006 war er zusammen mit Heinz Stade Autor des Reiseführers «Unterwegs zu Bach» (Weimarer Taschenbuch-Verlag). Im gleichen Jahr erschien sein Bildband «Thüringen» im Münchner Bucher-Verlag, der mit dem Text-Bild-Band «DDR – Ein fernes Land» soeben sein jüngstes Buch veröffentlichte.

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