Gefühlvolles Spiel auf historischen Instrumenten

Hätte man vor dreihundert Jahren den Stein der Weisen entdeckt, dann wäre Johann Sebastian Bach am vergangenen Mittwoch 322 Jahre alt geworden. Zu seiner Geburtstagsfeier im Eisenacher Bachhaus wäre er sicherlich erschienen, und besonders gefreut hätte er sich wohl um die Mittagszeit herum:
Dann nämlich lud die Neue Bachgesellschaft zum traditionellen Geburtstagskonzert.

Florian Schröter heißt der Pianist, der eine Stunde lang in die Barockzeit entführte. Der Zwanzigjährige hat sich – ungewöhnlich für seine Generation – ganz der klassischen Musik verschrieben. Seit September arbeitet er als Freiwilliger im Kulturellen Jahr im Bachhaus. Schröters musikalische Referenzen sind vielfältig: Seit mehr als 14 Jahren erhält er Klavierunterricht, er war zwei Mal Bundessieger beim Wettbewerb «Jugend musiziert» und erhielt zahlreiche Förderpreise.
Eigens für den Bach-Geburtstag hat Schröter ein Programm zusammengestellt, das den Meister freuen würde: Es gibt Stücke von Johann Sebastian selbst, aber auch einiges von seinen Söhnen und Vettern zu hören. Mit Leichtigkeit wechselt der junge Musiker dabei die Instrumente: Er tauscht die Orgel gegen das Cembalo, das Cembalo gegen das Spinett und verzaubert mit einer wunderschönen Aria auf dem Clavichord. Zwischendrin erzählt er kleine Anekdoten, führt seine Zuhörer gekonnt durch sein Programm.
Erweckt Schröter schon allein durch seine technische Brillanz Erstaunen, verdient vor allem sein gefühlvolles Spiel höchste Bewunderung. Stets trifft er die richtige Lautstärke, spielt mal frisch, mal sanft, behutsam und beinahe scheu.
Ein großartiges Konzert von einem jungen Musiker, von dem wir noch viel zu erwarten haben.
Die wirkliche Größe eines Künstlers jedoch erkennt man an seiner Bescheidenheit:
Als Schröter sich bei Uwe Fischer bedankt, der den Blasebalg der Orgel bedient, kommentiert er: «Herr Fischer hat die Arbeit, denn er muss die Luft in die Orgel ziehen. Ich muss sie dann nur wieder herauslassen…»

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